24. März 2011
Jetzt versucht es die evangelische Kirche mit Humbug?
Irgendwo in den Sternen wohnt er: Gott. Gefunden werden kann er: per Astrologie. Wird möglicherweise nächste Woche im Hochsauerland behauptet. In einer evangelischen Akademie.
Dazu ein Auszug aus der Veranstaltungsankündigung: "Mit ihrem Buch ´Die Handschrift Gottes lesen – Astrologie´ wendet sich Christine Lindemann an Leser, die spirituell auf der Suche sind. Die Autorin ist astrologische Beraterin und war viele Jahre in kirchlichen Einrichtungen tätig.
Sie fragt, ob nicht eine Rückbesinnung auf die Weisheit der Astrologie innerhalb der Kirche neue Zugänge zu kosmischen Bezügen öffnen könnte. Nach einer deutlichen Kritik an der Trivial- und TV-Astrologie, erläutert sie, welche Kraft in der Astrologie steckt. Ebenso geht sie auf die Themen Prognose und analoges Denken ein. Dabei geht es ihr um wegweisende Erkenntnisse über unser individuelles Dasein – es gilt die Gegenwart Gottes im Menschen zu entdecken."
Klingt ein wenig konfus. Erst soll man in den Sternen nach Gott suchen - und dann im Menschen? Oder umgekehrt? Sind aber keine wichtigen Fragen. Eine wichtige Frage ist: Was ist nur mit der evangelischen Kirche los? Wenn man die Menschen nicht mehr mit dem christlichen Glauben erreicht, versucht man es mit Aberglauben?
Geradezu lächerlich wirkt Christine Lindemanns "deutliche Kritik" an der "Trivial- und TV-Astrologie". Wo und wie Humbug verbreitet wird, kann bei Humbug doch wohl kaum besonders wichtig sein. "Astrologie ist Unsinn." Schreibt und begründet am 7. Januar 2009 beispielsweise der Astronom Florian Freistetter. Dem ist nichts hinzuzufügen. Auch keine Veranstaltung an einer evangelischen Akademie.
15. März 2011
Tote werden: Entweder NAK-Mitglieder oder Mormomen
Ist doch immer wieder putzig, womit sich Theologen beschäftigen. Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) damit: "Im November 2010 besuchte das Oberhaupt der Neuapostolischen Kirche (NAK), Stammapostel Wilhelm Leber, die Hauptstadt. In Berlin-Charlottenburg hielt er mit zahlreichen weiteren Amtsträgern den sogenannten ´Gottesdienst für die Entschlafenen´. Dreimal jährlich feiert die NAK einen solchen Gottesdienst, in dem nicht nur der Verstorbenen gedacht wird, sondern ihnen auch stellvertretend die Sakramente gespendet werden."
Heißt: Auch Tote werden Mitglieder der Neuapostolischen Kirche. Bedeutet: So mancher Erwachsene leidet auch nach Jahrzehnten noch unter Alpträumen, weil dieser Totenkult psychisch und seelisch belastend wirken kann.
Der EZW-Berichterstatter jedoch prüft Bibelstellen, auf die sich die NAK beruft und beklagt sich auch noch darüber, dass nur die NAK-Chefs Tote zu Mitgliedern machen können. Wäre es besser, wenn jedes Mitglied auf Friedhöfen missionieren dürfte?
Nie verraten wird von der NAK: Die Mormonen sind nach ihren Angaben im Jenseits mindestens ebenso aktiv wie die Neuapostolische Kirche. Lautet die Frage: Jagen die sich immer wieder gegenseitig die Toten ab? Wo bleibt denn da die Totenruhe?
Für diese "Entschlafenengottesdienste" schaltet die NAK inzwischen auch schon Anzeigen. Wirkung entfalten sollen sie aber wohl nur im Diesseits. Oder hört man diese Werbetrommel auch im Jenseits?
14. Februar 2011
Neuapostolische Kirche will ihr Profil schärfen
Getroffen haben sie sich in der Eisenbahnstadt Lehrte bei Hannover - weil die Weichen neu gestellt werden sollen? Das haben einige auch gedacht, als mit großem öffentlichem Aufwand eine Überarbeitung der zehn Glaubensartikel der Neuapostolischen Kirche (NAK) angekündigt wurde. Heraus kamen lediglich ein paar eher redaktionelle Änderungen.
