Dienstag, 22. Juni 2021

Aufgelesen (2021)

Radikale "Christen" und die Hintergrundmächte

Wer sich auf die Suche macht, der findet. Zum Beispiel Jakob Tscharntke, den Pfarrer einer Freikirche im württembergischen Riedlingen. Die Videos seiner Predigten sind für jedermann im Netz abrufbar. Tscharntke steht mit einer lilafarbenen Krawatte hinter seinem Rednerpult und versucht, die Menschen in Deutschland zu erreichen, die, wie er sagt, noch nicht kapituliert haben „vor Merkel, Spahn, Söder und Co. und den Hintergrundmächten, die dahinterstehen“. Tscharntke ist einer großen Verschwörung auf der Spur: Corona als Trick der Mächtigen, um die Leute zu knebeln. 

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Januar 2021

Abstand zu Querdenkern halten

Für kritische Distanz zur Querdenker Initiative hat sich der bayerische landeskirchliche Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen, Matthias Pöhlmann, ausgesprochen. Zwar sei das Demonstrationsrecht ein wertvolles Grundrecht und auch die Diskussion über staatlich verordnete Maßnahmen sei wichtig, betonte er am Montag bei einem Pressegespräch der evangelischen Landeskirche. Dennoch müsse immer auf den weltanschaulichen Hintergrund der Akteure geachtet werden. Im Bezug auf die Querdenker heiße das: "Abstandsregeln, ob physisch oder geistig, sind dringend zu empfehlen", sagte Pöhlmann.

Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2021

In der Wahn-Welt der Zeugen Jehovas

Alexander Strobl wuchs in einer Welt des wahnhaften Glaubens auf. Mit 18 fing er an zu zweifeln. Mit 21 ist er für seinen Vater gestorben. Heute will er anderen helfen, wegzukommen. Von Sekten, Gedankenkontrolle und Psychoterror.

Idowa, 23. Januar 2021

"Zeugen Jehovas gefährlich wie Scientology"

Die 25-Jährige wurde in die – wie sie selbst betont – "extremistische Gemeinschaft" der Zeugen Jehovas hineingeboren, der weltweit über 8,6 Millionen Menschen angehören. In Österreich gibt es über 21.000 Mitglieder der seit 2009 offiziell anerkannten Religionsgesellschaft. "Die Zeugen halten alle für harmlos. Man belächelt vielleicht diejenigen, die in der Fußgängerzone stehen und die Zeitung 'Wachtturm' anbieten. Aber das stimmt nicht - sie sind nicht weniger gefährlich als Scientology," sagt die Leipzigerin. Daher ist ihr ein Umdenken in der Gesellschaft so besonders wichtig.

Woman, 29. Januar 2021

Institut für Weltanschauungsrecht: Verlieren Zeugen Jehovas ihren Körperschaftsstatus?

Laut Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) hatte die Sektenexpertin auf „menschenrechtswidrige Praktiken der Ächtung, der Todesfälle aufgrund Verweigerungen von Bluttransfusionen sowie die Förderung von sexueller Gewalt insbesondere an Minderjährigen durch die sogenannte Zwei-Zeugen-Regel aufmerksam“ gemacht. Zu den Vorwürfen erklärten die Zeugen Jehovas laut ifw, „dass getaufte Zeug_innen, die nicht mehr praktizieren, grundsätzlich nicht gemieden würden. Das gelte aber nicht für Menschen, die wiederholt eine ‚Sünde‘ wie Sex vor der Ehe, Rauchen, Wählen oder das Akzeptieren einer Bluttransfusion begehen, bzw. sich zu einem anderen Glauben oder Nicht-Glauben bekennen und keine Reue zeigten.“ Hinsichtlich der Bluttransfusionsfrage hätten die Zeugen Jehovas zwar eingeräumt, dass eine Bluttransfusion zu verweigern sei, aber nicht zu mehr Todesfällen führe.

