Samstag, 28. April 2012

Luther ist tot

Evangelische Einrichtungen werden immer abergläubischer

"Hier stehe ich, ich kann nicht anders", hat Martin Luther gesagt. Die Erde drehte sich weiter - und Luther würde sich wundern, wenn er - sagen wir einmal - am Dienstag nach Dresden käme. Denn im Laufe der Jahrhunderte sind auch evangelische Einrichtungen immer abergläubischer geworden. Überall wuchert esoterisches Unkraut, sogar der Astrologie können so manche Protestanten schon mehr abgewinnen als täglich einen Blick auf das Horoskop in der Lokalzeitung.

Die 2000 Jahre alte Frage "Werde ich Glauben finden?" ist dermaßen überholt, sie müsste heutzutage lauten "Wird denn schon jeder Unfug geglaubt - oder kommt noch etwas dazu?" Dazu kommt die Evangelische Hochschule in Dresden (EHS), aus der Luther wahrscheinlich hochkantig wieder herausfliegen würde. Zum Kreise der Dozenten gehört ein Honorarprofessor, der laut auf den EHS-Seiten  veröffentlichter mail-Adresse bei der Jugendhilfe in Lüneburg elektronisch erreichbar ist. Wenn es nicht das real existierende Hausverbot gäbe, das Ruthard Stachowske den Zugriff auf seine mails in dieser Einrichtung unmöglich macht.  

Wissenschaftlichen Ruhm erlangte dieser Sozialpädagoge mit der These, dass nach dem 2. Weltkrieg familiär so einiges schief gegangen ist, weil sich Nazi-Opfer und Nazi-Täter ehelich miteinander verbandelten. Seinen Doktor phil. baute er mit Unterstützung eines Doktorvaters von der Universität Witten-Herdecke. Dort kann man sogar erfahren, was geschieht, wenn jemand stirbt, welche Phasen durchlitten werden, bis man bis zur Wiedergeburt zwischenzeitlich mausetot ist.

Rektor dieser Evangelischen Hochschule ist Professor Dr. Ralf Evers, der zu Vorwürfen, die gegen Stachowske erhoben werden, stets nur sagt: "Aber glauben kann ich das nicht." Kürzlich wies ich ihn darauf hin, dass mich dieser Honorarprofessor nach Angaben seiner Ex-Chefin wüst verleumdet haben soll, weil ich Kritik an seiner Arbeit als "Therapeut" übte. Da glaubte Stachowske noch, er könne ein Verfahren vor dem Hamburger Landgericht gegen mich gewinnen, bei dem es um seine Therapiemethoden ging. Auch das erwies sich als Aberglaube - wie die Vermutung, dass überall dort, wo evangelisch draufsteht, auch evangelisch drin ist.

Montag, 9. April 2012

Sex in the Church

Bei Petting Ohren auf Durchzug stellen

Wie Predigten in der Neuapostolischen Kirche auf Außenstehende wirken können, habe ich erlebt, als ein Familienmitglied heiratete. Meine Frau und ich gingen mit und als der Priester sagte, der Mann sei die 1 und die Frau die 0, das ergebe eine 10, rief meine Frau in den Raum: "Dann binde ich mir einen Gürtel um. Schon bin ich eine 8." Ich ergänzte: "Das ergibt 18."

Wie Predigten in der Neuapostolischen Kirche auf Kinder wirken können, habe ich selbst erlebt. Da mir niemand verraten hatte, dass ich eigentlich evangelisch bin, nahmen mich meine Eltern jeden Sonntag zwei Mal und dann auch noch einmal in der Woche mit. Schon war ich vom Teufel umzingelt, der überall lauerte. Die Gefahr, die dieses Wesen angeblich darstellte, wurde so drastisch geschildert, dass wir Kinder zusammenrückten. Dann war da plötzlich eine Hand, die meine Hand streichelte. Sie wanderte weiter. Andere Kinder hielten ihre Hände auch nicht mehr still. Dieses Spiel unterbrachen wir immer so rechtzeitig, dass wir Jungs beim Aufstehen für das Gebet keine verräterische Beule in der Hose hatten. Nach einiger Zeit beherrschten wir das Ohren mit Petting auf Durchzug stellen so perfekt, dass wir uns schon auf das nächste Mal freuten...Angst machen konnten die uns nicht mehr - wir lernten dafür, wieviel Spaß Sex an ungewöhnlichen Orten macht. So sind wir auch ganz nebenbei psychisch gesund geblieben.

Wie wenig Predigten in der Neuapostolischen Kirche wert sind, erfuhr ich, als ich Bücher über diese Glaubensgemeinschaft schrieb. Bei Gesprächen und bei der Informationsbeschaffung wurde mir schnell klar, dass dort ganz oben die Luft genauso dünn ist wie in vielen anderen Organisationen. Wer mit den Verhältnissen nicht zurecht kommt, wird rechts liegengelassen. Warum sucht jemand in der Neuapostolischen Kirche eigentlich etwas, was auch er auch beim Deutschen Roten Kreuz haben kann?

Dass man sich auf Predigten in der Neuapostolischen Kirche nicht verlassen kann, habe ich auch als Kind gelernt. Einige Zeit hämmerte mir der Chef von allem ein, nach ihm werde es keinen weiteren Chef von allem geben. Dann starb er - und es gab den nächsten Chef von allem. Da dachte ich mir, wenn der angeblich letzte Chef von allem weg ist, bin ich auch mal weg. Ist typisch Kind, das meint: "Versprechen muss man halten."