Montag, 28. Dezember 2020

Aufgelesen 2020 (I)

Anfragen wegen Kindesmissbrauch und sozialer Ächtung

Im zweiten Jahr seines Bestehens erreichten den Verein täglich Anfragen von Hilfesuchenden, die über soziale Ächtung, Kindesmissbrauch, Depression bis zu suizidalen Gedanken berichten. Neben Beratung durch ein Team von Freiwilligen vermittelte der Verein Betroffene an Fachpersonen und Selbsthilfegruppen, mehrere dieser Selbsthilfegruppen wurden von Mitgliedern initiiert.

Mein Bezirk (Österreich), 29. April 2020

Keine Offenbarung

Wir merken uns erst einmal diesen Satz: "Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll; und er hat sie durch seinen Engel gesandt und gedeutet seinem Knecht Johannes."

Dann müssen wir wieder einmal feststellen, dass die Kolumnen der ehemaligen hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann nur selten eine Offenbarung sind, aber durchaus mit ihr enden können. Wie heute in der "Bild am Sonntag".


Blog dir deine Meinung, 3. Mai 2020

Menschliche Abgründe

Eine Mischung aus Neugierde und Ungläubigkeit stellt sich beim Hören von „Sekten & Kulte“ ein. Der Podcast gewährt einen Blick in die menschlichen Abgründe und erklärt die Psychologie hinter den Organisationen – von satanistischen Kulten bis hin zu extremen spirituellen Gruppen.

Stuttgarter Zeitung, 16. Mai 2020 

Warnung vor Scientology

Der Hamburger Verfassungsschutz hat vor Werbeflyern in Briefkästen gewarnt, mit dem die unter Beobachtung stehende Scientology-Organisation (SO) neue Anhänger gewinnen wolle. Die SO werbe unter anderem für ihren TV-Sender "Scientology TV" und einen sogenannten "Persönlichkeitstest". Der Sender läuft auf verschiedenen Internetplattformen und sozialen Netzwerken. Der Verfassungsschutz wies am Montag noch einmal daraufhin, dass die verfassungsfeindliche SO, die seit 1997 von den Verfassungsschutzbehörden beobachtet wird, eine sogenannte "scientologische Gesellschaft" anstrebe. In den Bezirken Mitte und Wandsbek seien Werbeflyer in Briefkästen aufgetaucht. Besonders im Fokus stehen jüngere, IT-affine Menschen.

Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2020


Unterdrückung bei den Zeugen Jehovas

Denn Alex ist in einer Familie aufgewachsen, die über drei Generationen bei den Zeugen Jehovas war. Genoss Alex als Kind noch die Gemeinschaft der Sekte, änderte sich mit seiner Einschulung  alles. 

Plötzlich merkte er den Zwang und die Enge der Gemeinschaft. 
"Man darf nicht mit seinen Schulkollegen spielen", erzählte der 39-Jährige. Auch Geburtstagsfeiern seien streng verboten. 


Doch das Schlimmste für Alex war, dass er seine sexuelle Orientierung unterdrücken musste. Zwar spürte er früh, dass er zumindest nicht nur auf Frauen steht, doch wahrhaben wollte er es nicht. 

Tag 24, 26. Mai 2020

Sekten nutzen Corona-Bewährungsprobe

Im vergangenen Jahr haben sich die Beratungsfälle der Sekten-Info zu Verschwörungstheorien verdoppelt. Auch die Beratungsfälle zu Sekten waren hoch. Die Fälle zur koreanischen Gemeinde Shinchonji in Essen haben sich verdreifacht. Das geht aus dem Jahresbericht der Beratung hervor, der am Freitag (29.05.2020) veröffentlicht wurde.

Laut Sekten-Info machen sich viele Sekten die Unsicherheit durch das Coronavirus zunutze, um vermehrt zu missionieren. Die Zeugen Jehovas fühlen sich bestätigt und erwarten den Weltuntergang. Gruppen wie Scientology würden die Krise nutzen, um den Staat anzugreifen. Doch besonders Verschwörungstheorien spielen eine große Rolle.