KIR, 8. Februar 2021

Corona-Tricks

Die Zeugen Jehovas stellen Videos ins Internet und verteilen Briefe, in denen Corona ein Vorbote für den Weltuntergang genannt wird. Scientology versucht mit einer vermeintlichen Informationskampagne über Hygieneregeln, verunsicherte Menschen zu sich zu ziehen. Sie veröffentlichen Videos mit den bekannten Hygienetipps. Wer dann auf der Seite weiter nach unten scrollt, kann sich direkt für ein Online-Seminar anmelden.

hessenschau, 16. Februar 2021

Zeugen Jehovas zerstören Familien

Zeugen Jehovas: Das klingt für viele nach einem Phänomen aus längst vergangenen Zeiten. Doch die Religionsgemeinschaft ist aktiv wie eh und je. Junge Leute, die ausgestiegen sind, schildern: Die „Zeugen“ kosteten sie den Kontakt selbst zu engsten Familienmitgliedern.

Die Welt, 24. Februar 2021 

Am Nordpol von Gott ernährt

Wenn die Zeiten hart sind, finden Scharlatane leichter Opfer. Auch in der Pandemie sind Menschen anfällig. Einige glauben gar, sie werden am Nordpol von Gott ernährt, bevor es das 1000-jährige Reich des Friedens auf Erden gibt. 

Lübecker Nachrichten, 8. März 2021

Zaubertrank aus dem Weserbergland

In Großbritannien ist das Neo-Druidentum als Religion anerkannt, in Deutschland gibt es diverse Vereinigungen. "Ich verstehe mich als Kräuter- und Pilzkundiger", sagt der Mann aus Bodenwerder im Weserbergland. "Ich bin kein Apotheker und kein Heilpraktiker." Rund 30 Tinkturen, Elixiere und Tränke kann vom Berch mischen, verkauft sie aber nicht. Sein Zaubertrank zum Beispiel enthält unter anderem gehackte Walnüsse, Mistel, Beifuß und Johanniskraut – die Zubereitung in Glasballons dauert Wochen. In seinen Genuss kommen Familie, Freunde oder Teilnehmer der Wald-Erkundungen des Druiden, die zuletzt coronabedingt monatelang ausfallen mussten. Im Moment streift Michel vom Berch meist allein durch den Vogler. 

Badische Zeitung, 16. März 2021

Miss Sachsen und ihre Kindheit bei den Zeugen Jehovas

Am Freitag erscheint das erste Buch von Sophie Jones (25), der amtierenden Miss Sachsen aus der Nähe von Leipzig. Darin verarbeitet sie ihre Kindheit und Jugend bei den Zeugen Jehovas - und eine tief verwurzelte Liebe zur Literatur. 

Tag 24, 26. März 2021

Harmloser Anfang-bitteres Ende

Was harmlos beginnt, kann bitter enden, ehe man es realisiert hat. Sekten greifen in der Krise nach fragilen Menschen und treiben ihr Unwesen. “Aussteiger”, die den Betrug wittern, werden unter Druck gesetzt. Mitglieder werden dazu angestiftet, andere Menschen in die Fänge der Sekte zu treiben. Hierfür werden auch die neuen Möglichkeiten der digitalen Vernetzung genutzt: Auf Facebook, Whatsapp, Instagram und Telegram werden die Tentakel ausgeworfen. Und wie so oft geht es um das liebe Geld…

Südtirol News, 4. April 2021

Sekten schießen aus dem Covid-Boden

Der tragische Todesfall in dem Camp in der Nähe von Lorient wirft ein Schlaglicht auf den gefährlichen Boom einer ganzen Branche. Wie die französische Ministerin für Bürgerfragen, Marlène Schiappa, diese Woche erklärte, sind in Frankreich im Verlauf der Covidkrise rund 500 Sekten und ähnliche Gruppen aus dem Boden geschossen. „Darunter sind neue Gurus, die sich der Pandemie bedienen, um angebliche Heilmethoden anzubieten, die in Wahrheit in psychologischer Unterwerfung oder Geld-Abzocke bestehen“, sagte Schiappa. Als Folge kündigte sie eine „Verstärkung“ der nationalen Anti-Sekten-Mission (Miviludes) an. Konkreter dürfte sie in den nächsten Tagen werden.

