Freitag, 3. August 2018

Außer Sekte

Aber immer noch außer sich

Das Internet eröffnet viele Möglichkeiten - also auch viele Möglichkeiten zum Streit. Denn im Netz verliert man sich nicht so leicht aus den Augen. Man muss nur googeln. Oder Links speichern, die man jeden Morgen aufruft. Am besten vor dem Frühstück. Mit leerem Magen ärgert man sich am besten.

Franz-Christian Schlangen aus Karlsbad ist schon lange außer Sekte, aber trotzdem immer noch außer sich, wenn er die Texte seines Lieblingsautors aufruft. Der heißt Peter Johanning und kommt aus Bielefeld. Stimmt. Wir alle wissen natürlich, dass es Bielefeld gar nicht gibt. Also muss Peter Johanning woanders herkommen. Viel wichtiger ist jedoch, wo er hingekommen ist.

Nach Zürich. In die Schweiz kam er, weil er in eine Talkshow gekommen war. Da seine Chefs gekniffen hatten, stellte er sich den Fragen zur Neuapostolischen Kirche (NAK). Schon vor der Sendung hatten NAK-Mitglieder den Moderator wüst beschimpft, einige dieser Briefe wurden vor dem Gespräch verlesen. Das machte die Sache für Peter Johanning nicht gerade leichter. Als er aber erzählte, dass er im Haus gelegentlich den Staubsauger schwingt, war alles wieder gut. 

Und es kam noch besser. Für den öffentlich gemachten Hausputz wurde er 1996 mit dem Job als Medienreferent der Neuapostolischen Kirche International belohnt. Als solcher haute er fortan auf den Putz und verstand die Bibel immer falsch. Dafür gab er korrekt wieder, was seine Vorgesetzten öffentlich sagten. Wie vorher schon als gelernter Journalist im Rathaus von Bielefeld. 

Wir erinnern uns: Bielefeld gibt es gar nicht. Wie für Franz-Christian Schlangen die Bibel als heiliges Buch. Wer da nicht außer sich ist, ist wahrscheinlich nicht aus der Sekte.    


Aufgelesen 2018 (II)

Zeugin Jehova setzt lieber auf Gott

Mit anderen Worten, Sie würden lieber verbluten, als in einem Notfall eine lebensrettende Bluttransfusion zu akzeptieren?
In dem Moment, in dem ich so schwer krank bin, kann mir kein Arzt versprechen, dass ich mit einer Bluttransfusion am Leben bleiben würde. Deswegen setze ich lieber auf die Sicherheit von Gott, als mich einem Arzt anzuvertrauen, der mir bestenfalls eine 50:50-Chance zum Überleben bieten kann. Ich glaube fest daran, wenn ich treu bleibe selbst bis zum Tod, dass mir Gott das Leben auch wieder zurückschenken kann.


1815ch, 24. Mai 2018

Zeugen Jehovas schwärmen aus

Von Oberbilk bis raus nach Lank-Latum meldeten sich Leser beim EXPRESS und wollten wissen, was dahinter steckt. Auch in Köln und weiteren Teilen des Rheinlands wurden gleich massenhaft Klingel-Attacken der von einigen als Sekte, von anderen als Glaubensgemeinschaft eingestuften Gruppe gemeldet.

Express, 31. Mai 2018


Will sich nicht mehr verstecken
Jehovas Zeugen stehen Schwulen neutral gegenüber. Sie äußern sich nicht negativ, befürworten es jedoch auch nicht. Innerhalb der Gemeinde ist es aber nicht erlaubt, als bekennender Schwuler zu leben. Es werden bestimmte Bibelverse wie zum Beispiel 3. Mose 18,22 „Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau, es ist ein Gräuel“ zur Untermauerung ihres Standpunkts zitiert.
Hängt dein Ausstieg mit deiner Homosexualität zusammen?

Ja, das ist der Hauptgrund. Ich wollte kein Doppelleben mehr führen und mich nicht verstecken, wenn ich mit meinem Freund zusammen bin.
blu, 1. Juni 2018

Traumatisiert nach ritueller Gewalt

Cathrin Schauer-Kelpin arbeitet für den Karo-Verein in Plauen. Hier kümmert sie sich auch um die Opfer ritueller Gewalt. Dabei hat sie schon viel zu sehen und zu hören bekommen. Die Betroffenen, erzählt sie, "haben meist extrem sadistische und sexualisiert zielgerichtete Gewalt mit Folter oder mit Nahtoderfahrung erlebt. Die sind schwer traumatisiert. Diese Dinge, die ihnen passieren, sind so grauenvoll und für manche Leute so nicht zu fassen, dass es häufig passiert, dass ihnen nicht geglaubt wird."

MDR, 2. Juni 2018

Aussteiger darf Gruppe Sekte nennen

Erdmann ist in einer Glaubensgruppe aufgewachsen, deren Anführerin vorgibt, von Gott Anweisungen zu erhalten, welche die anderen Mitglieder nach Angaben mehrerer Aussteiger befolgen müssen. Ein großer Teil der Anhänger der Gruppierung um Sylvia D. war oder ist für die Firma tätig. Erdmann stieg 2012 aus und wies in Interviews, auf Facebook sowie gegenüber Geschäftspartnern des Unternehmens auf Missstände hin, etwa Ausbeutung sowie psychische Gewalt. Die Firma verklagte ihn deshalb 2016 auf Unterlassung.