WDR, 30. Mai 2020

Eiskalte Mutter

Der heute 46-Jährige äußerte sich am Donnerstag und Freitag vor dem Landgericht Hanau. Er war 14 Jahre alt, als im August 1988 im Haus der Gruppe in Hanau ein vierjähriger Junge ums Leben kam. Das Kind soll zur Züchtigung von der heute 72-jährigen Anführerin in einem Leinensack verschnürt worden und an Erbrochenem erstickt sein. Der 46-Jährige beschrieb seine Mutter als "eiskalt". Die Anwälte der Frau weisen den Mordvorwurf zurück.

Hessenschau, 5. Juni 2020


Endlich mit Lehre abgeschlossen

1989, als damals 19-Jährige, ist sie aus der Glaubensgemeinschaft ausgetreten, aber erst vor ein paar Jahren hat sie es geschafft, mit den Lehren der Zeugen Jehovas abzuschließen. Esther lebt im Süden Bayerns, in einem großen, offenen Haus mit vielen Fenstern. Ein einsames Bahngleis direkt vor ihrer Haustür verbindet sie, fast symbolisch, bis heute mit ihrer Vergangenheit. Es führt in ein benachbartes Städtchen, etwa elf Kilometer weiter. Dort befindet sich der Königreichssaal, der Versammlungsort der Zeugen Jehovas, in dem Esther ihre Jugend verbrachte – und den sie seit ihrem Austritt nie wieder betrat.

zett, 19. Juni 2020

Sektenchefin schuldfähig

Die mutmaßliche Sekten-Chefin, die sich wegen Mordes an einem vierjährigen Kind vor dem Hanauer Landgericht verantworten muss, ist laut einem Gutachter trotz einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung schuldfähig. Zu dieser Diagnose kommt Dieter Marquetand, Facharzt für Psychiatrie, der am Dienstag als Sachverständiger aussagte. Der Vierjährige war im August 1988 im Haus der Hanauer Gruppe gestorben, weil er in einen Leinensack verschnürt wurde. "Ob es sich nun um eine geschlossene religiöse Gruppierung oder um eine Sekte handelt - aus psychologischer Sicht ist das völlig irrelevant", befand der Gutachter, der keinerlei Einschränkungen der Schuldfähigkeit der Angeklagten erkannte.

RTL, 23. Juni 2020

Mächte der Finsternis

Das zeigt auch der öffentliche Brief vom Mai dieses Jahres mit dem Titel: "Aufruf für die Kirche und für die Welt an Katholiken und alle Menschen guten Willens" von katholischen Kirchenvertretern, der Verschwörungstheorien verbreitete. Darin ist von "Mächten der Finsternis" die Rede, die eine "Weltregierung" schaffen wollten, die sich "jeder Kontrolle" entziehe. Jahrhunderte der christlichen Zivilisation sollten "unter dem Vorwand eines Virus ausgelöscht werden, um eine verabscheuungswürdige technokratische Tyrannei aufzurichten".

Die Verschwörungserzählung von einer angeblichen "Neuen Weltordnung" ist vor allem in rechten Kreisen verbreitet und geht oft mit antisemitischen Motiven einher. Für die Behauptungen gibt es keine Beweise.


BR24, 28. Juni 2020

Zeugen Jehovas nicht verfassungstreu

Die Sekten-Expertin und Vorstandsmitglied des Vereins, Spiess, sagte dem Deutschlandfunk, die Anerkennung der Zeugen Jehovas als Körperschaft des öffentlichen Rechts beziehungsweise als Religionsgemeinschaft setze Verfassungstreue voraus. Dies sei allerdings nicht gewährleistet, wenn man den Umgang der Zeugen Jehovas mit ehemaligen Mitgliedern betrachte. So habe ein Schweizer Gericht festgestellt, dass die von der Gemeinschaft praktizierte Ächtung von Mitgliedern eine Art „Mobbing“ sei, das zumindest im Ansatz als menschenrechtsverletzend bezeichnet werden kann. Das Gericht hatte außerdem festgestellt, dass auch Kinder und Jugendliche von Ächtung betroffen seien, so Spiess. Genau das war jedoch ein vom Bundesverwaltungericht im Jahr 2001 formuliertes Ausschlusskriterium für die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Deutschlandfunk, 9. Juli 2020

Vernichtendes Urteil über Zeugen Jehovas

Im Juli 2019 hat das Bezirksgericht Zürich eine Sektenexpertin und ehemalige Mitarbeiterin der Fachstelle infoSekta in allen Anklagepunkten freigesprochen. Sie war von der Vereinigung der Jehovas Zeugen der Schweiz infolge eines Interviews im Tages-Anzeiger (2015) sowie einer Medienmitteilung (2015) wegen übler Nachrede angezeigt worden. Seit Frühling 2020 ist klar: Die Jehovas Zeugen Schweiz verzichten auf Berufung. Damit ist das Urteil, das für die Jehovas Zeugen vernichtend ausgefallen ist, rechtskräftig.

