Donnerstag, 13. November 2014

Aufgelesen 2014 (IV)

Zeugen Jehovas vor Gericht

Die 33-jährige Bibi Rahmanova steht vor Gericht. Das Urteil: 4 Jahre Arbeitslager. Ihr „Verbrechen“: Sie ist eine christliche Zeugin Jehovas. Der Richter: Gaigysyz Orazmuradov – der vor nicht einmal 7 Wochen schon einmal einen Zeugen Jehovas zu derselben Strafe verurteilt hat. Derselbe Richter, dasselbe Gericht, dieselbe Strafe – nur das Opfer ist diesmal ein anderes.

Lokalkompass, 26. August 2014

Gott wendet sich an Brigitte Kern

In den Schriften, in denen Gott sich angeblich an Brigitte Kern richtet, finden sich Heilsversprechen und Drohungen. „Wenn die Menschen bei dir in selbstloser Liebe zu 100 % auf dich hören, was du ihnen im Namen des großen Gottes sagst, dann kann sich dein großer Gott zu 100 % für die Deinen einsetzen. Das gilt für das innere und äußere Leben, für die Gesundheit und alle Krankheitsattacken der Menschen bei dir“, steht in einem der Briefe. „Dein geliebtes Alterchen sagt, alle, die dein Leben endgültig verraten haben und die Botschaft deines großen Gottes und dein Leben für immer beschmutzt und verunglimpft haben, haben eine schwere und unfassbare Schuld auf sich geladen.“

Frankfurter Rundschau, 5. September 2014

Schulleitung unter Sektenverdacht

Aus einem Fiasko an der Böblinger Eduard-Mörike-Schule wegen Sektenvorwürfen gegen die Rektorin haben die Schulbehörden offenbar gelernt. In Steinenbronn sind jetzt ähnliche Vorwürfe gegen eine Schulleitung erhoben worden. Das Regierungspräsidium hat rasch zu Gesprächen mit dem Gemeinderat und den Elternvertretern eingeladen, und das, obwohl das Böblinger Schulamt die Probleme als gelöst ansieht.

Stuttgarter Nachrichten, 5. September 2014

Saseks Sekte

Die Macher, das sind Menschen wie Moderator Kai-Stephan, 22. Mitglied der gläubigen Anhängerschaft Saseks. Seine Sekte spannt den eigenen Nachwuchs für Propaganda vor der Kamera ein.

The Huffington Post, 16. September 2014 

So funktionieren Sekten

Steinhagen. Pfarrer Andreas Hahn aus Steinhagen ist zum neuen Sektenbeauftragten der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) berufen worden. Im Gespräch mit Frank Jasper erklärt er, wie Sekten funktionieren und welche Gefahren von ihnen ausgehen. Dabei fällt sein Blick auch auf den Salafismus, der in Deutschland zunehmend aggressiver auftritt.

Lippische Landes-Zeitung, 18. September 2014

Löscht Jobcenter meine Daten?

“Wussten Sie schon, dass im Jobcenter von Wilhelmshaven viele Mitglieder der Neuapostolischen Kirche arbeiten? Mindestens 10 Prozent der Belegschaft gehören dazu.”
“Das wusste ich noch nicht. Ich weiß nur, dass im Rathaus viele Zeugen Jehovas arbeiten.”
Aus einem Gespräch in einem Wilhelmshavener Interet-Café im Jahre 2007 nach dem Selbstmord des stellvertretenden Geschäftsführers, Amtsträger der Neuapostolischen Kirche

Hier weiterlesen, 21. September 2014

Gericht nicht mehr im 18. Jahrhundert

Osnabrück - 24. September 2014. Das Verwaltungsgericht Osnabrück hat heute die Klage des Stiftes Börstel, das sich gegen eine aufsichtsrechtliche Verfügung des Beklagten, des Präsidenten der Klosterkammer, gewendet hat, abgewiesen. Zur Begründung führte das Gericht aus, die angefochtene Verfügung sei rechtmäßig. Die dem Verfahren beigeladene 88-jährige Altäbtissin habe einen Anspruch auf (Weiter-)zahlung der Altäbtissinnenbezüge aus der Satzung des Stiftes. Nach umfangreicher Auslegung dieser Satzung ist das Gericht zu der Auffassung gekommen, der Altäbtissin seien unabhängig von ihrer Bedürftigkeit die Bezüge zu zahlen. Das Stift Börstel stand auf dem Standpunkt, der Altäbtissin keine Bezüge zahlen zu müssen, da sie unabhängig von den Bezügen des Stiftes über ein Einkommen über der Bedürftigkeitsgrenze verfüge.

