"Hier stehe ich, ich kann nicht anders", hat Martin Luther gesagt. Die Erde drehte sich weiter - und Luther würde sich wundern, wenn er - sagen wir einmal - am Dienstag nach Dresden käme. Denn im Laufe der Jahrhunderte sind auch evangelische Einrichtungen immer abergläubischer geworden. Überall wuchert esoterisches Unkraut, sogar der Astrologie können so manche Protestanten schon mehr abgewinnen als täglich einen Blick auf das Horoskop in der Lokalzeitung.
Die 2000 Jahre alte Frage "Werde ich Glauben finden?" ist dermaßen überholt, sie müsste heutzutage lauten "Wird denn schon jeder Unfug geglaubt - oder kommt noch etwas dazu?" Dazu kommt die Evangelische Hochschule in Dresden (EHS), aus der Luther wahrscheinlich hochkantig wieder herausfliegen würde. Zum Kreise der Dozenten gehört ein Honorarprofessor, der laut auf den EHS-Seiten veröffentlichter mail-Adresse bei der Jugendhilfe in Lüneburg elektronisch erreichbar ist. Wenn es nicht das real existierende Hausverbot gäbe, das Ruthard Stachowske den Zugriff auf seine mails in dieser Einrichtung unmöglich macht.
Wissenschaftlichen Ruhm erlangte dieser Sozialpädagoge mit der These, dass nach dem 2. Weltkrieg familiär so einiges schief gegangen ist, weil sich Nazi-Opfer und Nazi-Täter ehelich miteinander verbandelten. Seinen Doktor phil. baute er mit Unterstützung eines Doktorvaters von der Universität Witten-Herdecke. Dort kann man sogar erfahren, was geschieht, wenn jemand stirbt, welche Phasen durchlitten werden, bis man bis zur Wiedergeburt zwischenzeitlich mausetot ist.
Rektor dieser Evangelischen Hochschule ist Professor Dr. Ralf Evers, der zu Vorwürfen, die gegen Stachowske erhoben werden, stets nur sagt: "Aber glauben kann ich das nicht." Kürzlich wies ich ihn darauf hin, dass mich dieser Honorarprofessor nach Angaben seiner Ex-Chefin wüst verleumdet haben soll, weil ich Kritik an seiner Arbeit als "Therapeut" übte. Da glaubte Stachowske noch, er könne ein Verfahren vor dem Hamburger Landgericht gegen mich gewinnen, bei dem es um seine Therapiemethoden ging. Auch das erwies sich als Aberglaube - wie die Vermutung, dass überall dort, wo evangelisch draufsteht, auch evangelisch drin ist.
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