Humanistischer Pressedienst, 9. Juli 2020

Sekten und Kulte-Im Namen des Bösen

Der Podcast ist eine Adaption des amerikanischen Podcasts "Cults" und erzählt die Geschichten des englischsprachigen Originals auf Deutsch. Diane Hielscher und Sebastian von Dagow sprechen den Podcast ein und tauchen dabei gemeinsam mit uns Hörern in die Welt verschiedenster Sekten ein: Wie entstand die für ihre Schreckensszenen bekannte Colonia Dignidad? Wie war Charles Manson, Führer der berüchtigten Hippie-Sekte "Manson Familiy" als Mensch? Was bringt den Amerikaner Marcus Wesson dazu, zu glauben Jesus sei ein Vampir und er und seine Familie gehören diesem Vampirkult an?

Antenne Niedersachsen, 16. Juli 2020

Bekommt Tom Cruise noch mehr Macht bei Scientology?

Los Angeles - TV-Star und „Scientology“-Aussteigerin Leah Remini („King of Queens“) führt seit Jahren einen Kampf gegen die berüchtigte Sekte – und gegen ihr wohl bekanntestes Mitglied: Tom Cruise. In einem Interview warnt sie nun davor, dass der Hollywoodstar noch mehr Macht gewinnen könnte.

Die 50-jährige Schauspielerin, die vor allem durch ihre Rolle in der amerikanischen Sitcom „King of Queens“ bekannt wurde, war selbst jahrelang Mitglied der Sekte, die wegen ihrer fragwürdigen Praktiken immer wieder massiv in der Kritik steht. 2013 gelang ihr der Absprung – nach 35 Jahren, denn Remini war durch ihre Eltern bereits seit jüngster Kindheit Mitglied.

Hamburger Morgenpost, 30. Juli 2020


Hilfe und Forderungen

Bei einem Treffen der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) im Januar 2020, vor der Corona-Krise, hielt Daniel Wiltsche-Prokesch, ein Aktivist des Vereines JZ Help ein Referat über seine Zeit als Mitglied der Zeugen Jehovas (ZJ), seinen Ausstieg und seine jetzigen Aktivitäten in der Opferhilfe. Jener Verein ist in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Italien aktiv, um Ausgestiegenen und Ausstiegswilligen zu helfen und um Forderungen an die ZJ zu stellen. Im Juli 2020 veranstaltete der Verein eine Kundgebung am Wiener Stephansplatz.

Ruhr-Barone, 5. August 2020

Warnung vor Scientology

Hamburgs Verfassungsschutz hat vor dem Besuch des Infostands „Sag Nein zu Drogen - Sag Ja zum Leben“ an diesem Sonnabend im Stadtteil Billstedt gewarnt. „Der Tenor lässt auf den ersten Blick auf ein sinnvolles Engagement schließen. Doch hinter dem Veranstalter steckt die verfassungsfeindliche Scientology-Organisation (SO)“, sagte Verfassungsschutzsprecher Marco Haase der Deutschen Presse-Agentur. „Sag Nein zu Drogen“ sei eine der zahlreichen Scientology-Tarnorganisationen.

Hamburger Morgenpost, 8. August 2020

Zeugen Jehovas: Vertuschung und Missbrauch

Ein anderthalbstündiges Video in deutscher Sprache bringt relativ übersichtlich Licht ins Dunkel. Ein ehemaliges Mitglied der ZJ berichtet und wird mit Kommentaren, die der Vervollständigung dienen sollen, ergänzt.

Wochenblatt Paraguay, 11. August 2020


Scientology-Kampagne mit Corona-Virus

Die Scientology-Organisation (SO) versucht nach Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutzes, die Corona-Pandemie für eine eigene angebliche Gesundheitskampagne zu nutzen. "Bei der Kampagne könnte zunächst auf ein sinnvolles Engagement geschlossen werden", sagte Verfassungsschutzsprecher Marco Haase auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Doch dahinter stehe die verfassungsfeindliche Scientology-Organisation und "sie versucht über das aktuell breit diskutierte Thema Corona und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen mit Menschen in Kontakt zu kommen".

