Sonntag, 6. Mai 2012

NAK-Geschichte

14. Januar 2009
Fax an Rechtsanwalt Armin Pikl (Zeugen Jehovas)

Können Sie Ihre Mandantschaft einmal fragen, warum meine Fragen nie beantwortet werden? Bei den jüngsten ging es darum, ob tatsächlich Zeugen Jehovas in der DDR von Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche an die Stasi verraten worden sind.

27. Dezember 2008
Schlussgedanken eines Amtsträgers i. R. der Neuapostolischen Kirche (NAK)in einem öffentlichen Vortrag

Ich werbe leidenschaftlich dafür, ausgewählte Bücher des Alten Testamentes zu lesen und darüber zu reden, das Gesetz Mose zu kennen, um das Neue Testament zu verstehen, einzelne Passagen aus anderen Büchern zu lesen und z.B. darüber zu reden, warum zwei verschiedene Schöpfungsgeschichten in der Bibel stehen.

Aber ich plädiere genauso leidenschaftlich dafür, die Bücher und Inhalte des Alten Testamentes nicht zu missbrauchen, indem man sie in einzelne Puzzle-Teile zerlegt, indem man sie eins zu eins in die Neuzeit umsetzt, indem man das Gottesbild und das Menschenbild des Alten Testamentes in die Neuzeit transportiert und Gläubige damit nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit führt.

Lehrgebäude darf man nicht auf Aussagen des Alten Testamentes aufbauen, wenn das Evangelium sie nicht stützt. Die Bücher des Alten Testamentes, auch die Apokryphen, sind über Jahrhunderte missbraucht und nicht durch die Brille des Evangeliums gelesen und gepredigt worden.

Welches Gottesbild lebe und predige ich, wenn es um Gebetserhörung, um opfern und spenden geht? Denke ich noch an den Gott, der straft, wenn ich sündige? Glaube ich an den Gott noch, der Segensfülle an Spendenhöhe knüpft? Gerade in evangelikalen Gemeinschaften, die in Nord- und Südamerika und Afrika großen Zulauf haben, wird oft nicht Evangelium, also Frohbotschaft, sondern das Gottesbild und Menschenbild des Altes Testament als Drohbotschaft gepredigt.

Ein vorletztes Wort: Auch nicht alles, was Jesus und die Apostel gelebt und gelehrt haben, hat heute noch Bestand für den Christen. Auch diese Männer lebten in einem vorgegebenen Kulturkreis mit Zwängen, aus denen man sich nicht plötzlich lösen kann. Ich erinnere an Aussagen zu Stellung der Frau, zu Ehescheidung, zu Ehelosigkeit usw. Sie werden aber verstehen, dass ich mich sorgfältig in der Öffentlichkeit zurückhalte, wenn es darum geht, die Gültigkeit solcher zeit- und kulturkreisgebundener Gebote des Neuen Testamentes zu bewerten.

Für die NAK ist das Aufgabe der Apostel. Meine persönliche Meinung spielt dabei nur für mich eine Rolle.

Zum Schluss lasse ich noch einmal Martin Luther zu Wort kommen. In der Vorrede zum Neuen Testament schreibt er: „Also sehen wir auch, dass Jesus nicht dringet,sondern freundlich locket und spricht: Selig sind die Armen etc. Und die Apostel brauchen die Worte ´Ich ermahne´, ´ich flehe´, ´ich bitte´ – dass man allenthalben sieht, dass das Evangelium nicht ein Gesetzbuch ist, sondern eigentlich eine Predigt von den Wohltaten Christi, uns erzeigt und gegeben, so wir glauben. Darum siehe nun drauf, dass du nicht aus Christo einen Moses machst noch aus dem Evangelium ein Gesetz oder Lehrbuch, wie es bisher geschehen ist.“

Vielen Dank und Gott mit Euch.

18. Oktober 2008
1933 in Lengerich: Skeptiker werden NAK-Mitglieder?

„Wir arbeiten unsere Geschichte auf“ hat sich angeblich auch der derzeitige internationale Kirchenpräsident Wilhelm Leber als geistliches Oberhaupt der seit 1896 existierenden Neuapostolischen Kirche (NAK) vorgenommen. Das wäre eine Menge Arbeit angesichts der Vergangenheit dieser Glaubensgemeinschaft, zu der Kaisertreue, Anbiederung bei den Hitlerfaschisten und bei der SED gehören.

Doch es scheint in dieser Glaubensgemeinschaft auch Amtsträger auf mittlerer Ebene zu geben, die auf Geschichtsbewusstsein verzichten wollen. Beispielsweise in Lengerich im Kreis Steinfurt. Dort feiert die neuapostolische Gemeinde ihr 75-jähriges Bestehen, die „Borkener Zeitung“ berichtet darüber und zitiert den Vorsteher dieser Gemeinde. Der weist erst einmal darauf hin, dass es 1929 nur noch ein Mitglied gegeben habe, doch im Herbst 1933 habe man neue Mitglieder gewonnen. Als Grund nennt er: „Unter anderem hatte eine große Skepsis gegenüber den politischen Umwälzungen jenes Jahres zu einer geistlichen Neuorientierung angeregt.“

Wahr ist vielmehr: Skeptiker konnten während des Hitlerfaschismus nicht Mitglied der Neuapostolischen Kirche werden. Verlangt wurden damals im Zweifelsfall vor der Aufnahme Unbedenklichkeitsbescheinigungen der Faschisten. Ende 1933 wies ein Schriftführer der Neuapostolischen Kirche die NSDAP darauf hin, dass schon während der Weimarer Republik mehr NAK-Mitglieder Hitler gewählt hätten als nach der Mitgliederzahl zu erwarten gewesen sei. Die Mehrheit der damaligen obersten Kirchenfunktionäre war NSDAP-Mitglied, Hitler wurde als der von „Gott gesandte Führer“ bezeichnet.

Klingt das nach einer Glaubensgemeinschaft, die im Herbst 1933 eine gewisse Anziehungskraft für Menschen hatte, die eine „große Skepsis gegenüber den politischen Umwälzungen“ hegten? Haben die etwa die Hakenkreuzfahnen übersehen, die vor den Kirchengebäuden im Wind flatterten? Oder meint dieser neuapostolische Gemeindevorsteher sogar: Die große Skepsis gegenüber der NSDAP ist mit der NAK-Mitgliedschaft verflogen?

Weitere Probleme mit der eigenen Geschichtsschreibung

Diese Analyse gibt es auch als e-book































1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine sehr interessante Serie, die hinter den Kulissen für große Aufregung sorgt...