Mittwoch, 25. September 2013

NAK gefährlich?

Ein Kölner Stadtmagazin und der Irrtum

"Wie gefährlich ist die Neuapostolische Kirche?" Diese Frage stellt Susanna Salber in der jüngsten Ausgabe des "Kölner Stadtmagazins". Schon im Vorspann unterliegt die Autorin einem Irrtum. Sie behauptet, diese Glaubensgemeinschaft sei attraktiv für Menschen in Krisensituationen. Doch Erfolge bei der Mitgliederwerbung erzielt die Neuapostolische Kirche (NAK) kaum - und die von Susanna Salber angegebene Mitgliederzahl von 383 000 ist viel zu hoch. Sie dürfte in Deutschland derzeit bei 200 000 liegen, Tendenz sinkend.

Die Kommentare zu diesem Bericht reichen von "Quatsch" über "furchtbar" bis hin zu "veraltete Vorwürfe". Vielleicht deshalb kündigt Susanne Salber bereits weitere Recherchen an. Ob die etwas bringen? Die evangelische und die katholische Kirche sind derzeit eher verblüfft als zu Analysen fähig, Erklärungen für gewisse Veränderungen finden diese Beobachter derzeit nicht. Auf NAK-Erklärungen können sie nicht zurückgreifen. Schlüssige gibt es nicht.

Die aktuellen Veränderungen sind der NAK aufgezwungen worden. Verbote gibt es offiziell nicht mehr. NAK-Mitglieder dürfen neuerdings in die Disco, ins Theater, ins Kino und auf den Rummelplatz. Auch im Privatleben wird angeblich nicht mehr herumgeschnüffelt.  Die NAK-Theorie ist der NAK-Praxis angepasst worden.

Schon bietet sich ein Vergleich an: Viele Kinder, die vor 50 Jahren zur Welt gekommen sind, haben drei Erziehungsmethoden erlebt: die autoritäre, die antiautoritäre und die demokratische - sie sind deswegen krank geworden. Gehören zu einer Familie mehrere Kinder, kramen sie Erinnerungen an diese Zeiten immer wieder aus dem kollektiven Gedächtnis hervor und werden möglicherweise neidisch, weil es ein Kind besser gehabt hat als das andere, während die Eltern nur noch müde Erklärungsversuche starten, bis sie vor ihrer eigenen Sprachlosigkeit kapitulieren.

So ist es auch mit dem kollektiven NAK-Gedächtnis: Die einen haben noch gehört, dass man dem NAK-Chef nicht einmal gedanklich widersprechen dürfe, wenn man nicht von Gott verdammt sein wolle, diese Mitglieder und andere haben später gehört, dass so manches aus der Vergangenheit falsch gewesen sei - und nun bröckelt auch noch das Feindbild katholische und evangelische Kirche, während sich die Erde immer weiter dreht, obwohl es diese Erde gar nicht mehr geben dürfte, wenn gestimmt hätte, was man vor 50 Jahren den NAK-Mitgliedern erzählt hat.

Wer lange in einem Gefängnis gesessen hat, findet sich in der Freiheit nur noch schwer zurecht. So ist das auch mit geistigen Gefängnissen. Was aber tun, wenn man in solch ein Gefängnis hineingeboren worden ist - wenn man sich also unter anderen Umständen wahrscheinlich nie ins Gefängnis begeben hätte? Dann kann nur der froh sein, der nicht lange dort gesessen hat, wo er nur aufstehen darf, wenn ein Dritter sagt: "Mach doch, was du willst, du wirst schon sehen, was du davon hast."





 

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

sehr gut, herr tjaden.