Sonntag, 25. September 2011

Denkbar III

25. September 2011
Der katholische Papst und ein Jemand aus einem fernen Land

Das gibt ihm wohl das Recht zu Kritik an Paaren, die sich trennen: Der katholische Papst ist seiner Ehefrau stets treu gewesen, als man ihm einen Job in Italien anbot, hat sie keinen Augenblick gezögert: Sie hat ihn zu seiner neuen Wirkungsstätte begleitet, kümmert sich dort liebevoll um ihre beiden Enkel, wenn ihre Tochter mit ihrem Mann aus Deutschland zu Besuch ist.


Das ist nun wirklich keine Selbstverständlichkeit, hat der katholische Papst vor dem Präsidium des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK) im Freiburger Priesterseminar betont: "Man findet kaum noch den Mut zu versprechen, ein Leben lang treu zu sein; sich das Herz zu nehmen und zu sagen: Ich gehöre jetzt ganz dir."

Auch nach fast 60 Jahren Ehe könnte dem katholischen Papst und seiner Frau nie geschehen, was nach seinen Worten einer deutschen Durchschnittsfamilie passieren würde, wenn jemand aus einem fernen Land nach dem Rechten schauen würde: "Der könnte vieles bewundern, etwa den Wohlstand, die Ordnung und die Effizenz." Kennen auch wir aus jeder Hartz-IV-Familie. Doch der katholische Papst weiß noch mehr über diesen Jemand aus einem fernen Land: "Er würde mit unvoreingenommenem Blick auch viel Armut feststellen: Armut, was die menschlichen Beziehungen betrifft, und Armut im religiösen Bereich."

Der katholische Papst dagegen geht heute noch so oft wie möglich zur Kirche, pflegt fantastische menschliche Beziehungen, beispielsweise mit katholischen Priestern, die Väter werden, und unter religiöser Armut leidet er auch nicht. Schließlich meint er sogar, dass er einen guten Draht zu Gott hat.

Fast immer allerdings lässt Gott den katholischen Papst im Dunkeln tappen: "Auch das selbstlose Engagement für das Gemeinwohl, im sozialen und kulturellen Bereich oder für Bedürftige, nimmt ab."

Wer jetzt noch den katholischen Papst ernst nimmt, ist selbst schuld. Denn: Ohne den ehrenamtlichen Einsatz von immer mehr Menschen läuft in Deutschland kaum noch etwas. Davon hätte sich der katholische Papst bei seinem Besuch durchaus überzeugen können. Statt dessen hat er sich mal 30 Minuten, mal 10 Minuten mit Leuten aus der politischen Führungsetage unterhalten, die er wohl für ausgewiesene Experten hält, wenn es um die deutsche Wirklichkeit geht.

Und dieser Mann soll unfehlbar sein?


16. September 2011
Der Papst kommt - Gott auch?

Der Papst kommt. Und spricht im Deutschen Bundestag. Der Papst kommt. Und im Internet gibt es Seiten zum Besuch. Der Papst kommt. Und im Internet gibt die katholische Kirche das Motto aus "Wo Gott ist, da ist Zukunft". Der Papst kommt. Und in der Nähe stehen Verkaufsstände. Angeboten werden Erinnerungsbänder, T-Shirts, Kerzen, Rosenkränze, Taschen und Medaillen. Auch schon online. Nicht gefunden habe ich dort: die Bibel.

Dass Jesus nicht katholisch gewesen ist, merkt man daran: Der hat die Händler aus dem Tempel geworfen. Die Organisatoren des Papstbesuches laden sie ein. Nicht direkt in den Tempel. Aber in die Nähe.

Nicht streiten will ich mich über das Motto "Wo Gott ist, da ist Zukunft". Diese Aussage ist nicht überprüfbar. Überprüfbar sind jedoch die Aussagen des Papstes zur Sexualmoral, zur Rolle der Frau und zur evangelischen Kirche. Überprüfbar ist, was in der katholischen Kirche geschieht.

Werbetrommel statt Demut angesichts unzähliger Skandale, scheint das Besuchsmotto zu sein. Fehlt nur noch, dass die katholische Kirche den Papst als neuen Messias in den Deutschen Bundestag schickt. Viele Abgeordnete wollen nicht hingehen. Finde ich dämlich.