Frankfurter Rundschau, 8. Juni 2018

Innerer Aufstand

«Ich habe innerlich immer dagegen rebelliert, mich den Phrasen und Litaneien der Prediger unterzuordnen. Aber die schleppen dich mit, da hast du keine Chance», sagt Bochow, der in Berlin geboren wird und später mit seiner Familie − Mutter, Schwester und Stiefvater − nach Speyer am Rhein zieht. «Die ersten Schuljahre sind mir ganz schlecht in Erinnerung geblieben. Ganz einfach darum, weil ich von allen anderen Kindern gemieden und gehänselt wurde, weil meine Mutter bei den Zeugen Jehovas war», erinnert sich Bochow.

1815Schweiz, 8. Juni 2018

Kontakt mit Mutter verboten

Mein Vater und meine Stiefmutter lebten mit mir und meinem Zwillingsbruder und meinem älteren Bruder in Wuppertal, Deutschland. Der Kontakt zu meiner leiblichen Mutter wurde mir verwehrt. Sie verschwand aus meinem Leben, als ich etwa fünf war. Bis heute habe ich kaum Kontakt zu ihr. Ich weiss, dass sie mit den Zeugen Jehovas gebrochen hatte und in Alkoholismus und Arbeitslosigkeit abrutschte. Wirklichen Kontakt zu anderen Menschen ausserhalb der Zeugen Jehovas hatte ich nicht.

Luzerner Zeitung, 24. Juni 2018

100 Jahre Waldorfschulen

Hopmann antwortete: "Im Mittelpunkt steht bei denen der Mensch, wie Rudolf Steiner ihn sieht, also als Reinkarnation, als Mitglied einer Rasse, als Charaktertyp usw. Ziel ist es, den jeweiligen Menschen entsprechend den steinerschen Lehren zu formen bzw. sein 'Wesen' zu entfalten. So wie bei anderen Sekten verbindet sich damit ein Totalitätsanspruch: Wir wollen dich mit Haut und Haaren, mit deiner ganzen Persönlichkeit vereinnahmen – nicht anders als eine Bank dein Geld will: Nicht um nett zu dir zu sein, sondern um an dir Geld zu verdienen. Bloß blöd, wenn man zu jenen Wesen zählt, denen laut Steiner Dahinsiechen oder Verkümmern vorausbestimmt ist. Denen geht es dann wie bei der Bank, wenn die Kreditwürdigkeit dahin ist."

Humanistischer Pressedienst

Trauerbrief löst Entsetzen aus

Beim Blick auf den Umschlag schöpfte Familie Bay noch keinen Verdacht. Eine fremde Frau hatte geschrieben. Auf der Adresse stand die Formulierung „Trauerhaus“. Beim Lesen des Briefes reagierte Claudia Bay dann zuerst irritiert, später verärgert. Eine Frau aus Wesel, die sich als Mitglied der Zeugin Jehovas bezeichnete, bekundete in dem Schreiben ihr Beileid, um zum Ende regelrecht Werbung für den Eintritt in die sektenartige Gruppierung zu machen: „Wenn Sie mehr erfahren möchten, können Sie sich gerne an mich wenden, ansonsten werden Sie nichts mehr von mir hören“, heißt es in dem Schreiben. „Ich war entsetzt, dass man unsere Trauer so ausnutzt“, sagt Claudia Bay, die mit ihrem Mann in Hünxe-Gartrop lebt.

Rheinische Post, 28. Juni 2018 

Misshandlung mit Rute

 Es könnte einer der letzten Prozesse der Zwölf Stämme am Nördlinger Amtsgericht sein. Am nächsten Donnerstag muss sich ein Mitglied der Gruppe wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und schwerer Körperverletzung verantworten. Wie Amtsgerichtsleiter Dieter Hubel auf Nachfrage der Rieser Nachrichten sagt, wird dem Mann vorgeworfen, zwei Kinder mehrmals mit einer Rute geschlagen zu haben.

Augsburger Allgemeine, 30. Juni 2018

Colonia Dignidad: Der nächste Skandal

Ausgerechnet das Auswärtige Amt verweigert in einer Vorlage, die der WZ vorliegt, eine direkte Opfer-Entschädigung. Ein Skandal, findet Bundesabgeordnete Ulle Schauws (Bündnis90/Die Grünen) aus Krefeld.Dabei gibt es auf die Mitschuld deutscher Behörden an den Gräueltaten etliche Hinweise. Grünen-Politikerin Renate Künast treibt 2016 endlich die Aufarbeitung der Verbrechen in der Horror-Sekte auf bundespolitischer Ebene voran, reist mit einer überfraktionell aufgestellten Delegation zum Ort des Geschehens, kehrt wütend und betroffen zurück. Irgendwann ringt sich der Bundestag durch zu einem Votum zur Bereitstellung von Geldern für eine umfangreiche Opferentschädigung. Erst in diesem Frühjahr reist eine weitere Delegation nach Chile, unter ihnen der Krefelder Oberstaatsanwalt Axel Stahl.