Auslöser des Rechtsstreites war ein Vorfall im Jahr 2011. Damals wurden der bereits 2004 in den Ruhestand getretenen Altäbtissin bei einem Einbruch zwei Orden (Kleiner und Großer Orden), die im Eigentum des Stiftes Börstel stehen, gestohlen. Zwar konnte der Kleine Orden gefunden werden, der Große jedoch nicht. Diesen Vorfall nahm das Stift zum Anlass, die Zahlung der bis dahin gewährten Bezüge an die Altäbtissin zu überprüfen und stützte die Einstellung der Zahlung zunächst auf ein Ordensverleihungsdekret von König Georg III von England aus dem Jahr 1765, aus dem sich eine Art Schadensersatzbegehren für den Fall des Verlustes von Orden entnehmen lässt. Dieses Dekret hält das Gericht jedoch heute nicht mehr für einschlägig.

Das Urteil zum Az. 1 A 278/12 ist noch nicht rechtskräftig und kann mit dem Antrag auf Zulassung der Berufung vor dem Nds. Oberverwaltungsgericht in Lüneburg binnen eines Monats nach Zustellung angefochten werden.

Abrechnung mit Sekte und mit sich selbst

Er gehörte 20 Jahre zur radikal-religiösen Gemeinschaft der „Zwölf Stämme“. Bei ihnen war Robert Pleyer (45) zunächst Single-Mitglied, später Lehrer, Ehemann und Vater. Den Glaubensregeln folgend tat er seinen Kindern Ungeheuerliches an. Jetzt rechnet der Mann, der vor drei Jahren ausstieg, in einem Buch ab: Mit der Sekte und mit sich selbst.Er gehörte 20 Jahre zur radikal-religiösen Gemeinschaft der „Zwölf Stämme“. Bei ihnen war Robert Pleyer (45) zunächst Single-Mitglied, später Lehrer, Ehemann und Vater. Den Glaubensregeln folgend tat er seinen Kindern Ungeheuerliches an. Jetzt rechnet der Mann, der vor drei Jahren ausstieg, in einem Buch ab: Mit der Sekte und mit sich selbst.

Berliner Kurier, 23. September 2014

Abschied von Urchristen

20 Jahre verbrachte er in der 1972 von dem US-amerikanischen Pädagogen Gene Spriggs gegründeten Gemeinschaft, die sich als die wirkliche Kirche der Urchristen versteht, als Hort der göttlichen Liebe. Die Hälfte seines Lebens. Es dauerte eine Zeit, bis er spürte, dass er nicht befreit, sondern in einer radikalen Sekte mit rigorosen Regeln und strengen Hierarchien war. Vor drei Jahren hat er den Ausstieg geschafft. Gemeinsam mit seinen vier Kindern.

Die Welt, 9. Oktober 2014

Volkshochschule Ostkreis Hannover lässt ihr esoterisches Band flattern

Ich erinnere mich noch gut an eine Märchenplatte aus meinen Kindertagen. Auf der sang jemand “Du hast ganz Recht, ich bin der Specht, mach klopf, klopf, klopf, ich armer Tropf”. Gleichsam hinter meinem Rücken entwickelte sich aus diesen Liedzeilen eine Theorie, die im neuen Programmheft der Volkshochschule des Ostkreises Hannover ihre Niederschrift gefunden hat: “Wie können wir die Gedankenkraft nutzen und aus Gedankenfallen aussteigen? Der Vortrag stellt eine geeignete Technik vor, die Klopftechnik Meridian Energie Technik (MET), bei der Akupunkturpunkte leicht berührt werden.”