Herrlich dagegen fände ich Verkaufsstände vor dem Plenarsaal. Angeboten werden könnten Kondome, T-Shirts mit dem Aufdruck "Gib Aids keine Chance", Lorbeerkränze für Alleinerziehende...Wäre aber wohl gegen die Würde des Hohen Hauses, das hohen Besuch bekommt.

22. August 2011
Der alte Mann und Jesus

Der katholische Papst hat es gut: Wenn er zu seinem Chef gerufen wird, ist er bereits tot. Was Gott und sein angeblicher Stellvertreter dann zu besprechen haben, bleibt unseren Ohren verschlossen. Sogar eine Standpauke hören wir nicht. Das Jenseits ist eben jenseits unserer Sinnesorgane.

Soeben ist der Weltjugendtag der katholischen Kirche in Madrid zu Ende gegangen. Ganz real mit einer Messe von Benedikt XVI. Über eine Million junger Leute aus über 200 Ländern sind dabei gewesen. Die ermahnte der katholische Papst, man dürfe Jesus nicht auf "seine eigene Weise" folgen, sondern nur gemeinsam mit der Kirche. Steht allerdings nirgendwo in der Bibel. Hat sich Benedikt XVI. selbst ausgedacht. Nicht selbst ausgedacht hat er sich, dass es sich nur bei der katholischen Kirche um eine Kirche handelt, alles andere seien bestenfalls Religionsgemeinschaften. Das behaupteten auch schon andere katholische Päpste.

Und entlarvten sich so als Sektenchefs. "Sekten" verbreiten bekanntermaßen Sonder-Lehren. Besonders "eindringlich" - wie der katholische Papst - tun sie das, wenn ihre Macht schwindet. An die klammern sie sich dann. Bis zum Untergang...

11. Juli 2011
In der Neuapostolischen Kirche sieht es nicht "so rosig" aus

"Das sieht nicht unbedingt so rosig aus." Hat der neuapostolische Kirchenchef Wilhelm Leber Pfingsten in Dresden gesagt. Sechs Jahre ist er nun im Amt, die Mitgliederzahl in Europa sinkt weiter, die Suche nach Amtsträgern wird immer schwerer. Da fällt Leber Matthäus 24 ein, als "so genannte Endzeitrede des Gottessohnes".

Mit diesem Kapitel jongliert die Neuapostolische Kirche (NAK) seit Anbeginn. Nach einem Tempelbesuch sagt Jesus die Zerstörung voraus und wird von seinen Jüngern gefragt, was sonst noch auf sie zukomme. Sie wollen wissen: Wann geschieht das, auf welche Zeichen müssen wir achten, wann kommt das Ende der Welt?

Jesus antwortet laut Bibel darauf bildhaft, nennt als Zeichen u. a. Kriege, gelegentliche Erdbeben und falsche Propheten. Dann sagt er: "Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit."

Dann ermahnt Jesus zur Wachsamkeit. Dazu ermahnt auch die Neuapostolische Kirche und deutet die "Zeichen des Endes" immer neu. Die Bibel wird zum Steinbruch, in dem man weitere Hinweise finden will. Ältere Mitglieder erinnern sich noch an - erst "Unsere Kirche ist so klein, weil es nur wenige Auserwählte gibt", dann "Unsere Kirche wächst, das ist ein Zeichen von Gottes Segen" und jetzt "Nun werden wir eben wieder kleiner." Was angeblich immer vom Heiligen Geist kommt. Also von Gott. Was laut Bibel nicht stimmen kann.

Wo angeblich Klarheit herrscht, wachsen deshalb die Zweifel, die jetzt auch Wilhelm Leber irgendwie zerstreuen möchte. Das gelingt ihm immer weniger. Viele junge NAK-Mitglieder wollen sich nicht mehr manisch-depressiv mit der Beobachtung von schlimmen Ereignissen beschäftigen, die sie dann auch noch positiv werten sollen, weil sie "Zeichen für das Ende" sind. Sie wollen ihr Leben genießen - und gehen. Andere trotten nur noch hin, damit sie von der Familie und von Verwandten nicht schief angeschaut werden. Ob es anschließend mit dem Rendezvous klappt, ist denen wichtiger als die Predigt, die vorne jemand hält.