Nun geht es um den Katechismus dieser Glaubensgemeinschaft. Die neue Fassung soll Ende nächsten Jahres in gedruckter Form vorliegen. Bis dahin sind Schulungsveranstaltungen geplant. Dazu heißt es in einer offiziellen Verlautbarung: "Als Beispiel wird auch die Bedeutung des 5. Gebots behandelt, um den Teilnehmern Sprache und Aussagekraft des neuen Katechismus nahe zu bringen."
Das fünfte Gebot lautet: "Du sollst nicht töten." Bedeutet: Das Leben, das Wohl und Wehe unseres Nächsten muss uns so heilig sein wie unser eigenes Leben, Wohl und Wehe. Was aber hat dieses Gebot mit "Sprache und Aussagekraft des neuen Katechismus" zu tun? Darüber steht nichts in dieser offiziellen Verlautbarung.
Eins wird jedoch verraten: Die Neuapostolische Kirche will ihr Profil schärfen. Könnte bedeuten: Sich weiter abgrenzen. Wobei jedoch die Grenzen stets fließend sind. Denn was diese Glaubensgemeinschaft noch vor 50, 60 Jahren gelehrt hat, kann nicht mehr gelehrt werden. Die Grundzüge: Die Menschheitsgeschichte umfasst 6 000 Jahre, 4000 Jahre vor Christi Geburt, 2000 Jahre danach. Da laut Bibel die Zeit auch noch verkürzt werden muss, ist die Neuapostolische Kirche davon ausgegangen, dass Jesus einige Zeit vor dem Jahr 2000 wiederkommt, die NAK-Mitglieder entrückt und so vor unvorstellbaren Katastrophen auf der Erde bewahrt. Dann beginne das Tausendjährige Friedensreich mit NAK-Mitgliedern als Könige und Priester, die der Menschheit eine letzte Chance geben.
Hervorgegangen ist die Neuapostolische Kirche nach Zank und Streit aus der katholisch-apostolischen Gemeinschaft, die um 1830 in England entstand. An der Spitze standen zwölf Apostel, die davon überzeugt waren, dass Jesus zu ihren Lebzeiten wiederkommt. Das stellte sich als Irrtum heraus. Zu diesem Irrtum bekannte sich die katholisch-apostolische Gemeinschaft.
In der Neuapostolischen Kirche ist Bekenntnis zum Irrtum nicht üblich. Gewechselt werden die Erklärungsmuster. Beispiel: Als die NAK noch klein gewesen ist, sagte man, das liege daran, dass sich schon Jesus gefragt habe, ob er bei seiner Rückkehr auf der Erde noch Glauben finden werde. Als diese Glaubensgemeinschaft wuchs, war das Zeichen von Gottes Segen.
Der Katechismus der Neuapostolischen Kirche ist nicht zum ersten Mal überarbeitet worden. Manchmal geschah das auch unter politischem Druck. So 1938, als diese Glaubensgemeinschaft zu den Voraussetzungen für die Mitgliedschaft schrieb: "Dem Aufnahmegesuch kann nicht entsprochen werden, wenn der Aufzunehmende sich im Widerspruch zur Staatsführung befindet, die der Neuapostolischen Kirche die Ausübung ihrer seelsorgerlichen Tätigkeit gestattet."
Öffentliche Anerkennung ist stets eine Triebfeder der NAK gewesen. Das war im Kaiserreich so, das war bei Hitler so, das war in der DDR so. Die behauptete politische Neutralität stellte sich immer wieder nur als Behauptung heraus.
Wie kann da ein geschärftes Profil aussehen? Und wie lange hätte es Bestand?
7. Februar 2011
Sex gibt es auch ohne Trauschein
Auch in katholischen Nachrichten wird gelegentlich ziemlich übertrieben. So zum Beispiel: "Der Zölibat ist eine Provokation. In einer Welt, die nicht mehr recht an ein Leben nach dem Tod glaubt, ist diese Lebensform der ständige Protest gegen die allgemeine Oberflächlichkeit."
Mir ist es schnurzpiepegal, ob katholische Priester heiraten dürfen oder nicht. Denn heutzutage haben auch Nichtverheiratete Sex. Bei katholischen Priestern darf das nur nicht herauskommen. Ratsam ist: heucheln. Können nur nicht alle.