So seien in Hamburg zuletzt an Restaurants und Geschäfte Heftchen unter dem Titel "Wie Sie die Ausbreitung von Krankheiten durch Isolation verhindern" verteilt worden.

Süddeutsche Zeitung, 21. August 2020


Die Sekten-Keule

Genaugenommen strapazieren ja nicht erst Jesu- und Mariä-Herzen die säkulare Vernunft, sondern schon die Gottesthese als solche. Dass da ein Gott sei, ist doch „nicht mehr normal“, egal in welcher religiösen Ausprägung. Es bedarf also nicht erst der Jungfrauengeburt, der Auferstehung von den Toten oder verschiedener Ausdrucksformen sakramentaler Vollmacht, um das Christentum aus nichtgläubiger Perspektive als Hokuspokus anzusehen. Anders gesagt: Ein Gott allein genügt, um der Kirche ihren Ruf zu ruinieren. Bei allen Reformanstrengungen entkommt sie nicht ihrem Gründungscharisma: jener Sektenmentalität, mit der sie als befremdender Kult aus dem Judentum hervorging.

FAZ net, 22. August 2020


Satanshörige Zombies
Natalie Barth (42) hat ihre Familie verloren. Nicht durch einen Schicksalsschlag – sondern an die Zeugen Jehovas. «Meine eigene Mutter hat mich überall blockiert. Ich kann ihr nicht mal bei Whatsapp schreiben», sagt sie. Auch ihre zwei jüngeren Schwestern tun so, als hätte es Natalie nicht gegeben. «Das zerstört mich fast. Sie behandeln mich, als wäre ich eine Aussätzige», sagt sie zu BLICK.
Doch genau das ist sie. Zumindest nach Meinung der Zeugen Jehovas. Natalie und ihr Ehemann Micha Barth (43) sind Aussteiger, leben nahe Luzern – und reden offen über ihren Austritt.
Blick, 24. August 2020

Wenig Freude-kaum Freiheit

Automatisch war auch die kleine Esther Mitglied der Religionsgemeinschaft, die von vielen als Sekte gesehen wird. „Als Kind bist du dem ja völlig ausgeliefert“, sagt die 49-Jährige. Von da an änderte sich das Leben der jungen Familie drastisch: Versammlungsbesuche, Bibellektüre, das Lesen der Zeitschriften „Der Wachturm“ und „Erwachet!“ und eine fleißige Missionstätigkeit bestimmten nun den Alltag, der plötzlich nur noch wenige Freuden und kaum Freiheiten bot. „Ich bin schon als Kind von Tür zu Tür gegangen und habe für die ,Zeugen Jehovas’ geworben“, sagt Esther Gebhard.

Merkur, 11. September 2020
Sektenchefin verurteilt-Mutter verhaftet

Nachdem am Donnerstag eine mutmaßliche Sektenchefin aus Hanau wegen des Todes eines Vierjährigen vor 32 Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, ist nun auch die Mutter des ermordeten Jungen verhaftet wurden. Wie die Staatsanwaltschaft Hanau am Freitagabend mitteilte, wurde die 59-Jährige in Leipzig festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft hatte unmittelbar nach der Urteilsverkündung am Donnerstag einen Antrag auf Erlass eines Haftbefehls gestellt. Die Ermittler werfen der Mutter Beihilfe zum Mord an ihrem Kind vor.

hessenschau, 25. September 2020

Lippenstift als Teufelszeug

Sie lächelt, sie wirft ihr offenes Haare nach hinten. Dezent geschminkt posiert die Leipziger Studentin für den Fotografen. Sophie Jones (25) will Miss Germany werden. Unter die letzten fünf Bewerberinnen aus Sachsen hat sie es schon geschafft.

Doch wie wichtig diese Wahl für sie ist und was für eine Befreiung – das wissen nur wenige.

In Sophies Jugend galten Lippenstift und Wimperntusche als Teufelszeug; und wenn ihre Mitschülerinnen auf Instagram freche Fotos posteten, stand sie mit dem „Wachturm“ in der Hand in der Fußgängerzone.

