Montag, 24. Februar 2020

Wahre Helden

Fast wie Schindler

In der Neuapostolischen Kirche (NAK) rumort es immer wieder. Diese um 1896 in den Niederlanden und Deutschland entstandene Glaubensgemeinschaft ersetzt alte Lügen durch neue, wenn es um dunkle Kapitel in der NAK-Geschichte geht. 

Derzeitiges Thema: die bis heute nicht aufgearbeitete Rolle der NAK während des Hitlerfaschismus. Bisherige Lesart: War eine schwierige Zeit, die wir aber gemeistert haben. Die damalige NAK-Leitung hat Hitler keinen Widerstand geleistet, deswegen kamen wir nicht nur glimpflich davon, die Mitgliederzahl stieg sogar. 

Zu deutsch: Wir haben nur an uns gedacht und das war gut so. Doch nun soll es noch besser gewesen sein. In einer Stellungnahme der NAK-Arbeitsgemeinschaft "Geschichte" an die Kirchenleitung wird für den Frühjahr ein Buch angekündigt: "Ein umfangreiches Kapitel ist neuapostolischen Christen jüdischer Herkunft gewidmet. Allein aus Stuttgart wurden vier Mitglieder der Neuapostolischen Kirche ermordet, weitere wurden drangsaliert und verfolgt. Dabei gab es auch kirchliche Unterstützung von Menschen jüdischer Herkunft bis hin zum `Rettungswiderstand´." Alle bisherigen Veröffentlichungen zu diesem Thema werden in der Stellungnahme negativ bewertet. 

Es gab in der NAK also nicht nur Anbiederung, sondern auch Widerstand? Und der Widerstand weniger Mitglieder wog die Anbiederung der Kirchenführung auf? Auch NSDAP-Mitglieder haben Juden gerettet, Schindler beispielsweise sogar mehr als vier. Dennoch schämte er sich nach Kriegsende für seine Mitgliedschaft in der NSDAP. Er erkannte, dass er ein verbrecherisches System unterstützt hatte.

Die Hälfte der damaligen NAK-Kirchenleitung ist in der NSDAP gewesen. Der damalige weltweite Kirchenpräsident Johann Gottfried Bischoff spendete eigenen Angaben zufolge Riesensummen an die NSDAP. Bevor er dieses Amt antrat, war er übrigens bettelarm...

Auch die zur NAK-Lesart gehörende steigende Mitgliederzahl soll inzwischen falsch sein. Die NAK-Arbeitsgemeinschaft "Geschichte" dazu: "Dass die Neuapostolische Kirche in der NS-Zeit einen starken Mitgliederzuwachs hatte, ist mittlerweile widerlegt." 

Vor 70 Jahren hörte sich das in der Schrift "Geschichte der Neuapostolischen Kirche" noch so an: "An vielen Orten waren neue Gemeinden entstanden, die Mitgliederzahl nahm ständig zu..." Verfasser dieser Schrift war ein hoher Funktionär der NAK. Der hat also auch gelogen?

Außerdem predigte man in den 50er-Jahren, dass sich die Juden über ihr Schicksal unter Hitler nicht wundern sollten, schließlich hätten sie Jesus ans Kreuz genagelt! 




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