"Der Zölibat ist die ständige gelebte Botschaft, dass das Diesseits mit seinen Freuden und Leiden nicht alles ist. Es gibt Menschen, die so etwas wütend macht", heißt es weiter in diesem Text, der von Satz zu Satz unverständlicher wird. Das Jenseits macht Menschen wütend? Oder sind derzeit viele Katholiken wütend, weil Kinder im Diesseits missbraucht worden sind? Die sollen sich bloß nicht so anstellen, weil im Jenseits so was nicht angestellt wird?
"Denn da wird das eigene Lebenskonzept massiv in Frage gestellt. Nicht bloß durch einen Text oder ein dahingeworfenes Gespräch, sondern durch eine unübersehbare Lebensentscheidung. Der Zölibat ist kein Lippenbekenntnis, sondern ein Lebensbekenntnis" - ist wie Pfeifen in jenem dunklen Wald, in dem auch Frauen leben und mit Äpfeln locken.
"Zweifellos, wenn mit dem Tod alles aus wäre, dann wäre der Zölibat eine Idiotie. Warum auf die intime Liebe einer Frau verzichten, warum auf die anrührende Begegnung mit den eigenen Kindern, warum auf beglückend gelebte Sexualität?" klingt irgendwie nach Sehnsucht, die nie so ganz verdrängt werden kann.
"Warum soll man sich selbst der körperlichen Fruchtbarkeit in diesem Leben berauben?" ist eine Frage, die ich nun wirklich nicht beantworten kann. Müssten nicht nur katholische Geistliche, sondern alle Katholiken auf Sex verzichten, würde bald auch niemand mehr eine solche Frage stellen.
"Nur wenn das irdische Leben ein Fragment ist, das in der Ewigkeit seine Vollendung finden soll, dann kann diese Lebensform ein helles Licht auf dieses noch ausstehende Leben werfen, dann kündet sie laut von einem Leben in Fülle, das die Sehnsucht der Menschen aller Zeiten erahnt hat, dessen Wirklichkeit aber erst durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und besonders seinen Tod und seine wunderbare Auferstehung allen Menschen offenbar geworden ist", würde möglicherweise nicht einmal Jesus unterschreiben, denn der ist dafür gewesen, dass die Kinder zu ihm kommen. Kein Licht kann heller sein als Kinderlachen.
"Für unsere Gesellschaft wirkt der Zölibat geradezu wie ein ´Stachel im Fleisch´, der immer wieder gelegen oder ungelegen daran erinnert, dass die aufdringlichen Sorgen und Probleme des irdischen Lebens nicht alles sind", schafft sich die katholische Kirche ein Problem, auf das sie aus den eigenen Reihen immer wieder aufmerksam gemacht wird. Weil ein "Stachel im Fleisch" irgendwann entfernt werden muss. Ob nun dringlich oder aufdringlich schmerzhafter ist, sei dahingestellt.
Und wenn dann katholische Geistliche heiraten dürfen, wissen wir, dass es das Jenseits nicht gibt?
27. Januar 2011
Die Bibel auf der Anklagebank
"Da sprach die Ältere zu der Jüngeren:
Unser Vater ist alt, und kein Mann ist mehr im Lande, der zu uns eingehen könne nach aller Welt Weise.
So komm, lass uns unserem Vater Wein zu trinken geben und uns zu ihm legen, dass wir Nachkommen schaffen von unserem Vater. Da gaben sie ihrem Vater Wein zu trinken in derselben Nacht. Und die erste ging hinein und legte sich zu ihrem Vater; und er ward's nicht gewahr, als sie sich legte noch als sie aufstand.
Am Morgen sprach die ältere zu der jüngeren: Siehe, ich habe gestern bei meinem Vater gelegen. Lass uns ihm auch diese Nacht Wein zu trinken geben, dass du hineingehst und dich zu ihm legst, damit wir uns Nachkommen schaffen von unserm Vater.
Da gaben sie ihrem Vater auch diese Nacht Wein zu trinken. Und die jüngere machte sich auch auf und legte sich zu ihm; und er ward's nicht gewahr, als sie sich legte und noch als sie aufstand."