Bild, 16. Oktober 2020

Ein Niederländer als "Prophet"

Bei einer großangelegten Durchsuchung in Goch am Niederrhein ist die Polizei auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters offenbar auf eine Sekte gestoßen. Eine 25-Jährige sei dort mutmaßlich gegen ihren Willen festgehalten worden, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft Kleve am Mittwoch. Ein 58 Jahre alter Niederländer, der sich selbst als „Prophet” bezeichne, sei festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler stellten Datenträger und zwei Schreckschusspistolen sicher.

Die Polizei war in den frühen Morgenstunden angerückt. Zuvor habe es Hinweise gegeben, dass auf dem Gelände einer Eventfirma eine Person gegen ihren Willen festgehalten werde. „Den Ermittlungen zufolge soll sich auf dem Areal eine Glaubensgemeinschaft etabliert haben, man kann auch sagen: eine Sekte”, erläuterte der Sprecher. Es sei die Rede von einem „Orden der Transformation”.

Nordkurier, 22. Oktober 2020

Angst vor der Hölle

Die Gruppierung könne man durchaus als sektenähnlich bezeichnen, so Riede. Im Zentrum der Gruppierung habe ein 58-Jähriger gestanden, der sich selbst als Prophet bezeichnete. Er habe einen Mix aus verschiedenen Religionen gepredigt, vor allem die Bibel habe eine große Rolle gespielt. Seine Prophezeihungen habe er auch in einem Buch niedergeschrieben – das sei aber nur für die Sektenmitglieder zugänglich gewesen. Zentral im Glauben der Sekte sei vor allem auch die Angst vor der Hölle gewesen. "Er gab vor, seine Anweisungen seien die 'Wahrheit fürs Leben' – wenn man sich daran nicht hielte, komme man in die Hölle", so die Sekten-Expertin. Darum habe unter den Mitgliedern auch große Angst geherrscht – einerseits vor der Hölle, also dem "Strafgericht Gottes", andererseits aber auch vor dem Propheten selbst. Die Machtausübung und der Machterhalt sei das Leitmotiv der Gruppe gewesen.

RTL, 23. Oktober 2020

120 Jahre Gefängnis für Sekten-Guru

Bis zuletzt zeigte der amerikanische Unternehmer und Psycho-Coach Keith Raniere keine Reue. In einem Schreiben, das vor der Verhängung des Strafmaßes eingereicht wurde, gab sich der 60-Jährige vielmehr "stolz" auf sein "Lebenswerk". Der Sex sei stets einvernehmlich gewesen.

Ein Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn ließ sich davon nicht beeinflussen und verhängte eine Strafe von 120 Jahren Gefängnis gegen den Selbsthilfe-Guru und Gründer der sektenähnlichen Organisation Nxivm. Im Juni 2019 war Raniere in sieben Anklagepunkten schuldig gesprochen worden, darunter Sexhandel, sexuelle Ausbeutung einer 15-Jährigen und Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Deutsche Welle, 27. Oktober 2020

In der Parallelwelt der Zeugen Jehovas

Über 25 Jahre lebte Francis Luce bei den Zeugen Jehovas in Bremen. Eine Zeit, die ihm mehrfache Burnouts bereitete und ihn fast in den Suizid trieb. Jahre später schaffte Francis dann endlich den Absprung. Heute möchte er anderen dabei helfen, der Sekte zu entfliehen. Wir haben mit dem Aussteiger über den Alltag in einer Parallelwelt, die Schwierigkeiten des Ausstiegs und das Leben danach gesprochen.

SAT 1, 28. Oktober 2020

Nett von den Zeugen Jehovas

Jetzt wird der Lockdown noch lighter, denn die Zeugen Jehovas wollen uns bis Ende November die Zeit vertreiben. Dieses wunderbare Versprechen verbreitet die "Celler Presse" auf ihren Internet-Seiten.

Burgdorfer Kreisblatt, 2. November 2020

Verwaltungsgemeinschaft fühlt sich von Zeugen Jehovas belästigt

Die Verwaltungsgemeinschaft Wartenberg ist Opfer einer weltweiten Aktion der Zeugen Jehovas geworden. Möglicherweise sind auch andere Rathäuser im Landkreis betroffen. Jakob und Fiona D. aus Erding missbrauchten jedenfalls dafür die Verwaltung in Wartenberg, um Gemeinderäte in Berglern anzuschreiben. Es geht um die Postille Wachtturm. 