Frankfurter Rundschau, 9. April 2021

Ein fremdbestimmtes Leben

Die Zeugen Jehovas haben strenge Vorschriften, die häufig auch das Familienleben der Mitglieder beeinflussen. Sie sind dafür bekannt, keine engen Kontakte außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft zu haben. Wer die Zeugen Jehovas verlässt, darf nicht mehr mit Angehörigen sprechen, die Mitglieder sind - auch wenn es die eigenen Eltern oder Kinder sind. Geburtstage, Weihnachten oder Ostern werden nicht gefeiert, zu Halloween gibt es keine Verkleidung. Zudem ist das Leben der Mitglieder zu einem großen Teil fremdbestimmt.

MDR, 14. April 2021

Schwul sein darf man bei den Zeugen Jehovas nicht

Alexander wächst in einem Zwiespalt auf: Er ist Zeuge Jehovas und schwul. Offen homosexuell zu leben, ist allerdings ein klarer Verstoß gegen die Regeln der Zeugen Jehovas. „In der Welt der Zeugen Jehovas gibt’s kein Schwulsein und da ist Schwulsein nicht erlaubt und da ist Schwulsein eine Einstellung, die man verändern kann. Wenn sie sich nicht ändern können, dann müssen sie halt sterben. Also das ist die Einstellung von den Zeugen Jehovas“, sagt Alexander. Seine größte Angst ist, aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden: „Weil wenn ich schwul wäre, würde ich meine ganze Welt verlieren: meine Familie, Freunde, mein ganzes Gemeindenetz, Verwandtschaft. Und das war undenkbar für mich.“

Deutschlandfunk, 23. April 2021

Homosexualität: Ein Lesetipp

Auf dem falschen Fuß erwischt

Für viele esoterische und spirituelle Gruppen ist die Pandemie ein Weckruf und ein Signal, die Bindungen an die irdische Realität zu überwinden und die geistige Transformation zu forcieren. Sie glauben, durch Meditation das Immunsystem stärken zu können und nicht mehr ansteckbar zu sein.

Sie haben vor Monaten eine weltweite Meditationsaktion gestartet, um das Virus «auszulöschen». Viele tragen denn auch keine Masken, gehören zu den Verschwörungstheoretikern und verharmlosen das Virus. Gebracht hat die Meditationsaktion nichts. Weitere Pandemiewellen rollten an.

Watson, 1. Mai 2021

Gibt es gute Sekten?

Schon im 19. Jahrhundert gab es aber esoterische Gruppen, die sektenhafte Züge aufwiesen. Das russische Medium Helena Petrovna Blavatsky reiste damals nach Südostasien und liess sich von den fernöstlichen spirituellen Ideen inspirieren. 1875 gründete sie die Theosophische Gesellschaft, die Urmutter der westlichen Esoterik. Ihr Weggefährte war Rudolf Steiner, der später die Anthroposophie ins Leben rief.

Watson, 15. Mai 2021

Schlafpredigerin plant Mord

DOMRADIO.DE: In Ihrem Podcast "Secta" nehmen Sie in der aktuellen Folge die Åkerblom-Bewegung unter die Lupe. Was verbirgt sich dahinter?

Fabian Maysenhölder (Evangelischer Pfarrer und Podcaster): Hinter der Åkerblom-Geschichte verbirgt sich eine sogenannte True-Crime-Geschichte. Da geht es am Ende auch um einen Mordversuch. Letztendlich ist das zurückzuführen auf eine Frau namens Maria Åkerblom. Sie war eine sogenannte Schlafpredigerin, die in Trance gepredigt hat und eine Gruppe von Leuten um sich geschart hat.

Die Gruppe hatte ein sehr apokalyptisches Weltbild. Sie wollten dann auch zwischenzeitlich nach Israel oder Palästina reisen - wir sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts -, um dort quasi die Endzeit zu erleben.