Diese Inzest-Geschichte steht in der Bibel (1. Mose, 19,31)
"Und als der König von Arad, der Kanaaniter, der im Südland wohnte, hörte, dass Israel herankam auf dem Wege von Atarim, zog er in den Kampf gegen Israel und führte etliche gefangen. Da gelobte Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: "Wenn du [HERR] dies Volk in meine [Israels] Hände gibst, so will ich an ihren Städten den Bann vollstrecken [= alle Bewohner umbringen]." Und der HERR hörte auf die Stimme Israels und gab die Kanaaniter in ihre Hand und sie vollstreckten den Bann an ihnen und ihren Städten.
Diese Völkermord-Geschichte steht in der Bibel (4. Mose 21, 1-3)
"Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre."
Diese schauerliche Prophezeiung steht in der Bibel (Matthäus 13, 41-43)
Und in den USA gibt es jemanden, der demnächst den Koran auf die Anklagebank setzen will? Dieses Buch verbrennen, hat Pastor Dr. Terry Jones erst einmal verschoben. Statt dessen soll ein Prozess stattfinden, vorher eine Internet-Abstimmung. Der Koran darf auch verteidigt werden, aber wohin diese Irrsinns-Idee führen wird, kann man sich ausrechnen. An zehn fundamentalischen Fingern.
Dem Islam sind Geistliche zwar fremd, aber wenn ein Imam nun zu einer Gegenaktion aufrufen würde, wäre die Aufregung sicherlich riesengroß. Vielleicht führt die Umfrage auf diesen Seiten zu einem heilsamen Schock.
12. April 2012: Die Beteiligung an der Umfrage ist gering gewesen.
21. Januar 2011
Justizminister: Zeugen Jehovas nicht verfassungskonform
"Die Gründe für den abschlägigen Bescheid der Landesregierung sind schwerwiegend. Er halte die Zeugen Jehovas seit jeher für nicht verfassungskonform, erklärte Justizminister Ulrich Goll (FDP), der auch stellvertretender Ministerpräsident ist." Steht heute im "Südkurier".
"Wenn du dem wahren Gott dienst, mußt du Widerstand durch die Religionisten erwarten und Verfolgung von seiten jener, welche die alte böse Welt lieben." Steht in "Gott bleibt wahrhaftig", 1946 in Englisch und 1948 auf Deutsch von der Wachtturmgesellschaft veröffentlicht.
Die Zeugen Jehovas sind inzwischen in zwölf der 16 Bundesländer als Körperschaft des öffentlichen Rechtes anerkannt. In Berlin dauerten die juristischen Auseinandersetzungen zwölf Jahre. Dann hatten die Zeugen Jehovas zum ersten Mal über die "böse (deutsche) Welt" gesiegt.
Die es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. In dieser Glaubensgemeinschaft dreht sich alles um 1914. In jenem Jahr ist demnach der Teufel aus dem Himmel geworfen worden, seither herrscht dort Friede. Der auch auf der Erde herrschen soll, wenn der Teufel ein zweites Mal geschlagen wird. Die zweite Niederlage sollte ihm beigebracht werden, so lange die Generation, die 1914 erlebt hat, noch existiert. Ist lange Zeit Überzeugung dieser Glaubensgemeinschaft gewesen. Doch diese Überzeugung ist ins Wanken geraten.
Immer ist die Zeit für die Zeugen Jehovas knapp gewesen. Deswegen wurden sie stets zu eifrigem Dienst für die angeblich so wichtige Sache angehalten. Die war und ist: Möglichst viele vor der Vernichtung retten. Mit wechselnden Argumenten.
Doch Zeit für die Einschaltung von Gerichten hat´s für die Führung der Zeugen Jehovas stets gegeben. Auch in Baden-Württemberg werden sie sich diese Zeit nehmen.
Verwunderlich ist und bleibt: Zeugen Jehovas fällt dieser Widerspruch gar nicht auf. Sektierer haben offenbar stets einen eingeengten Blickwinkel.
17. Januar 2011
Neuapostolische Kirche - oder: Wie nagelt man einen Pudding an die Wand?
"Es ist von großer Bedeutung, dass die Kirchen zusammenarbeiten, dass sie keine Konkurrenz untereinander bilden und dass sie international aufgestellt sind." Hat Dortmunds Bürgermeister Manfred Sauer bei einem Neujahrsempfang gesagt. Und zwar: In der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche (NAK). Derart zitiert wird Manfred Sauer auf den offiziellen Seiten der NAK von Nordrhein-Westfalen.