Merkur, 22. November 2020

Problematische Anastasia-Bewegung

Ein Leben im Einklang mit der Natur, fernab des hektischen Stadtlebens. Klingt erst mal ziemlich gut und nichts dagegen einzuwenden. Problematisch wird es aber, wenn sich dieser Gedanke mit verschwörungstheoretischen Elementen paart, antisemitisches Gedankengut pflegt und offen rechts agiert – und das alles unter einem esoterischen Schleier packt. Klingt ein bisschen wie das typische Publikum eine Querdenker-Demo, beschreibt aber die aus Russland stammende Anastasia-Bewegung. Sie wird auch in Deutschland immer populärer.

NoiZZ, 4. Dezember 2020

Sekten-Arzt muss nicht mit Strafe rechnen

Die Ermittlungen gegen Hartmut Hopp (76), einst Arzt der berüchtigten Sekte "Colonia Dignidad" in Chile, bleiben eingestellt. Gegen Hopp hatte es Vorwürfe unter anderem wegen Beihilfe zu sexuellem Kindesmissbrauch, Beteiligung an der Ermordung chilenischer Regimegegner und Zwangsmedikation gegeben.

Tag 24, 11. Dezember 2020

Gott ist die Antwort, wenn man keine hat

Nahezu alle von Augustin angeführten physikalischen Fragen sind in der Zwischenzeit beantwortet und durch andere ersetzt worden. Augustins angeblich so hilfreicher Generalschlüssel – Gott – hat dabei aber keine Rolle gespielt. Gott ist die Antwort, wenn man keine hat. Wann immer die Menschheit sich Fragen stellte, auf die sie keine Antwort hatte, stand Gott als Joker zur Verfügung. Die Kunst der Wissenschaft besteht darin, die richtigen und das heißt – leider – die auf dem gegenwärtigen Stand beantwortbaren Fragen zu stellen.

Frankfurter Rundschau, 22. Dezember 2020

Die "Seekers", die Aliens und der Weltuntergang

Die Aliens sind sehr präzise mit dem Datum für den Weltuntergang: Am 21. Dezember 1954, Punkt Mitternacht, wird eine alles vernichtende Flut über die Erde hereinbrechen. Das jedenfalls hat Dorothy Martin aus Chicago erfahren. Sie steht im telepathischen Austausch mit der extraterrestrischen Lebensform und prophezeit: Ufos werden eintreffen und sie und ihre kleine Sekte, die "Seekers", vor dem Untergang retten. Jetzt heißt es also, gut vorbereitet zu sein für die bevorstehende Reise mit der fliegenden Untertasse.

Bayerischer Rundfunk, 21. Dezember 2020

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Falsch und richtig

Sind in der Neuapostolischen Kirche unbekannt?

"Der Mensch müsse dem Bösen entsagen und könne nicht selbst entscheiden, was richtig oder falsch ist." Diese Behauptung legt der internationale Pressesprecher der Neuapostolischen Kirche (NAK), Peter Johanning, am 29. Juli 2020 dem internationalen NAK-Chef Jean-Luc Schneider in den Mund.

Wenn das so wäre, müsste man sich darüber wundern, dass die Veranstaltungsteilnehmerinnen und Veranstaltungsteilnehmer nicht aufstehen und nach Hause gehen. Denn dieser Aussage zufolge wissen sie gar nicht, ob es richtig ist, anwesend zu sein.

Wenn das so wäre, müsste man zudem Schneider fragen, ob ein neuapostolischer Autofahrer zumindest darüber entscheiden kann, ob es falsch oder richtig ist, bei Rot vor einer Ampel zu warten. 

Wenn das so wäre, würde sich auch die Frage aufdrängen, wie jemand, der falsch und richtig nicht unterscheiden kann, das Böse von dem Guten unterscheiden kann, denn diese Erkenntnisfähigkeit ist doch wohl erforderlich, um dem Bösen zu entsagen. 

Da aber nicht "jeder Mensch" auch "neuapostolischer Mensch" ist, darf weiter davon ausgegangen werden, dass man unterwegs auch zukünftig Leute trifft, die sich richtig benehmen und auch wissen, warum.