Ein junges NAK-Mitglied hat kürzlich zu mir gesagt: "Jesus hat doch nichts dagegen, wenn ich das Leben genieße. Sonst hätte er aus Wasser nicht Wein gemacht, sondern aus Wein Wasser." Das ist zwar eine eigenwillige Intepretation einer biblischen Geschichte - aber immerhin originell. Was man von der Pfingst-Rede des Wilhelm Leber nicht behaupten kann.

20. Juni 2011
Können die Zeugen Jehovas die Neuapostolische Kirche ersetzen?

Kann Michelle Hunziker Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..." ersetzen? Eine knappe Mehrheit der Leserinnen und Leser des Schweizer Boulevardblattes "Blick" meint: Kann sie. "Bild" dagegen nimmt Wetten darauf an, dass Hape Kerkeling die Nachfolge antritt. Der ist allerdings längst nicht so hübsch wie die 34-Jährige.

Auf jeden Fall gilt: Thomas Gottschalk nimmt keine Wetten mehr an. Nach einem schrecklichen Unfall in seiner Sendung hat er keine Lust mehr. Die Zeugen Jehovas dagegen haben Lust auf Schreckliches. Einzige Bedingung: Sie sind nicht dabei, wenn sich die Katastrophen ereignen. Ähnliches haben sich die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche (NAK) vorgenommen. Doch diese Glaubensgemeinschaft schrumpft und existiert möglicherweise gar nicht mehr, wenn sich die Katastrophen ereignen, die bisher nicht stattgefunden haben.

Die spannende Frage könnte deshalb lauten: Können die Zeugen Jehovas eines Tages die Neuapostolische Kirche ersetzen? Scheint möglich zu sein. Für das Jesus-Bild der amerikanisch gestrickten Sekte würde sich kein NAK-Mitglied interessieren. Die Unterschiede würden also gar nicht auffallen. Wichtig ist dagegen: Es muss Chefs geben. Haben die Zeugen Jehovas. Man muss zu den Auserwählten gehören. Gehören die Zeugen Jehovas. Mit dieser Welt muss es zu Ende gehen, eine neue muss her. Glauben die Zeugen Jehovas. Allzu lange darauf warten möchte man nicht mehr. Tun die Zeugen Jehovas nicht. Die rechnen stündlich damit. Und das schon seit vielen Jahrzehnten. Eigene Irrtümer dürfen kein lange diskutiertes Thema sein. Die Zeugen Jehovas diskutieren gar nicht.

Schnittmengen sind also da.

23. Mai 2011
Bruno Gröning - oder: Wunder gibt es immer wieder

Wenn jener Amerikaner, der für Samstag die Wiederkehr von Jesus vorausgesagt hat, Recht behalten hätte, müsste man nicht mehr groß darüber reden, dass wieder Großes geschehen soll. In den nächsten Tagen in Wilhelmshaven, Oldenburg und Aurich. Da werden Menschen eine Kraft spüren, ein Kribbeln, ein Strömen am Körper. Steht auf einem Werbezettel, der heute auch in Wilhelmshaven verteilt worden ist. Derart Wundersames geschieht demnach, wenn man sich den "Dokumentarfilm - Das Phänomen Bruno Gröning - Auf den Spuren des ´Wunderheilers´" anschaut.

Dass dieser so genannte "Wunderheiler" seit 1959 tot ist, tut nichts zur Wunder-Sache. Dass er kurz vor seinem Ableben wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt worden ist, auch nicht. Ein 17-Jähriger war gestorben, weil er an diesen Satz geglaubt hatte: "Es gibt kein Unheilbar - Gott ist der größte Arzt". Dass sich Gröning und seine Helfer seinerzeit gegenseitig ein "ausschweifendes Leben" vorwarfen, ist ebenfalls völlig unerheblich.

Als der Boden zu heiß wurde, berief sich dieser so genannte "Wunderheiler" auf die Religionsfreiheit. So hebelte er juristische Auseinandersetzungen wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz aus. "Mir bleibt der Verstand stehen" titelte am 25. Juni 1949 eine Zeitung aus Herford.

