Dienstag, 9. April 2019

Glaubenskultur - oder was?

An einen nicht gescheiten Chefredakteur

In Wuppertal erscheint ein Magazin mit dem Titel "Glaubenskultur", das sich an die "Freunde und Gönner der Neuapostolischen Kirche" wendet und sich so vorstellt: "glaubenskultur ist seit 1996 ein Webmagazin für Freunde und Gönner der Neuapostolischen Kirche. Es ging aus einem 1991 gegründeten Jugendprojekt der damaligen neuapostolischen Kirchenbezirke Heilbronn (Baden-Württemberg) hervor. 


Inzwischen ist es mit über 1.000 registrierten Lesern und einer weit darüber hinaus gehenden Reichweite das älteste und eines der größten Nachrichtenmagazine rund um diese, 350.000 Mitglieder in Deutschland zählende, christliche Gemeinschaft.

Herausgeber ist Michael Koch, geb. 1973 in Heilbronn. Er lebt und arbeitet seit 2002 in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) und ist Mitglied der neuapostolischen Gemeinde Wuppertal-Barmen.


Das verlegerische Motiv ist die konstruktiv-kritische Begleitung der Kirche, vorwiegend im westeuropäischen Raum. Die Redaktion arbeitet unabhänig und finanziell selbstständig."

Der Chefredakteur hat heute von mir eine mail bekommen:


Sehr geehrter Herr Koch,


Sie sind doch nicht ganz gescheit. In Ihrem Magazin schreiben Sie: "Eine ökumenisch offen gewordene Basis traf Mitte der 1990er-Jahre auf eine harsche, kirchenkritische Bewegung der sogenannten Aussteiger, die sich vor allem in Büchern und Medien verbreiteten. Der Prototyp des Aussteigers war ein jahrzehntelang 100%tig treuer Nachfolger der Kirche, der durch ein negatives persönliches Ereignis – meist ein Beziehungs- oder berufliches Drama – sein ganzes bisheriges Leben in Frage stellte und die Erklärung dafür in der Kirche fand, gegen die er sich fortan massiv wehrte." (zitiert nach Canities News).

Kritische Bücher über die Neuapostolische Kirche gibt es seit ihrer Existenz. Meine kritischen Bücher gibt es seit 1989. Sie kamen so zustande: Im November 1988 rief mich ein Redakteur des Evangelischen Kirchenfunks Niedersachsen wegen meiner Sekten-Erzählung "Insel des Zweifels" an, die ich 1985 veröffentlicht hatte. Er machte mit mir ein Kurzinterview und fragte mich auch nach der Neuapostolischen Kirche. Ausgestrahlt wurde die Sendung an einem Sonntagvormittag. In dieser Sendung ging es um mehrere Sekten.

Am Dienstag rief mich der Redakteur an und berichtete mir, wie oft er inzwischen von Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche wüst beschimpft worden war. Wir müssten weitermachen. Da stimme was nicht mit dieser Sekte. Außerdem erstattete die Neuapostolische Kirche Niedersachsen Strafanzeige gegen den Sender und gegen mich. Wir wurden weiter beschimpft.

Doch ich bekam auch Anrufe verzweifelter Menschen, die ich in den folgenden Jahren beriet. In der Neuapostolischen Kirche war man inzwischen dazu übergegangen, Unsinn über den Inhalt meiner Bücher zu verbreiten, ein Anrufer erzählte mir, dass in seiner Gemeinde behauptet werde, ich sei verstorben. Ein Kirchenfunktionär aus Kanada schrieb mir einen wüsten Brief, der Chef der Neuapostolischen Kirche schrieb mir einen spöttischen Brief. Sein Name: Richard Fehr.

Ich habe als Jugendlicher diese Sekte verlassen, weil ich mich weder für auserwählt noch für etwas Besonderes hielt. Außerdem waren die Leute, die ich nun kannte, viel intelligenter und spannender. Ich musste mir keine öden Predigten mehr anhören. Und stelle nun fest: Die Neuapostolische Kirche tut nur so, als hätte sich Entscheidendes verändert. Nein. Sie verbiegt die Wahrheit immer noch. Und tappt in noch größerer Dunkelheit als vor Jahrzehnten. 

Mail Ende

Die damalige Strafanzeige ist übrigens verpufft. Die Neuapostolische Kirche scheiterte mit weiteren fast schon unzähligen Strafanzeigen gegen mich. Und die Mitgliederzahl 350 000 ist falsch, heißt: viel zu hoch gegriffen.

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