Sonntag, 19. Dezember 2021

Kluger Dichter

Dumme Sekte

“Die Welt bricht alle und danach sind viele stark an den gebrochenen Stellen."

Ernest Hemingway

Mein lieber Freund von der "Querdenker"-Bewegung, du hast mich gefragt, warum ich immer so optimistisch bin. Vielleicht gibt dir der folgende Text über eine Bewegung, für die alles außerhalb von ihr vom Teufel ist, während außerhalb eurer Bewegung alles Bill Gates sein soll, ein paar Hinweise. 

Als ich diesen Satz von Hemingway kürzlich in einem amerikanischen Spielfilm mit Anthony Hopkins gehört habe, dachte ich an die schlimmen Tage während meiner Kindheit. Das waren die Sonn- und Werktage, an denen mich meine Eltern mit in die Veranstaltungen der Neuapostolischen Kirche nahmen, bei denen wüste Drohungen gegen alle ausgestoßen wurden, die anderer Meinung waren als der Chef vom Ganzen, der den Titel "Stammapostel" führte und sich dabei wie der Papst in Rom auf Petrus berief. Damals durchschaute ich dieses Missverständnis einer Bibelstelle noch nicht, doch immerhin sträubte sich mein Inneres gegen die Hetze gegen jeden Andersdenkenden.

Als ich später Tonaufnahmen von Adolf Hitler und Joseph Goebbels hörte, erinnerten mich diese hasserfüllten Reden an die Reden des damaligen Kirchenchefs, der von sich behauptete, er werde nicht mehr sterben, weil Jesus zu seinen Lebzeiten wiederkomme. Dann hätten die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche einen Grund zum Feiern, hieß es, anschließend würden sie ein Tausendjähriges Friedensreich regieren. Wer das nicht glaube, könne sich beim Jüngsten Gericht nicht einmal mehr verteidigen: "Gott wird ihn mit Donnerstimme niedermachen. Wer vor ihm steht, wird sprachlos sein." Drohte mir nicht nur ein neuapostolischer Priester.  

Sofort tauchte ein Bild vor mir auf: Adolf Hitler wurde in den Gerichtssaal gerufen-und dann? Die gleiche Reaktion von Gott? Donnerstimme-und der Nächste bitte? Und wie passte das zum Judenhass der Neuapostolischen Kirche, die behauptete, die Juden dürften sich über ihr Schicksal während des Hitlerfaschismus nicht beklagen, schließlich hätten sie Jesus an die Römer verraten? 

Wenn diese Hetze nichts mehr half, wurde es persönlich. Wer nicht fest an den Stammapostel glaube, der müsse damit rechnen, dass er eines Tages von seinen Eltern verlassen werde. Während die als Gläubige mit Jesus im Himmel Hochzeit feierten, stünde man einsam vor seinem Elternhaus. Da beeindruckte mich dieser Schwachsinn schon nicht mehr. Mit Angst-Mache konnte man bei mir nicht landen. Ich ging und niemand traute sich mit mir eine Diskussion zu. Statt dessen wurde ich 1974 von zwei neuapostolischen Männern, die unvermittelt vor dem Haus in Mainz standen, in dem ich eine Studentenbude hatte, dazu aufgefordert, aus der Neuapostolischen Kirche auszutreten.

Also ging ich zum Standesamt in Mainz. Erst erklärte mir der Beamte, dass ich aus dieser Sekte gar nicht offiziell austreten könne, weil der Staat solche Mitgliedschaften gar nicht registriere, dann machte er sich schlau und stellte fest: "Sie sind evangelisch getauft." Das hatten mir meine Eltern nie verraten. Hätten sie das getan, hätten sie mir einiges erspart. Ich hätte aber einiges auch nicht erfahren. Den üblen Missbrauch einer Religion zum Beispiel. 

Heute nun jammert die Neuapostolische Kirche durch die Gegend, sie bitten überall um Entschuldigung und wollen sich bessern. Und wieder glaube ich ihnen nicht. Das Ergebnis: Ich habe nicht einmal mehr vor den Corona-Viren Angst. Obwohl die Pandemie fürchterlich ist. 


Freitag, 10. Dezember 2021

Die Weihnachtsgeschichte

Jornal da Madeira,
2. Dezember 2021

Jesus will zum zweiten Mal die Erde besuchen

Eine Live-Reportage von Heinz-Peter Tjaden aus Funchal auf Madeira

2. Dezember 2021-12 Uhr. "Da ist mächtig was schief gegangen", hätte Jesus beinahe den Erzengel Gabriel über den Haufen gerannt, als er seinem Vater zeigen wollte, was heute in der "Diario de Notícias" stand, denn es ähnelte sehr dem, was das "Jornal da Madeira" berichtete. 

Der Vater von Jesus lächelte milde, als er seinen Sohn derart aufgeregt auf sich zukommen sah, wieder ermahnte er ihn: "Denk daran, dass auch du schon über 2 000 Jahre alt bist. Lass es in deinem Alter endlich etwas langsamer angehen. Hast du eigentlich eine Ahnung, wo ich die Geschenke für Maria und Josef versteckt habe?"

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