Mittwoch, 27. November 2019

Liebloses Geschwafel

Wenn Betriebswirte predigen

In ihren blogs zitieren die Kritiker der Neuapostolischen Kirche (NAK), die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist und einen so genannten "Stammapostel" an die Spitze gesetzt hat, aus den Predigten des derzeitigen NAK-Chefs, der aus Frankreich kommt und deshalb eigentlich etwas von Liebe verstehen müsste. Aber das ist natürlich auch nur eins dieser Vorurteile.

Über diesen Prediger wissen sollte man unbedingt, dass er Betriebswirt ist. Schon einer meiner Volkswirtschaftslehre-Professoren an der Universität Mainz war sich vor Jahrzehnten sicher: "Betriebswirte können nicht über den Tellerrand schauen." 

Wohl auch deswegen tischt dieser NAK-Chef seinen Zuhörerinnen und Zuhörern immer wieder die Mär von einem Gott auf, der immer nur fordert. Im Alten Testament mag man dafür Belege finden, man findet aber auch solche für einen anderen Gott. 

Als ich bei einem Mormonen wohnte, der Gästezimmer vermietete, fiel mir an der Kellertür ein Plakat mit einer Geschichte über einen Menschen auf, der sich mit Gott streitet, weil er sich gelegentlich von ihm verlassen fühlt. Das schließt er aus Spuren im Sand, die erst vier Füße zeigen und dann nur noch zwei. "Dort hast du mich verlassen", sagt der Mensch. Gott antwortet: "Nein. Dort habe ich dich getragen."

Und dann ist da noch Paulus, der an die Korinther schreibt: "Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit..."

Wobei wir wieder bei meinem Volkswirtschaftslehre-Professor wären...Ich schließe meine Ausführungen mit einem Satz von Erich Fried: "Es ist wie es ist, sagt die Liebe." Über die sagt Jesus laut Neuem Testament übrigens, sie sei größer als Hoffnung und Glaube. Das kann ein Betriebswirt wohl nicht verstehen.