Es gab auch Kritiker der Gruppe. Einen solchen Kritiker wollte Maria Åkerblom ermorden lassen. Das ist zum Glück fehlgeschlagen. Sie ist trotzdem im Gefängnis gelandet. Das war das Ende dieser Gruppe, da die Prophetin dann im Gefängnis war und die Gruppe nicht mehr richtig lenken konnte.

Domradio, 23. Mai 2021

Glenn Close sollte moralisch wiederbewaffnet werden

US-Schauspielerin Glenn Close (74) hat von ihrer Jugend in einer Sekte berichtet. Ihre Familie habe sie mit sieben Jahren in eine Gruppe namens MRA (Moral Re-Armament, Deutsch etwa: Moralische Wiederbewaffung) eingeführt. Die Sekte habe eine starke Kontrolle ausgeübt, sagte Close in der Fortsetzung der Doku-Serie „The Me You Can’t See: A Path Forward“ („Das Ich, das Du nicht siehst: Ein Weg nach vorn“) von US-Moderatorin Oprah Winfrey (67) und Prinz Harry (36). Mit 22 Jahren habe sie den Ausstieg aus der Sekte geschafft.


Kardinal Marx bietet Papst Rücktritt an

„Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, schrieb Marx dem Papst. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es „viel persönliches Versagen und administrative Fehler“ gegeben habe, aber „eben auch institutionelles oder systemisches Versagen“.  Die Diskussionen der letzten Zeit hätten gezeigt, „dass manche in der Kirche gerade dieses Element der Mitverantwortung und damit auch Mitschuld der Institution nicht wahrhaben wollen und deshalb jedem Reform- und Erneuerungsdialog im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise  ablehnend gegenüberstehen“. Dieser Haltung erteilte Marx eine klare Absage. Statt dessen müsse etwa der in Deutschland begonnene „Synodale Weg“ weitergehen, für den Marx sich stark eingesetzt hat.


Papst lehnt Rücktritt ab

Papst Franziskus hat den Rücktritt von Kardinal Reinhard Marx als Erzbischof von München und Freising abgelehnt. "Ich stimme Dir zu, dass wir es mit einer Katastrophe zu tun haben: der traurigen Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist", schrieb der Papst in einem Brief an Marx: "Und genau das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising."

tagesschau, 10. Juni 2021

Nächsten Monat im SWR: Vater möchte seine Kinder sehen

Über seine Erfahrungen wollte er zunächst mit niemanden sprechen. Auch heute will Robert lieber nicht seinen Nachnamen nennen: "Mittlerweile kann ich drüber reden, aber es fällt mir schwer", sagt der 59-Jährige. "Ich hänge einfach an meinen Kindern und möchte wissen, wie es ihnen geht."

Nach seinem Ausstieg brachen die Kinder, die weiterhin bei den Zeugen Jehovas sind, den Kontakt zum Vater ab. Auch seine Geschwister haben sich von Robert distanziert: "An diesen Schmerz kann und will ich mich nicht gewöhnen" sagt der IT-Spezialist. "Ich hoffe, dass wir uns - jenseits aller religiösen Fragen - irgendwann als Vater und Kinder zusammensetzen können. Ich vermisse sie sehr."

Sendung am Sonntag, 11. 7. 2021 12:05 Uhr, SWR2 Glauben

Hat "Prophet" Frau missbraucht?

Von außen sieht es hier sehr idyllisch aus: Das ehemalige Kloster Graefenthal am Rande von Goch (NRW) liegt zwischen Feldern, Wäldern und drei Seen. Doch für Emma (25) soll es hier wie im Gefängnis gewesen sein. Jahrelang soll sie dort von dem selbsternannten "Prophet" der Glaubensgemeinschaft "Orden der Transformanten" missbraucht und gegen ihren Willen festgehalten worden sein. Am Freitag startete vor dem Landgericht Kleve der Prozess gegen Robert B. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.

RTL, 18. Juni 2021

Donnerstag, 3. Juni 2021

Was denn nun?