Wenn das nicht genug Warnung vor der Betrachtung dieses Dokumentarfilms ist, dann man hin...

18. Mai 2011
Putin endlich ertappt

Wladimir, hab dich doch nicht so. Warum streitest du ab, dass du der wieder geborene Apostel Paulus bist? Wenn das eine Sekte behauptet, ist das wahr. Denn: Jede Sekte sagt die Wahrheit. Deshalb ist vor 26 Jahren diese Welt vergangen, wir haben eine neue. Wie die Zeugen Jehovas es prophezeit haben. Darum lebt ein gewisser Johann Gottfried Bischoff als geistliches Oberhaupt der Neuapostolischen Kirche immer noch. Wie er das ab 1951 öffentlich behauptet hat. Der hält sich nur irgendwo verborgen, 1960 gestorben ist der keinesfalls.

Außerdem kann ich dich überführen. 1995 hat mir ein Medium die Tatsache unterbreitet, dass ich ein wieder geborener Bruder von Jesus bin. Und ich erinnere mich noch gut an einen Apostel mit einer Sprache, die wir nicht verstanden. Das ist also die russische Sprache gewesen.

Ein wenig aufbrausend warst du damals schon. Auch Wiedergeborene verändern ihren Charakter nicht. Dafür ein Beispiel, das reichen müsste: In deiner Amtszeit bist du laut Gerhard Schröder ein "lupenreiner Demokrat" gewesen, damals warst du ein "lupenreiner Apostel", der die gute Sache energischer vertrat als alle anderen.

1. Mai 2011
Selig sind die...

Früher haben Kinder vor dem Schlafengehen gebetet: "Lieber Gott, mach mich fromm, damit ich in den Himmel komm..." Jetzt dürfen sie vor dem Schlafengehen auch beten: "Lieber Johannes Paul der Zweite, viele Katholiken suchen zwar das Weite, doch ich bin dafür noch zu klein, deswegen muss ich Kirchgänger sein."

Denn: Wir sind nicht mehr nur Papst. Jetzt sprechen wir auch selig. Weil eine Nonne kein Blut mehr verschüttet, wenn sie eine Ampulle in der Hand hält. Das liegt am polnischen Papst als Vorgänger des deutschen Papstes. Der hat Marie Simon-Pierre von Parkinson geheilt. Die verließ sich als französische Nonne nicht auf Gott allein, obwohl viele behaupten, Gott sei ein Franzose.

Wir alle kennen Teil-Autos, Katholiken kennen außerdem schon seit Jahrhunderten Teil-Götter. Die ebenfalls angebetet werden dürfen - als Reliquien. Und Wunder tun wie laut Bibel dermalseinst Jesus und seine Apostel. Die jedoch ist von einem Lutheraner übersetzt worden und nicht von den Katholiken, die deshalb durchaus in einer religiösen Parallelwelt leben dürfen.

Dazu gehört: Einem Lebenden Blut abzapfen, warten bis er tot und selig gesprochen worden ist, seinen Sarg wieder ausbuddeln und der Öffentlichkeit präsentieren. Was nicht zur Nachahmung mit anderen Särgen empfohlen werden darf. Das wäre dann Störung der Totenruhe.

Da würde kein Jubelsturm auf dem Petersplatz losbrechen, niemand würde Beifall klatschen, wenn irgendein Neffe nach einer Grabschändung das Foto irgendeiner Tante enthüllen würde. Auf dem Foto muss schon ein Papst sein. Also ein Teil-Gott.

Doch: Diese schauerlichen Szenen sind erst der Anfang. Demnächst wird Johannes Paul II. auch noch heilig gesprochen. Dann endlich ist der polnische Papst kein Teil-Gott mehr, sondern Gott.

Der andere aus der Bibel sollte schon einmal sein Rücktrittsgesuch einreichen. Sonst wird er von der Kirchenpolitik des Vatikan einfach hinweggefegt. Selig sind die, die früh genug erkennen, dass ihre Zeit abgelaufen ist.

Diese Seligpreisung steht nicht im Matthäusevangelium, gehört nicht zur Bergpredigt? Stimmt, weil auch das gestimmt hat: Jesus war kein Katholik. Das macht diesen Mann so sympathisch...

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