Hier weiterlesen Altkreis-Kurier, 12. Oktober 2014

Neuapostolische Kirche besetzt

Sie wollten ein soziales Zentrum in Dortmund aufbauen: 28 Menschen haben am späten Samstagabend eine ungenutzte neuapostolische Kirche in der Nordstadt besetzt. Anders als bei einer früheren Besetzung, währte das Vorhaben dieses Mal nicht lang.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 18. Oktober 2014

Ebola-Tote besuchen die Neuapostolische Kirche

In Sierra Leone steigt die Zahl der Waisen, Kinder werden von ihren Verwandten nicht mehr versorgt, weil sie Angst vor einer Ansteckung haben. Auf dem Flughafen von Madrid stirbt ein Afrikaner, weil er zu spät ins Krankenhaus gebracht wird. Die Hilfskräfte haben Abstand von ihm gehalten, weil sie sich nicht anstecken wollten. Die Weltgesundheitsorganisation registriert inzwischen fast 10 000 Ebola-Fälle, 5000 Menschen sind bereits tot.

Wordpress, 25. Oktober 2014

Nicht Nuhr Dieter in Osnabrück

20 von 1,6 Milliarden Muslimen haben in Osnabrück gegen einen Auftritt des Kabarettisten Dieter Nuhr protestiert. Kinder, Jugendliche und Erwachsene warfen ihm “Lügen über den Islam” vor. Dieter Nuhr sei ein “Hassprediger”. Das “Hamburger Abendblatt” titelte “Muslime beleidigen Dieter Nuhr als Hassprediger”. Doch der knicke “vor den Demonstranten” nicht ein. Was eine andere Zeitung “tapfer” fand. Dieter Nuhr wähnte sich derweil bei Facebook schon im Gefängnis.

Hier weiterlesen, 27. Oktober 2014

Schwer verletzte Zeugen Jehovas verweigern Blut

Dieses Versäumnis kostet dem Chauffeur und mindestens 13 anderen Menschen an Bord das Leben, 25 weitere werden schwer verletzt. Bei den insgesamt 69 Passagieren handelt es sich um Zeugen Jehovas aus der Stadt Choloma.

Das Schicksal der Verletzten ist ungewiss. Das Spital teilte mit, dass einige wegen ihrer religiösen Vorschriften Bluttransfusionen ablehnten. Die Ärzte müssen diesen Entscheid akzeptieren.

Blick, 1. November 2014

Gehirnwäsche von Brigitte Kern
 
Gehirnwäsche, Gewalt, Ausbeutung, Ächtung von Aussteigern – davon haben fünf Informanten, die eine mutmaßliche Sekte aus dem Main-Kinzig-Kreis verlassen haben, der Frankfurter Rundschau berichtet.
Sie beschreiben die Gruppe als totalitäres System, in dem Mitglieder schwere psychische Schäden erlitten hätten und Familien zerstört worden seien. „Meine Kindheit war oft die Hölle“, sagt Peter Lehnert (alle Namen geändert), der in der Glaubensgemeinschaft groß geworden ist.
Seinen Angaben zufolge hat Brigitte Kern, die Anführerin, manche Kinder als vom Bösen besessen betrachtet. Deshalb seien sie ausgegrenzt, vernachlässigt und geschlagen worden.

Frankfurter Rundschau, 23. Oktober 2014

Sekten machen Mitglieder zu Spitzeln

Zunächst sprach Maischberger mit Doris Wagner, die in einem vom Vatikan anerkannten Orden Gehorsamsdrill und Psychoterror erlebte, der offensichtlich auf die Auslöschung der eigenen Persönlichkeit zielte: "Ich hatte mir nach fünf Jahren abtrainiert, Sätze zu sagen, die mit 'Ich will' oder 'Ich will nicht' beginnen."

Den Tiefpunkt erreichte ihre Tortur dann allerdings mit dem jahrelangen Missbrauch durch ein männliches Mitglied des Ordens – in der Logik der Gemeinschaft eine doppelt demütigende Situation, weil den Schwestern die Verantwortung oblag, die Gefühle der Brüder gefälligst im Zaum zu halten: "Die Frauen sind die Versucherinnen", fasste Wagner es zusammen.

Die Welt, 12. November 2014




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