Aus der Neuapostolischen Kirche ausgetreten oder ausgeschlossen?

Es gibt Experten, die meinen, den Leuten erklären zu können, was Menschen in die Sekten treibt und warum sie dort bleiben. Angeblich handelt es sich dabei vornehmlich um Labile, die einen Halt brauchen und diesen Halt in diesen Gruppen finden. Wohin das führen kann, soll an einem Beispiel deutlich gemacht werden. Der Mann heißt William Edgar Erry und hat in der Neuapostolischen Kirche (NAK) eine führende Rolle gespielt.

Über den vor sieben Jahren im Alter von 90 Jahren in London verstorbenen Kirchenpräsidenten der NAK (intern werden sie Apostel genannt) heißt es im Online-Lexikon APWiki: "1974 trennte sich Apostel Erry von der Neuapostolischen Kirche." Das Zentralarchiv der NAK vermerkt dagegen: "Nach seiner Amtsenthebung und dem Kirchenausschluss im Jahre 1974 gründete er die United Apostolic Church in Indien."

Da die beiden Quellen der Neuapostolischen Kirche zuzuordnen sind, werden an der NAK-Geschichte Interessierte jetzt stutzen: Was ist denn nun? Wurde Erry rausgeworfen oder ist er gegangen? Die Antwort zeigt, wie diese Glaubensgemeinschaft mit Tatsachen umgeht. Wüssten die einen, wie oft sie getäuscht werden, würden sie den angeblichen Halt verlieren, deswegen wollen sie die Wahrheit gar nicht wissen, während die anderen sich selbst täuschen müssen, weil die Wahrheit zu schmerzlich ist. 

Erst einmal: Nach neuapostolischer Auffassung braucht eine Glaubensgemeinschaft Apostel. Wer sie nicht hat, ist nach heutiger NAK-Lehre zwar nicht mehr ganz verloren, aber irgendwie benachteiligt. Und wenn ich nun zitiere, was mir William Edgar Erry in einem persönlichen Gespräch vor rund 30 Jahren gesagt hat? Er sagte: "Ich weiß, dass ich kein Apostel bin, denn ich bin von einem Menschen in mein Amt gesetzt worden und nicht von Jesus. Ich nenne mich nur weiter Apostel, um nicht für noch mehr Verwirrung zu sorgen."

Was ihm geschehen war, trug er zwar mit einem Anflug von Humor, er ahnte aber wohl auch, was er mit seiner Erkenntnis hätte lostreten können. Ausgeschlossen wurde er seinem Bericht zufolge, bevor er zurücktreten konnte, übrigens im Jahre 1974, weil es in Kanada Zoff mit einem einflussreichen NAK-Funktionär gegeben hatte, der so weit gegangen sei, dass es hieß: "Entweder fliegt der Erry oder ich spalte die NAK." Es ging um Geld-wie so oft...Dieser kanadische Funktionär reagierte später auf drei Fragen von mir höchst aggressiv. Er drohte mir per Fax mit der "ganzen Wucht der deutschen Justiz". Sie traf mich allerdings nicht.

Mein Kontakt mit William Edgar Erry kam übrigens zustande, weil mir jemand erzählt hatte, Erry habe eine nahe Verwandte in meinem Geburtsort, sein Auto stehe gerade bei ihr vor der Tür. Später bekam ich auch noch einen Brief von ihm. Zu jener Zeit behauptete die NAK, sie habe in Errys Missionsgebiet 1,5 Millionen Mitglieder. Dazu sagte er: "Da täuschen sie sich um ein paar Nullen und zwar vor dem Komma."

Bei den Mitgliederzahlen gemogelt haben soll die NAK eigenen Darstellungen zufolge übrigens auch während des Hitlerfaschismus. Ob das wahr ist, sei dahingestellt, auf jeden Fall will sich die NAK mit dieser Behauptung von dem Vorwurf reinwaschen, sie sei mit ihrer Anbiederung bei den Faschisten auch noch erfolgreich gewesen.