Westdeutsche Zeitung, 4. Juli 2018 

Datenschutz: Zeugen Jehovas scheitern mit Klage

Wenn Zeugen Jehovas Tür-zu-Tür-Besuche machen und Daten von ihren Gesprächspartnern erheben, müssen sie sich dabei an die EU-Datenschutzrichtlinie halten. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg am Dienstag entschieden.

Anlass für die Klage war ein Urteil aus Finnland. Im September 2013 entschied die dortige nationale Datenschutzkommission, dass die Zeugen Jehovas personenbezogene Daten von Hausbesuchen nur erheben und verarbeiten dürfen, wenn sie sich an die rechtlichen Bestimmungen halten. Die Zeugen Jehovas klagten gegen diese Auflage, der Fall wurde an den EuGH weitergereicht.


Süddeutsche Zeitung, 10. Juli 2018

Von Sekten bedroht

In seiner Kolumne schreibt Hugo Stamm seit Jahren, wie radikaler Glaube das Bewusstsein einengt und die geistige Freiheit behindert. Deshalb wird er von Sekten bedroht.

Humanistischer Pressedienst, 16. Juli 2018

Anmerkung: Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Eine Zeitlang hat mich die Neuapostolische Kirche (NAK) mit Strafanträgen zugenagelt, war aber nie erfolgreich. Die Zeugen Jehovas verklagten mich und gewannen einen Prozess mit höchst fragwürdigen Methoden. Nach einer Sendung über die Scientology Church und die NAK rief mir jemand in der Altstadt von Hannover nach: "Dich kriegen wir auch noch." Verleumdungen und üble Nachrede waren an der Tagesordnung. Eine kurze Würdigung: hier klicken

Scientology-Werbung nervt Fahrgäste

Die von der breiten Öffentlichkeit als Sekte wahrgenommene, aber offiziell als Religion anerkannte Organisation Scientology wirbt in der Schalterhalle des Bahnhofs SBB für ihr Informationszentrum. Das berichtet die Newsplattform barfi.ch. Die grosse Anzeige gleich neben der Zuganzeige lädt Fussgänger dazu ein, dem Zentrum an der Burgfelderstrasse einen Besuch abzustatten. Die Werbung sorgt für heftige Reaktionen bei einzelnen Fahrgästen. «Ich war zutiefst schockiert, weil ich dies an einem so öffentlichen Platz nicht erwartet habe», wird eine Passantin zitiert.

Baseler Zeitung, 23. Juli 2018

Im Bann der Seelenfänger

Viele Fußballfans kennen Esther Sedlaczek als langjährige Sky-Sportmoderatorin. Für ein ambitioniertes Projekt hat die 32-Jährige nun ihr gewohntes Arbeitsumfeld verlassen. In der A&E-Dokumentation "Total Control – Im Bann der Seelenfänger" wird sie einem psychologischen Phänomen auf die Schliche gehen: der Manipulation von Menschen durch Sekten, radikale Ideologien, religiösen Fanatismus und dergleichen. Die Dreharbeiten starteten letzte Woche, eine Ausstrahlung ist für November 2018 auf dem Pay-TV-Sender A&E geplant.

Prisma, 25. Juli 2018

Die Weltanschauungsbeauftragten und die "Bastelreligiösität"

Als Grund für die starke Fragmentierung nennt er neben der Pluralisierung der Gesellschaft den schwindenden Einfluss der großen Kirchen. Als Gegenreaktion würden Menschen andere sinngebende Wege suchen, was auch zu einem Aufschwung der Esoterik geführt habe. “Man sucht sich seinen eigenen Weg ins Heil”, erklärt Pöhlmann und spricht von einer “Bastelreligiösität”.

HuffPost, 26. Juli 2018


Zeugen Jehovas zerstören Kinderseelen

Bei den Zeugen Jehovas hören sie dann, dass der Vater oder die Mutter, die nicht Teil der Sekte sind, dem Satan gehören würden.

Wenn Kinder noch klein sind, glauben sie das – sie haben dann wahnsinnige Angst um ihre Eltern. Sie bekommen Panikattacken und nässen sich ein. So werden Seelen zerstört. Insbesondere die von Kindern.

Focus online, 27. Juli 2018

P. S. Ich kenne die Frau, die das sagt. Und zwar von daher Was sie sagt, stimmt zwar, aber...

Umgang mit Sektenmitgliedern

Egal, ob es um eine Heilergruppe, die Zeugen Jehovas, eine Pfingstkirche oder Scientology geht: Betroffene Angehörige versuchen dann, das Familienmitglied oder den Freund mit Argumenten zu überzeugen, von der Sekte Abstand zu nehmen – und scheitern dabei allzu oft.

HuffPost, 27. Juli 2018

Aufgelesen 2018 (III)