Die Außendarstellung dieser Glaubensgemeinschaft ist inzwischen wie der Versuch, einen Pudding an die Wand nageln zu wollen. In Deutschland nimmt der Mitgliederschwund dramatische Formen an, ein Gebäude nach dem anderen muss verkauft werden.
"Die katholische Pius-Bruderschaft hat in Deutschland ein weiteres Kirchengebäude gekauft. Die einstige neuapostolische Kirche in Köln sei die siebte Kirche, die der Orden hierzulande erworben habe, teilte die Pius-Bruderschaft mit. Von den über 50 Niederlassungen des Ordens in Deutschland seien zwölf Kirchen Neubauten. Das jüngst erworbene Kirchengebäude steht im Stadtteil Kalk", hat die "Welt" am 22. Dezember 2010 gemeldet.
Diese "Fundamentalisten des Herrn" breiten sich auch in Deutschland aus? Das klingt nicht gut. In Frankreich fällt diese Bruderschaft immer wieder mit radikalen Thesen und Taten auf. nicht einmal die Nähe zu Rechtsextremisten scheuen die Pius-Brüder. Diese mangelnde Scheu gehört allerdings auch zur Geschichte der Neuapostolischen Kirche.
Mangelndes Fingerspitzengefühl hat diese Glaubensgemeinschaft auch bewiesen, als sie zwei Kirchen an islamische Gemeinden verkaufte. Das Motto scheint zu sein: "Hauptsache, der Preis stimmt."
Aber auch Irrtümer haben ihren Preis. Die gehören ebenfalls zur Geschichte der Neuapostolischen Kirche. So hat das Kaiserreich keinesfalls den Ersten Weltkrieg gewonnen, ist Hitler ein Verbrecher gewesen und die DDR kein stabiles Staatswesen, wie der oberste Repräsentant dieser Glaubensgemeinschaft noch wenige Monate vor dem Zusammenbruch des Systems vermutet hat.
Wie früher sich abschotten ist jedoch schon lange nicht mehr drin. Diese Abschottung funktionierte noch, als Kirchenführer Hysterie verbreiteten und die Parole ausgaben: "Hier geblieben oder auf ewig verdammt sein."
Heute aber schwirren junge NAK-Mitglieder genauso in der Welt herum wie andere Jugendliche. Sie sammeln Eindrücke, die nicht zu den Parallelvorstellungen ihrer religiösen Führer passen, die deswegen immer sprachloser werden und schon geringfügige Veränderungen als Meilensteine ankündigen müssen wie jüngst eine eher redaktionelle Bearbeitung der Glaubensartikel.
Früher hat man gelegentlich wenigstens noch schmunzeln können. Bei einer NAK-Hochzeit beispielsweise. Da sagte der Priester, der Mann sei die 1 und die Frau die 0, zusammen ergebe das eine 10. Worauf die Frau, die mich zu dieser Zeremonie begleitet hatte, zum Altar rief: "Dann binde ich mir einen Gürtel um und bin eine 8." Das machte mich stolz, wir waren gemeinsam eine 18...
Doch dann kam ein Werbefachmann aus der Schweiz. Er übernahm die Führung und scheiterte an dem Spagat zwischen "Die einzig richtige Kirche sind eigentlich wir" und "Die anderen Kirchen sind aber auch nicht ganz falsch". Und ließ sich in den Ruhestand versetzen.
Schon war die Neuapostolische Kirche wieder in deutscher Hand. Vielleicht auch deshalb veröffentlichte die Neuapostolische Kirche International vor einer Woche dieses Stellenangebot: "Die Neuapostolische Kirche International will zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Buchhalterin / einen Buchhalter einstellen. Gesucht wird eine selbständige, initiative, fröhliche und belastbare Persönlichkeit, die über unternehmerisches Denken und Freude an der Arbeit mit Zahlen verfügt. Weitere Anforderungen sind u.a.: Fachausweis Finanz- und Rechnungswesen, mehrjährige Berufserfahrung in einer Finanzbuchhaltung in der Schweiz, Kenntnisse des Schweizer Mehrwertsteuerrechts."
Dass sich ein deutscher NAK-Chef im Mehrwertsteuerrecht der Schweiz nicht sonderlich auskennt, scheint verständlich, dass er aber auch noch "unternehmerisches Denken" verlangt, ist im Wortsinne merkwürdig.
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