Samstag, 22. Dezember 2012

Denk-Bar (V)


Wieder beginnt ein neues Zeitalter

22. Dezember 2012. Der Wassermann war 1968. Auch damals begann angeblich ein neues Zeitalter, dazu selbstverständlich auch ein besseres, in dem Regierungen nicht mehr die Ermordung von Menschen befehlen können, mit denen wir noch nie ein Wort gesprochen und die einem persönlich auch nichts getan haben, während die Ermordung von Menschen, mit denen wir so manches Wort gesprochen und die uns persönlich auch etwas getan haben, verboten ist. Irgendwann ist das Gebot “Du sollst nicht töten” von “Verteidigungs”ministern und Generälen geteilt worden und gilt seither nur noch für Zivilisten. Pfaffen, die sonntags dieses Gebot predigten, segneten montags Waffen und wurden deshalb von vielen nicht mehr ernst genommen. Hat man einen Arbeitgeber, der nie mit einem spricht, kann man schon psychisch so krank werden, dass man als Geistlicher Krieg für etwas Gutes hält und glatt vergisst, was der Arbeitgeber davon hält. Dessen Geburt feiern wir übrigens übermorgen.

Nun sind die Mayas dran


Weltuntergang? Da steh ich nicht drauf

20. Dezember 2012. Also, ich habe keine Lust auf den Weltuntergang. Wer so was überlebt, muss anschließend alles aufräumen. Das kann Jahre dauern. Sogar, wenn man den Zeugen Jehovas die Arbeit überlässt. Aber die lassen einen nicht mehr rein, wenn erst wieder alles steht. Die wollen dann alles für sich alleine haben. Das kündigen die schon seit fast 100 Jahren an. Wer so was so lange ankündigt, macht es auch.

Weitere Gründe gegen den Weltuntergang


Neuapostolische Kirche in Erklärungsnot

15. November 2012. Bald nun ist wieder Weihnachtszeit, in Kirchen stehen Krippen für das Jesus-Kind. Daneben stehen  die Eltern, die streng genommen Leih-Eltern sind, denn gezeugt worden ist der Knabe vom Heiligen Geist. Dafür erwählte er sich eine 14-Jährige. Die wäre heutzutage ein Fall für das Jugendamt. Die Weihnachtsgeschichte, die wir aus der Bibel kennen, könnte also nie wieder so geschrieben werden.

Ganz andere Probleme hat die Neuapostolische Kirche (NAK). Schon vor 60 Jahren schimpfte ein Kirchenpräsident, dass Jesus gefälligst wieder zu kommen habe, die Warterei nerve. Sein Vater behauptete seinerzeit, dass Jesus die NAK-Mitglieder zu seinen Lebzeiten von ihrem irdischen Joch befreien werde. In der Vorstellungswelt dieser Glaubensgemeinschaft ist Jesus der Bräutigam, sie die Braut, die sich eines Tages zwischen Himmel und Erde treffen, um für immer beisammen zu sein.

Das soll in einem Nu geschehen - und für alle völlig überraschend. Wie man sich das vorzustellen hat, wusste auch der derzeitige Kirchenpräsident am 30. September 2012 nicht so genau. 10 Millionen NAK-Mitglieder verschwinden einfach so? Sie sitzen in einem Auto und werden von einer Sekunde zur anderen in den Himmel gezogen? Was passiert dann mit dem Auto? Kracht das auf der Gegenfahrbahn in entgegenkommende Fahrzeuge? Und wenn ein NAK-Mitglied gerade als Pilot mit einem Flugzeug unterwegs ist? Stürzt das nach dem plötzlichen Verschwinden des Piloten ab - oder sorgt der Auto-Pilot für eine sichere Landung der Passagiere? Wusste dieser Kirchenpräsident alles nicht.

Aber eins ist für ihn sicher: Nur die NAK wird Hochzeit mit Jesus feiern. Die Gesetze der Logik dürfen jedoch nicht angewendet werden. Da behauptet diese Glaubensgemeinschaft, dass jede Predigt eigentlich von Gott stammt - aber Gott weiß nicht, was geschieht, wenn er seinen Sohn als Bräutigam der NAK losschickt? Außerdem sind Gott und Jesus an Zeit und Raum gebunden wie wir Menschen? Die müssen erst Autos rechts parken und Flugzeuge landen lassen, bis diese Hochzeit der besonderen Art stattfinden kann?

Martin Luther hat die Bibel zur einzigen Grundlage des christlichen Glaubens erklärt. In diesem Buch finden wir spannende und lehrreiche Geschichten, aber auch solche, die Widerspruch provozieren. Da ist ein Vater bereit, seinen Sohn zu opfern, da verführen Töchter ihren Vater, damit die Menschheit nicht ausstirbt, da führt Gott sein Volk in den Krieg, da werden Menschen in Öfen verbrannt - und dann kommt Jesus, der vor diesem biblischen Hintergrund sehr modern wirkt.  Er lässt die Kinder zu sich kommen, pflegt Umgang mit Frauen, die eine wichtige Rolle für ihn spielen, er prangert Heuchelei an und äußert Verachtung für alle, die ihren Glauben wie ein Werbeplakat vor sich her tragen. Von ihm könnte sogar der Satz stammen: "Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht." Diesen Widerstand leistet Jesus gelegentlich sehr trickreich. Soll er aufs Glatteis der Pharisäer geführt werden, wandert er um den zugefrorenen See. Er setzt dem Alten etwas Neues entgegen. Bis er kurz vor seinem Tod gründlich im Tempel aufräumt und am Kreuz einem Mörder ein großes Versprechen gibt.

Dieser Jesus passt zu keiner Kirche. Wahrscheinlich würde er auch keine betreten. Draußen vor der Tür würde er erneut Neid, Missgunst und Heuchelei anprangern, bis er gegebenenfalls vom Papst zum Spinner erklärt wird, auf den niemand hören sollte. Wenn wir von Jesus etwas lernen können, dann ist es dies: Wir haben nur dieses eine Leben, das wir nicht verschwenden sollten. Sobald "Es ist, wie es ist, sagt die Liebe" unser Motto wird, werden wir auch begreifen, wo sich der Eingang zum Paradies befindet.


Keine Kommentare: