Montag, 1. November 2010

Denk-Bar

















In den 1950-er Jahren: In jedem neuapostolischen Haushalt ein Foto von Johann Gottfried Bischoff (Mitte oben).

Broschüre über Bischoffs Karriere.
Auf diese Veröffentlichung hat die Neuapostolische Kirche mit einem halben Dutzend Strafanträgen reagiert. Keiner war erfolgreich.

29. Oktober 2010
Uwe Barschel (tot?) gibt RTL ein Interview

Das ist typisch Uwe Barschel! Der redet auch noch 23 Jahre nach seinem Tod in einer Badewanne. Das okkulte Interview hat der inzwischen 66-Jährige der Hellseherin Kim-Anne Jannes gegeben. Ohrenzeugin war seine Ehefrau, die sich darüber gefreut hat: "Mein verstorbener Mann ist bereit gewesen, mit uns zu sprechen."


Falls jemand an der Echtheit dieses Interviews zweifeln sollte, muss Freya Barschel nur ihr Ehrenwort geben, schon verfliegen alle Zweifel. Wie am 18. September 1987, als ihr Ehemann der deutschen Öffentlichkeit als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein erklärt hat: „Über diese Ihnen gleich vorzulegenden eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort – ich wiederhole – ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“

Später stellte sich zwar heraus, dass nicht alles gelogen war, was Uwe Barschel an diesem Tag sagte, aber Dreck hatte er am Stecken. Auch darüber ist garantiert in jenem okkulten Interview gesprochen worden, das von RTL am 31. Oktober um 19.05 Uhr ausgestrahlt wird.

Mit dieser Sendung wird sicherlich nicht nur die Barschel/Engholm-Affäre umgeschrieben, ganz nebenbei steht eine Reform des deutschen Journalismus auf dem Programm. Ab sofort lügen nicht nur lebende Politikerinnen und Politiker, sondern auch tote. Oder ist Uwe Barschel etwa gar nicht tot, nicht im Genfer Hotel "Beau Rivage" auf mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen?

Lebt er, wie Elvis Presley noch lebt? Suchen wir wieder einen Lebenden bei den Toten? Dann wäre das welberühmt gewordene "stern"-Foto ebenso eine Fälschung wie die Aufnahmen von der Mondlandung der Amis, dann würde RTL kein okkultes, sondern ein spannendes Interview senden.

Seit wann aber führen Hellseherinnen solche Gespräche? Ist Uwe Barschel also doch tot? Die Antwort auf diese Frage dürfte am Sonntagabend die spannendste sein. Wenn Uwe Barschel sich anschließend putzmunter zu Hellseherin und Ehefrau gesellen sollte, verliert die CDU zumindest in Schleswig-Holstein nie wieder eine Wahl...Und Elvis Presley singt dazu im RTL-Studio einige seiner Hits. Fehlt nur noch die Nachricht, dass Marilyn Monroe soeben in Dallas John F. Kennedy geheiratet hat.

Dittsche enthüllt: Maradonna hat Krake Paul ermordet 

17. Oktober 2010
Nicht Jack Nicholson - die Zeugen Jehovas

"Wenn der Postmann zweimal klingelt" steht nicht unbedingt Jack Nicholson vor der Haustür, sondern wahrscheinlich nur ein ganz braver Mensch, der ein Einschreiben zustellen will. Ist also nichts mit Besessenheit. Die es nicht nur auf sexuellem, sondern auch auf religiösem Gebiet gibt.

Liest man den internen "Unser Königsreichsdienst" (UK) der Zeugen Jehovas vom November 2010, dann ist man damit sogar erfolgreich. Überall wächst laut "Die Felder sind weiß zur Ernte" die Zahl der Verkündiger - Ausnahmen bestätigen die Regel. In solchen Regionen könnte es demnächst häufiger als zweimal klingeln.

Und wieder steht nicht Jack Nicholson vor der Tür, sondern sogar auch noch abends zwei Zeugen Jehovas, während Schweinsteiger gerade eine tolle Flanke schlägt, die auf dem Kopf von...Aber das bekommt man nicht mehr mit. Denn zum Abwimmeln solcher Leute braucht man ein wenig Zeit.

Geht man irgendwann während eines Fußballspiels nicht mehr zur Haustür, schützt das keinesfalls vor Störungen. Denn den Zeugen Jehovas werden in diesem UK auch Telefonanrufe zur Mitgliederwerbung empfohlen. Begründung: "Aber selbst Menschen, die die Botschaft bewusst ablehnen, müssen gewarnt werden."

Davon sollte sich so manches Call-Center eine Werbe-Scheibe abschneiden. Alle werden so lange angerufen, bis sie endlich auf das hören, was man ihnen erzählt. Wird wider Erwarten jemand weiß vor Wut, liegt das keinesfalls am Call-Center, denn das will für alle doch nur das Beste...Wie die Zeugen Jehovas.

10. Oktober 2010
Islam-Gespenst geht um in Deutschland

Ein Gespenst geht um in Deutschland: "Bild am Sonntag" liefert dazu heute die dümmste Schlagzeile des Tages. Sie lautet: "Was die Deutschen wirklich über Integration und den Islam denken." Und Bundesfamilienministerin Kristina Schröder bewirbt sich wieder einmal um den Job als dümmstes Kabinettsmitglied.

Dumme machen es sich immer leicht, die bedenken nicht, weil sie es nicht wissen, dass der Islam in verschiedene Richtungen zerfällt. In Schiiten, Sunniten, Aleviten und viele andere. Aleviten werden in der Türkei immer noch benachteiligt. Ist wie beim Christentum. Das gibt es auch nicht als festgefügtes Religionsgebäude. Auf diesem Boden stehen ebenfalls viele Häuser.

Wie dumm die Diskussion ist, die am heutigen Tage "Bild am Sonntag" anzettelt, zeigt sich auch in der Anmerkung: "An deutschen Gerichten (werden) immer wieder Regelungen der Scharia angewendet." Woran liegt das denn? Doch wohl daran, dass religiöse Überzeugungen höher geachtet werden als Gesetzestexte. Ist aber bei den Zeugen Jehovas genauso. Das Blutverbot für erwachsene Mitglieder dieser Sekte wird von deutschen Gerichten akzeptiert. Deswegen hat aber bis heute noch niemand gefragt, was "Deutsche eigentlich wirklich über Integration und das Christentum denken".

Liegt das an der Mitgliederzahl der Zeugen Jehovas - oder daran, dass hier zu Lande jeder weiß: Es gibt nicht nur die katholische und die evangelische Kirche, wobei es in der katholischen Kirche auch noch so manche Parallelwelt gibt? Wenn die Scharia vor deutschen Gerichten nicht gelten darf, dann darf auch die Theokratie der Zeugen Jehovas nicht gelten. Kirchen müsste sogleich die Anwendung von Kirchenrecht untersagt werden.

Das wäre eine Diskussion! Die von Kristina Schröder nicht mehr mit der Bemerkung verarmt werden könnte, sie sei nach einer Wortmeldung zum "Islamismus" als "deutsche Schlampe" beschimpft worden. Pöbel-Ottos hat doch jeder von uns schon ein paar Gartenzäune weiter...Bei solchen Zeitgenossen interessiere ich mich nicht dafür, ob die im Bücherschrank die Bibel oder den Koran stehen haben!

29. August 2010
Nazis werden in Sicherheit gebracht

Unter der Schirmherrschaft von Papst Pius XII., der zum Holocaust geschwiegen hatte, entfaltete die Kurie eine Fluchthilfeoperation, die die Täter des Judenmordes in Sicherheit brachte.

Die "Rattenlinie" der katholischen Kirche

23. Juni 2010
6. Juli vor 50 Jahren

Der letzte Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche stirbt

25. Juli 2010
Tom Cruise will fröhlicher werden

Soll gelten für sein Leben und für seine Filme: Tom Cruise will fröhlicher werden. Fortan will sich der 48-Jährige an leichter Kost erfreuen. Was ihm gelingen möge, denn täglich in der Sauna zu sitzen und beim Auditing reaktiv mind zu sein, macht auf Dauer keinen Spaß. Wenn man sich dann auch noch fortwährend fragen muss, ob man nun der Stellvertreter des Scientology-Chefs ist oder eben doch nicht, kommt ebenfalls keine Freude auf.

Ob Tom Cruise auch weiterhin die Welt ein wenig clearen wird, bleibt abzuwarten. Was nun wirklich keine leichte Kost, besser: Aufgabe ist. Wird der 48-Jährige also aufgeben, die Brücke zur absoluten Freiheit verlassen und alles Beschwerliche ab sofort lächerlich finden?

Den Anfang jedenfalls hat er gemacht. Mit seiner Filmpartnerin Cameron Diaz war er zu Besuch bei der Tour de France. Die soll eine Sportveranstaltung sein, ist sie aber nicht, weiß man nach jeder Dopingkontrolle. Wie man nach jedem Auditing weiß, dass Scientology keine Kirche ist, sondern ein Psychoverein, der die Geldbörsen so lange dopt, bis auch der letzte Cent wie von Flügeln getragen den Besitzer gewechselt hat.

19. Juli 2010
Vorurteile statt Sachverhalte

"Sie müssen sehr verzweifelt sein, aber wenn Sie es zulassen würden, könnte Jehovas Segen auch Sie glücklich machen. Warum sollten über 7 Millionen ZJ aus aller Welt und aus allen Gesellschaftsschichten sich das antun, wenn es so schlimm wäre, wie Sie behaupten? Die Kirchen sterben langsam, aber sicher aus. Aber bei uns sind am letzten Kongress wieder einige Hundert Gläubige dazugekommen. Wie erklären Sie sich das?"

Dieser Kommentar stammt von einer gewissen Angela. Zu Wort meldet sie sich bei einem Sajonara-Artikel über merkwürdige Vorkommnisse nach dem Verfahren Zeugen Jehovas gegen Tjaden vor dem Landgericht in Hamburg. Zu diesen Vorkommnissen äußert sich Angela gar nicht. Sie kommt gleich zur Glaubens-Sache.

Die ist für Zeugen Jehovas ganz einfach: Die Welt ist schlecht, in dieser Glaubensgemeinschaft ist man gut aufgehoben. Dabei möchte es die Wachtturmgesellschaft als Lehrmeister eigentlich belassen. Dieser Lehrmeister sieht es nicht gern, wenn sich jemand wie Angela in eine öffentliche Diskussion einschaltet.

Dennoch tummeln sich immer mehr Zeugen Jehovas in Internetforen und frönen ihrem Mitteilungsbedürfnis. Das könnte man positiv bewerten, wenn die meisten Mitteilungen nicht immer dem gleichen Muster folgen würden. Zu diesem Muster gehören Unterstellungen.

In diesem Kommentar sind das mehrere: Der Verfasser des Artikels ist verzweifelt und unglücklich. Schon im ersten Satz schreibt Angela also am Autor vorbei. Sie will sich offenbar gar nicht mit ihm unterhalten, sondern über ihn reden. Wie Angela dann auch noch über das langsame Sterben der Kirchen schreibt und dieser Behauptung einige 100 neue Zeugen Jehovas gegenüberstellt. Der Kommentar endet mit einer Frage, die von Angela längst beantwortet worden ist.

Auch diese Antwort ist wieder ganz einfach: Der Autor wird diese Frage erst beantworten können, wenn er dazugehört. Dabei sieht Angela erneut über den Verfasser des Artikels hinweg. Der will gar nicht dazugehören. Der hat sich nur mit merkwürdigen Vorkommnissen beschäftigt, über die Angela - siehe oben - ebenfalls hinwegsieht.

Warum aber schreibt Angela am Thema vorbei? Warum baut sie Mauern aus Vorurteilen auf? So wenig, wie der Verfasser des Artikels verzweifelt und unglücklich ist, so wenig sterben die Kirchen langsam aus, wenn man für Kirchen das Wort Religionsgemeinschaften nimmt. Dort gibt es Verschiebungen.

Nicht nur Angela wäre gut beraten, wenn sie sich an der Sache orientieren würde. Mit Missionieren kommt sie bei mir nicht an. Dieses Missionieren ist auch für viele ehemalige Zeugen Jehovas immer noch ein Grundbedürfnis. Habe ich als Vorstandsmitglied eines Vereins festgestellt, der Menschen helfen wollte, die auf dem Absprung waren.

Bei Mitgliederversammlungen wurde oft die Forderung laut: "Wir müssen bei den nächsten Kongressen der Zeugen Jehovas demonstrieren." Das habe ich konsequent abgelehnt, der erste Vorstand sah das genauso. Meine Meinung: "Wir stören nicht bei Veranstaltungen, die für andere heilig sind. Aufklärungsarbeit macht man woanders und zwingt sie niemandem auf."

16. Juli 2010
Gott tritt aus - Maria Jepsen zurück

Da hilft kein Zorn, da hilft kein Spott!

Da hilft kein Fluchen und kein Beten!
Die Nachricht stimmt:
Der Liebe Gott
ist aus der Kirche ausgetreten!!!

Erich Kästner

Willkommen in der Aus- und Rücktrittsrepublik Deutschland. Jetzt hat auch die evangelische Kirche ihre Mixa. Bisheriger Beruf: Bischöfin der Nordelbischen Kirche. Name: Maria Jepsen. Der Vorwurf: Nachlässiger Umgang mit Hinweisen auf Missbrauchsvorwürfe gegen einen Pastor.

Die 65-Jährige hat sich entschieden: Wo Gott laut Erich Kästner schon lange überhaupt nicht mehr ist, will sie jetzt zumindest nicht mehr in Amt und Würden sein.

21. Juni 2010
Gedanken über eine Fachtagung in Dresden

Die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) geht eine "Allianz" ("Die Welt", 9. Oktober 2006) mit religiösen Kreisen ein, die Homosexuelle diffamieren und Heilung durch den Glauben propagieren (Oda Lambrecht, Christian Baars, "Mission Gottesreich - Fundamentalistische Christen in Deutschland", Christoph Links Verlag, Berlin 2009), evangelische Einrichtungen machen esoterische "Bildungsangebote" und die Evangelische Hochschule für soziale Arbeit zu Dresden arbeitet wieder einmal mit der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch zusammen.  Heute und morgen bei einer Fachtagung, bei der die Frage "Wie (un-)sicher ist das Kindeswohl?" beantwortet werden soll - und zwar von Professor Dr.  Ruthard Stachowske als Tagungsleiter, von Heidrun Girrulat und Arnhild Sobot als Referentinnen.

Die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch existiert seit fast 20 Jahren, macht angeblich eine familienorientierte Drogentherapie und Stachowske als Leiter der Einrichtung versichert, dass er nur anerkannte Therapiemethoden anwendet. Behauptet jemand etwas anderes, füllt der Anwalt der Einrichtung unzählige Seiten mit Beschimpfungen des Kritikers und mit der Drohung: "Wir gehen vor Gericht." Dann beginnt die (vergebliche) Warterei auf eine öffentliche Auseinandersetzung.

Treffen sich Ehemalige zu einem Gedankenaustausch, macht eine der beiden Referentinnen Fotos von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, kämpft eine Mutter um ihr Kind, äußert Stachowske die Vermutung, dass dieses Kind schon sehr bald in einem Kühlschrank verendet. Dieses Kind ist längst wieder zuhause, ist gesund und munter.

Auch ohne Energiefeldtherapie. Die wird - steht auf den Seiten der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch - seit 2002 in der Einrichtung mit Erfolg angewendet. Und hilft eigentlich gegen alles, was die Seele beschweren könnte. Wie verantwortungslos die Anwender dieser Therapiemethode sein können, lässt sich im Internet schnell feststellen. Geworben wird mit Erfolgsquoten, die bei 80 bis 90 Prozent liegen. Man muss nur lange genug klopfen?

Die Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer sollten den Veranstaltern auf den Busch klopfen! Herauskommen könnte: Ob die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch etwas für das tut, was bei diesem Treffen "Kindeswohl" genannt wird, ist oft nicht ganz sicher. Und vielleicht stellt mal jemand die Frage: "Was bedeutet eigentlich evangelisch?"

3. Juni 2010
Neuapostolische Kirche ändert Glaubensartikel

Morgen bekommen die Gemeindevorsteher der Neuapostolischen Kirche (NAK) Post von ihrem Kirchenpräsidenten Wilhelm Leber aus Zürich. Im Briefumschlag: ein Schreiben, das am Sonntag verlesen werden soll, außerdem geänderte Glaubensartikel. Die werden anschließend in den Kirchen ausgehängt. Veröffentlicht werden sie am gleichen Tage auch im Internet. Im August bekommen die Amtsträger schriftliche Erläuterungen der neuen Inhalte, in der NAK-Zeitschrift "Unsere Familie" erscheinen im August, September und Oktober entsprechende Artikel.

Wilhelm Leber hofft zwar, dass sich der Diskussionsbedarf in Grenzen halten wird, andernfalls werde eine mail-Adresse eingerichtet, heißt es in einer Vorabmitteilung: "Die eingehenden Fragen werden anschließend gebündelt und von der zuständigen Projektgruppe beantwortet. Ich bitte um Verständnis, dass eine individuelle Beantwortung aus Kapazitätsgründen nicht möglich ist. Stattdessen werden die Fragen und Antworten ab Juli 2010 im Internet veröffentlicht."

Damit schlägt die NAK erneut einen falschen Kommunikationsweg ein, meint dazu Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) und fügt hinzu: "Natürlich werde ich mir am Sonntag die überarbeiteten Glaubensartikel im Internet anschauen, aber darauf freue ich mich nicht wirklich."

Das Glaubensgebäude der Neuapostolischen Kirche ruht auf zehn Glaubensartikeln, grundlegende Überzeugungen leiten sich aus dem vierten Glaubensartikel ab: "Ich glaube, dass der Herr Jesus seine Kirche durch lebende Apostel regiert bis zu seinem Wiederkommen, dass er seine Apostel gesendet hat und noch sendet mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen."

Die Wassertaufe der evangelischen und der katholischen Kirche hat die NAK zwar inzwischen anerkannt, NAK-Führungskräfte suchen die Diskussion mit anderen Kirchen, aber am Ämterverständnis  der NAK scheiden sich stets die Geister. Das sieht so aus: "Ich glaube, dass sämtliche Ämter in der Kirche Christi nur von Aposteln erwählt und in ihr Amt eingesetzt werden..."

Daran wird in der NAK wohl kaum jemand rütteln. Sonst käme das Glaubensgebäude ins Rutschen. Diese Gefahr besteht auch, wenn den NAK-Mitgliedern die im neunten Glaubensartikel verankerte Sonderrolle genommen wird. Die sieht so aus: Eines Tages kommt Jesus wieder, feiert mit NAK-Mitgliedern Hochzeit im Himmel und errichtet anschließend mit ihnen als "Könige und Priester" auf Erden ein "Friedensreich", das merkwürdigerweise aber nicht von Dauer ist. Nach "Abschluss des Friedensreiches" werden alle anderen vor das Jüngste Gericht gestellt.

Was also kann die Neuapostolische Kirche überhaupt ändern? Diese Frage wird am Sonntag beantwortet.

3. Juni 2010
Im Internet gefunden: Die Änderungen

First Article of Faith

I believe in God, the Father, the Almighty, the Creator of heaven and earth.

Prior

Article 1:

I believe in God the Father, the Almighty, maker of heaven and earth.

Second Article of Faith

I believe in Jesus Christ, the only begotten Son of God, our Lord, who was conceived by the Holy Spirit, born of the Virgin Mary, suffered under Pontius Pilate, was crucified, died, and was buried, entered the realm of the dead, rose again from the dead on the third day, and ascended into heaven. He is seated at the right hand of God, the Father Almighty, from where He will return.

Prior Article 2:

I believe in Jesus Christ, the only begotten Son of God, our Lord, who was conceived by the Holy Spirit, born of the Virgin Mary, suffered under Pontius Pilate, was crucified, dead and buried, entered the realm of the departed, rose again from the dead, ascended into heaven, and sitteth at the right hand of God, the Father Almighty, from whence He shall return.

Third Article of Faith

I believe in the Holy Spirit, the one, holy, universal, and apostolic church, the community of the saints, the forgiveness of sins, the resurrection of the dead, and life everlasting.

Prior Article 3:

I believe in the Holy Spirit; the holy apostolic church; the community of the saints, the forgiveness of sins, the resurrection of the dead, and life everlasting.

Fourth Article of Faith

I believe that the Lord Jesus rules His Church and thereto sent His Apostles, and until His return, still sends them with the commission to teach, to forgive sins in His name and to baptise with water and Holy Spirit.

Prior

Article 4:

I believe that the Lord Jesus rules His church through living apostles until His return, and that He has sent them into the world and still sends them with the commission to teach, to forgive sins in His name and to baptize with water and the Holy Spirit.

Fifth Article of Faith

I believe that those designated by God for a ministry are ordained only by Apostles, and that authority, blessing, and sanctification for their ministration come forth out of the apostle ministry.

Prior Article 5:

I believe that all ministers in the Church of Christ are chosen and ordained into their ministries only by apostles and that all gifts and powers must come forth out of the apostle ministry; equipped with these, the community becomes a legible letter of Christ.

Sixth Article of Faith

I believe that the Holy Baptism with water is the first step to a renewal of a human being in the Holy Spirit, and that the person baptised is adopted into the fellowship of those who believe in Jesus Christ and profess Him as their Lord.

Prior Article 6:

I believe that the Holy Baptism with water is part of the rebirth, and that a person baptized with water is entitled to the Holy Sealing. It is furthermore the covenant of a good conscience with God.

Seventh Article of Faith

I believe that Holy Communion was instituted by the Lord Himself in memory of the once brought, fully valid sacrifice, and bitter suffering and death of Christ. The worthy partaking of Holy Communion establishes our fellowship with Jesus Christ, our Lord. It is celebrated with unleavened bread and wine; both must be consecrated and dispensed by a minister authorised by an Apostle.

Prior Article 7:

I believe that the Holy Communion was instituted by the Lord Himself, in memory of the once brought eternally valid sacrifice and the bitter suffering and death of Christ. The worthy partaking of the Holy Communion establishes our fellowship with Jesus Christ, our Lord. It is celebrated with unleavened bread and wine, such to be blessed and dispensed by a priestly ministry of the Church.

Eighth Article of Faith

I believe that those baptised with water must, through an Apostle, receive the gift of the Holy Spirit to attain the childhood in God and thereby the prerequisite for becoming a firstling.

Prior Article 8:

I believe that those baptised with water must receive the Holy Spirit through an apostle, to obtain the childhood in God, whereby they become incorporated as members in the body of Christ.

Ninth Article of Faith

I believe that the Lord Jesus will return as surely as He ascended into heaven and that He will take to Himself the firstfruits of the dead and living who have hoped for and were prepared for His coming; that after the marriage in heaven He will return to earth with them, to establish His kingdom of peace and that they will reign with Him as a royal priesthood. After the conclusion of the kingdom of peace, He will hold the Last Judgment. Then God will create anew heaven and a new earth and dwell with His people.

Prior Article 9:

I believe that the Lord Jesus will return as sure as He ascended to heaven and that He will transform and take unto Him the dead in Christ and the living bridal souls, who have hoped for and were prepared for His coming; that after the marriage in heaven He will return to earth with them, to establish His kingdom of peace and that they will reign with Him as kings and priests. After conclusion of the kingdom of peace, He will hold the Last Judgement when all souls who did not take part in the first resurrection shall receive their part according to their conduct, be it good or evil.

Tenth Article of Faith

I believe that I am obliged to obey the worldly authorities provided no godly laws are thereby transgressed.

Prior Article 10:

I believe that I am obliged to obey the worldly authorities provided no godly laws are thereby transgressed.


11. Mai 2010
So raten Zeugen Jehovas von Hochschulbildung ab

Hier ansehen

7. Mai 2010
Walter Mixa: Nun auch noch sexueller Missbrauch?

Auf Vatikan-freundlichen Internet-Seiten wird in diesen Tagen die These vertreten: "Wo das Heilige ist, ist der Teufel nicht weit." Könnte bedeuten: Luzifer hockt unter dem Stuhl, auf dem der Papst sitzt. Aber - wer glaubt das schon? Erstens sind die katholische Kirche und ihr Oberhaupt noch nie heilig gewesen. Zweitens wäre mit der Existenz des Teufels nichts von dem aktuellen Geschehen erklärt. Es sei denn, man wolle sich auf ganz einfache Erklärungsmuster verlassen. Doch die sind meistens falsch.

Blickt man auf die vergangenen Jahre zurück, muss man diesen Eindruck haben: Als das Schicksal ehemaliger Heimkinder wieder Thema wurde, dachte man in der katholischen Kirche: Dann entschuldigen wir uns einfach mal dafür, organisieren hin und wieder ein Treffen und schon bald sind solche Geschichten wieder vom Tisch.

Waren sie aber nicht. Heimkinder setzten einen Runden Tisch des Deutschen Bundestags durch, Medien zeigten Interesse und begannen mit den Recherchen. Das ist für Walter Mixa schlicht Pech gewesen. Also gab er eine Zeitlang den Aal, der sich an allen Vorwürfen vorbeischlängelte. "Reinen Herzens" versicherte er Gewaltfreiheit seinerzeit als Stadtpfarrer, aktuell als Bischof.

Doch dann wurde das Wasser knapp, in dem Mixa herumschlängelte. Er schnappte immer häufiger nach Luft, gab Ohrfeigen zu. Nun ist er ins Netz der Staatsanwaltschaft von Ingolstadt geraten. Bei Vorermittlungen geht es um sexuellen Missbrauch eines Minderjährigen in der jüngeren Vergangenheit. Der Tipp kam dem Vernehmen nach von katholischer Seite.

Offenbar ist Walter Mixa in seiner eigenen Kirche unten durch. Beim Teufel sollte er dafür nicht die Schuld suchen. Die Vermutung, dass es auch bei Katholiken irgendwann heißt "Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende" liegt näher. Könnte bei diesem Bischof gerade noch klappen - aber diese Enthüllungen sind bestimmt nicht die letzten Enthüllungen gewesen...

26. April 2010
Özkan noch nicht im Amt - schon Stress

Nach der Wahl hat der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff eine unfähige Ministerin und einen unfähigen Minister die Posten wechseln lassen, jetzt berief er vier Neue. Mit der designierten Sozial- und Integrationsministerin Aygül Özkan hat er schon Stress. Die Muslimin vertrat die Auffassung, dass weder Kruzifixe noch Kopftücher in Schulen gehören.

Die bayerische CSU hangelt sich inzwischen von Gipfelkreuz zu Gipfelkreuz und wirft dem niedersächsischen Ministerpräsidenten vor, die neue Ministerin nicht genügend über die von der CDU angeblich hoch gehaltenen christlichen Werte aufgeklärt zu haben. Für Maria Böhmer (CDU) als Beauftragte der Bundesregierung für Migration gehören Kreuze zur "jahrhundertealten christlichen Tradition in Deutschland".

Worum es aber wirklich geht, sagt CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Er fürchtet eine "Verunsicherung" der Stammwähler seiner Partei. Die haben fürwahr genug daran zu knabbern, dass in Niedersachsen bald eine Muslimin zur Regierung gehört. Sieht für CSU-Stammwähler bestimmt wie eine schleichende Islamisierung aus.

Alle Klardenkenden werden dagegen sagen: "Lasst die Kirche im Dorf." In der Bundesrepublik Deutschland gibt es eine strikte Trennung von Staat und Kirche. Also hat Aygül Özkan Recht. Klaus Wowereit (SPD) verweist in diesem Zusammenhang auf das Bundesverfassungsgericht.

Erstaunlich ist immer wieder, wie aufgeregt angeblich christliche Politikerinnen und Politiker reagieren, wenn es um Symbole geht und um angeblich damit einhergehende Werte. Da der Parteialltag meistens anders aussieht, steht man staunend daneben.

"An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen", hat Jesus gesagt - nicht an Kreuzen, die in Schulen hängen. Wenn die CSU einen (christlichen) Gottesstaat will, soll sie das sagen. Schon wäre sie verfassungswidrig...

12. April 2010
Die moralischen Rösser der Kirchen

72 Prozent meinen: Der katholische Bischof Walter Mixa sollte sein Amt ruhen lassen, bis die Vorwürfe geklärt sind. Das ist das Zwischenergebnis einer Umfrage von Welt online. Danach sieht es aber nicht aus. Der Augsburger bleibt dabei: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen."

Belastet wird Mixa in einem halben Dutzend eidesstattlichen Versicherungen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Die Urheber sind unbekannt. Das muss schleunigst anders werden, hört man jetzt aus der katholischen Kirche. Die ehemaligen Heimkinder, die angeblich von Mixa misshandelt worden sind, sollen sich zu erkennen geben. Bislang vergeblich bemüht sich der katholische Bischof um ein Gespräch mit ihnen.

Derweil kursieren im Internet Mitteilungen von ehemaligen Heimkindern an ehemalige Heimkinder, in denen Antje Vollmer Inkompetenz vorgeworfen wird. Sie sei als Vorsitzende des Runden Tisches des Bundestages, der sich mit der Heimgeschichte in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren beschäftigt, ungeeignet. Jetzt gerate sie noch mehr unter Druck, weil mit den jüngsten Missbrauchsvorwürfen eine zweite Diskussionsebene entstanden sei.

Das Schicksal ehemaliger Heimkinder ist seit vier Jahren Thema. Bis dahin ist es unter den Teppich gekehrt worden. Im Februar 2006 erschien das "Spiegel"-Buch "Schläge im Namen des Herrn", auch der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages fasste dieses heiße Eisen an. Die Kirchen reagierten darauf eher kleinlaut, manchmal gab es Worte des Bedauerns, nachgeschoben wurde aber viel zu oft: "An Entschädigungen für erlittenes Leid ist nicht zu denken."

Die Geister, die sie damit riefen, wurden die Kirchen nicht wieder los. Der Geduldsfaden einiger ehemaliger Heimkinder ist schon lange gerissen. Gesprächsangebote nehmen sie nicht mehr an. Statt dessen: neue Fronten. Die sicherlich nicht aufgelöst werden mit dem Hinweis, so mancher Heimskandal sei dem "damaligen gesellschaftlichen Umfeld" geschuldet. Motto: "Alle haben Kinder geschlagen - wir auch." Erstaunlich, wie schnell die Kirchen von moralischen Rössern, die sie sonst so gern satteln, wieder herunterkommen.

Aber: Darf man deswegen etwa auch vermuten, dass Walter Mixa als katholischer Bischof lügt, wenn er seine Unschuld beteuert? Sicherlich nicht. In der "Welt" hat sich jetzt ein Entlastungszeuge zu Wort gemeldet. Dieser Zeuge heißt Helmut Diehl, wohnt im Landkreis Ludwigshafen und ist von 1970 bis 1976 Heimkind im Kinderheim Sankt Josef in Schrobenhausen gewesen. Er schreibt, dass er die Vorwürfe gegen Walter Mixa "absolut nicht bestätigen" könne.

23. März 2010
Glauben mit der Neuapostolischen Kirche: Der Zehn-Euro-Schein

Dreimal im Jahr steht eine okkulte Veranstaltung im Kalender der Neuapostolischen Kirche (NAK): Tote werden in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Früher sind die jenseitigen Neuaufnahmen noch bei Namen genannt worden, heute erfolgt die Aufnahme anonym. Zu den prominentesten Toten, die neuapostolisch geworden sind, gehört Martin Luther. Das wird heute offiziell aber nicht mehr erwähnt.

Geleitet werden die okkulten Veranstaltungen vom jeweiligen Kirchenchef, Der heißt jetzt Wilhelm Leber und hat am 21. März 2010 in Wanne-Eickel einer Mitschrift zufolge an dieser Geschichte deutlich machen wollen, was Glaube ist: Ein Konfirmandenlehrer zieht aus seiner Tasche einen Zehn-Euro-Schein und fragt die Konfirmandenschülerinnen und Konfirmandenschüler, wer von ihnen glaubt, dass dieser Schein echt ist. Alle glauben das. Dann fragt der Lehrer, ob jemand von den Anwesenden glaubt, dass er diesen Schein geschenkt bekommt. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden reagieren abwartend. Der Lehrer wedelt mit dem Schein herum, bis eine Schülerin aufsteht, nach vorne geht und die Hand aufhält. Der Lehrer gibt ihr den Zehn-Euro-Schein und sagt: "Das ist Glaube."

Diese Geschichte bleibt nicht in Wanne-Eickel, sie ist bereits via Satellit in viele NAK-Gemeinden übertragen worden, sie wird demnächst in der neuapostolischen Zeitschrift "Unsere Familie" veröffentlicht, in Predigten und Gemeindebriefen wiederholt, denn was der Kirchenchef sagt, ist für alle Amtsträger und Mitglieder Richtschnur für die nächsten Wochen.

In den 1980er-Jahren hat sich ein pensionierter NAK-Spitzenfunktionär darüber beklagt, dass die Predigten immer inhaltsleerer werden, die Folge sei: "Mitglieder verhungern geistig." Doch nicht nur das: In dieser Geschichte verliert etwas Wunderschönes seinen Zauber, wird herunterdefiniert auf eine materielle Ebene. Ein Mädchen hält für einen Zehn-Euro-Schein die Hand auf - warum auch nicht? Entweder bekommt sie das Geld und beweist so, dass sie clever ist, oder dem Konfirmandenlehrer fällt noch etwas anderes ein, dann hat sie die paar Schritte im wahrsten Sinne des Wortes umsonst gemacht.

"Where does the answer lie?/Living from day to day/If it's something we can't buy./There must be another way/We are spirits in the material world", heißt es in einem Song von Sting und Police. Klingt wie zugeschnitten auf diese Leber-Geschichte.


1. Januar 2010
Gedenkfeier für KZ-Opfer in Freiburg: Aufregung um Zeugen Jehovas

Für die Zeugen Jehovas steckt der Teufel manchmal sogar im Detail, deswegen feiern sie wegen des heidnischen Ursprungs Ostern und Weihnachten nicht, auch Geburtstagsfeiern lehnen sie ab und verweisen dabei auf die Bibel, in der zwei Feste dieser Art erwähnt werden, doch auf beiden habe ein dunkler Schatten gelegen, nicht einmal zuprosten dürfen sich die Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft, Gedanken sollen sie sich ebenfalls machen, wenn sie von ihrem Chef Weihnachtsgeld bekommen, aber annehmen dürfen sie es, denn diese Zahlung erfolge unabhängig davon, ob man Weihnachten feiere oder nicht.


Wie sich jemand überhaupt in solch einem Dickicht von Bibelsprüchen und deren Auslegung zurechtfinden soll, ohne dabei stets in der Angst zu leben, irgend etwas übersehen zu haben, was den Gott der Zeugen Jehovas zornig macht, kann niemand beantworten - auch die Wachtturmgesellschaft nicht. Ambivalent ist das Verhältnis zum Staat. Zeugen Jehovas gehen nicht zur Wahl, lassen sich nicht wählen, akzeptieren jedoch die Entscheidungen der Regierung, halten jede Regierung für „Gottes Dienerin“, die man in seine Gebete einschließt - „und zwar zu dem Zweck, ´weiterhin ein stilles und ruhiges Leben führen (zu) können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit´“ (zitiert aus „Bewahrt euch in Gottes Liebe“, 2008, Seite 213).

Dieses Ziel hat diese Glaubensgemeinschaft auch verfolgt, als Hitler an die Macht kam. Die Faschisten sprachen dennoch ein Verbot aus, warfen Zeugen Jehovas in die Gefängnisse, ermordeten sie in Konzentrationslagern. Der Gott der Zeugen Jehovas sah zu, weil diese Regierung ebenfalls „Gottes Dienerin“ gewesen ist? Bei dieser Frage zuckt man zusammen. Doch für diese Glaubensgemeinschaft wäre die logische Antwort: ja. Sie wird aber nirgendwo gegeben. Auch nicht am 27. Januar 2010?

An diesem Tag veranstaltet der Landtag des Landes Baden-Württemberg in Freiburg eine Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus. Auch ein Vertreter der Zeugen Jehovas ist dazu eingeladen worden. Er nahm die Einladung an, wird ein Grußwort sprechen.

Das sorgt für Aufregung, denn in diesem Bundesland kämpfen die Zeugen Jehovas noch um ihre Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechtes. Der FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke spricht deshalb von einer „unglücklichen“ Planung, Vertreter der CDU, der SPD und der Grünen wiegeln ab. Landtagspräsident Peter Straub (CDU) sagt: „Wir gedenken nicht der Religionsgemeinschaft, sondern der einzelnen verfolgten Menschen.“

Ehemalige und Kritiker der Zeugen Jehovas wollen sich trotzdem nicht beruhigen. Jemand plant eine Mahnwache, ein Enthüllungsjournalist versorgt die Grünen mit Informationsmaterial und weist darauf hin, dass diese Glaubensgemeinschaft sich bei Hitler angebiedert habe.

Das müssen sich aber auch andere vorwerfen lassen, die nach dem Zusammenbruch des Hitlerfaschismus in Sack und Asche gegangen sind wie die evangelische Kirche oder einfach wortlos weitermachten wie die Neuapostolische Kirche. Manchmal ist bei vielen der Glaube wohl nicht einmal stark genug für Widerstand gegen an die Macht gekommene Verbrecher.

Trotzdem sollen die Zeugen Jehovas nicht nur die von ihnen propagierte Sonderrolle spielen, sondern auch bei Gedenkfeiern eine bekommen? Zählt ein Ermordeter aus dieser Glaubensgemeinschaft weniger als jedes andere KZ-Opfer? Muss man wirklich auf vernageltes Sektendenken mit ebenfalls vernageltem Denken reagieren und das Leid dieser Menschen vergessen?

Der Vertreter der Zeugen Jehovas geht zu dieser Gedenkfeier. Er wird die Toten seiner Glaubensgemeinschaft ehren. Dabei stört man nicht.

6. Dezember 2009
Zeugen Jehovas gehen bei Bayern 2 auf Sendung

Die Zeugen Jehovas gehen auf Sendung. Bei Bayern 2. Ab 17. Januar. Allerdings zu einer unpassenden Zeit: 6.45 Uhr. Denn laut Buchtitel ist die Welt morgens um 7 Uhr noch in Ordnung - für diese Glaubensgemeinschaft aber nie - weil: Die Welt wird vom Teufel regiert. Nicht mehr lange. Aber bis zur ersten Radiosendung möglicherweise doch.


Frühaufsteher erschrecken wird wohl nicht das Ziel sein. Deswegen werden die Zeugen Jehovas das mit dem Teufel verschweigen. Der kommt oft genug in ihren Schriften vor. Die werden überall auf der Erde gedruckt. Prima Idee. Das macht die Wachtturmgesellschaft. Verteilt werden diese Schriften von den Zeugen Jehovas. Vorher müssen sie gelesen werden. Dafür gibt es Versammlungen. Das Vertriebssystem funktioniert also. Besser als mit Buchhandlungen, die manchmal anbieten, was sie wollen.

„Jehova und sein Wort“ soll die Sendung auf Bayern 2 heißen. Dieses Wort ist von der Wachtturmgesellschaft neu übersetzt worden. Immer wieder. So manche Übersetzung hat einfach nicht funktioniert. Noch weniger die Interpretationen. Sonst wäre die Welt schon lange eine andere. Und zwar diese: 144000 im Himmel, alle anderen auf der Erde. Alles Zeugen Jehovas - bis auf wenige Ausnahmen. Zu denen jetzt auch die Bayern 2-Macher gehören dürften.

Wer aber wird zuhören beim Ei aufschlagen und Marmelade auf das Brötchen schmieren? Wahrscheinlich auch nur die Zeugen Jehovas. Rundfunkgebühren zahlen müssen ist schließlich kein Grund, dieser Glaubensgemeinschaft das linke Ohr, das rechte Ohr oder sogar beide Ohren zu leihen. Wer schon bei Radiosendungen der evangelischen und der katholischen Kirche auf Durchzug schaltet, macht das auch bei „wirren und abstrusen Gedanken“. Vor denen die Junge Union (JU) aus Karlsruhe in einer Pressemitteilung vom 4. Dezember warnt. OT: „JU-Chef Reifsteck: ´Wer die Zeugen Jehovas mit den Volkskirchen gleichstellen will, handelt verantwortungslos und unchristlich.´“

Diese Glaubensgemeinschaft gleichstellen? Das wird der Wachtturmgesellschaft nicht gefallen. Die hält sich für etwas Besseres - für den einzigen Kanal Gottes. Daraus ist nun Bayern 2 geworden. So mancher Abstieg kommt langsam - dann aber gewaltig! Das ist das Teuflische an dieser Welt…

27. November 2009
Katholische Kirche vertuscht Kindesmissbrauch

In Dublin sind mehrere 100 Kinder von katholischen Priestern sexuell missbraucht worden. Steht in einem Regierungsbericht, den der Justizminister mit einem „wachsenden Gefühl des Ekels und der Wut“ gelesen hat. Und was machen vier ehemalige Erzbischöfe? Sie vertuschen diese Verbrechen zumindest bis in die 1990er-Jahre. Der Ruf der katholischen Kirche ist ihnen wichtiger als das Leid der Kinder.


Drei Jahre haben die Recherchen gedauert. Untersucht wurden die Beschwerden von mehr als 320 Kindern zwischen 1975 und 2004. Ein katholischer Priester verging sich an mehr als 100 Schutzbefohlenen, ein anderer reihte 25 Jahre lang alle 14 Tage ein Verbrechen an das andere. Die Erzbischöfe schwiegen, wollten einen Skandal vermeiden. Den haben sie nun.

Auch in Deutschland sind Kinder in katholischen Heimen missbraucht, verprügelt und erniedrigt worden. Damit beschäftigt sich derzeit ein Runder Tisch des Deutschen Bundestages. Ob diese ehemaligen Heimkinder eine Entschädigung bekommen, ist fraglich. Wenn es um Geld geht, hat auch die katholische Kirche meistens zugenähte Taschen. Geschundene Seelen kann sie nicht wieder heil machen.

Und plötzlich wird wieder ein Buch aktuell, das ein katholischer Priester 1988 geschrieben hat. Titel: „Für einen gefallenen Engel beten sie nicht“. Dieser Priester hat nicht etwa Kinder missbraucht, er verliebte sich. In schlichten Worten schildert Alfons Kraus, wie er in die katholische Hierarchie-Mühle gerät. Ein Bischof erweist sich als „schlechter Vater“, der Priester soll sich von der Frau trennen, dann könne er im Amt bleiben. Probleme vertuschen, ist auch in diesem Fall das Motto. Dahinter steckt noch mehr: Die katholische Kirche verliert an Einfluss, da will sie nicht auch noch öffentlich werden lassen, dass es an vielen Stellen brennt. Denn solche Geschichten dürften auch heute noch geschrieben werden. Sie werden aber nicht erzählt.

Entsetzt stellen dieser Priester und die Frau, die er inzwischen geheiratet hat, eines Tages fest, dass sie niemals so mutig gewesen wären, wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukommt. Im Vatikan behauptet man derweil unverdrossen weiter, der Papst vertrete eine christliche Kirche, die evangelische sei lediglich eine Religionsgemeinschaft. Über die Sorgen, die dieser Mann eigentlich haben müsste, spricht er öffentlich offenbar nicht so gern.

Wenn aber schon ein katholischer Priester, der eine Frau liebt, in die Heuchelei getrieben und zum Schweigen verdonnert werden soll, muss man sich nicht darüber wundern, dass noch viel mehr unter den Teppich gekehrt wird. Ein Glaube ohne Taten, hat Jesus gesagt, sei tot. Die katholische Kirche vielleicht sogar mause…

23. Oktober 2009
Neuapostolische Kirche: Der Verkauf geht weiter
„Gerade in Krisenzeiten“ - wirbt die Neuapostolische Kirche (NAK) von Riedlingen im Mai 2009 für den Besuch einer Veranstaltung - sei das Evangelium besonders wichtig. Fünf Monate später wird das nächste Gebäude verkauft. In Aachen. Beim Evangelischen Kirchentag sagt im Mai 2009 ein Vertreter dieser Glaubensgemeinschaft, man suche die Zusammenarbeit mit den Kirchen, weil man dem Islam „entgegenwirken“ wolle. In Berlin macht man das so: Zwei Gebäude werden an islamische Vereine verkauft.

Beim Europäischen Jugendtag will der derzeitige Kirchenpräsident bei der Aufarbeitung der NAK-Geschichte nicht „in Details“ gehen. Einen öffentlichen Versuch hat es gegeben. Der ist gründlich in die Hose gegangen. Denn eine stichhaltige Begründung dafür, warum in den 1950er-Jahren der damalige Kirchenpräsident behaupten konnte, er werde nicht sterben, weil Jesus zu seinen und zu den Lebzeiten der meisten Mitglieder wieder kommen werde, gibt es nicht. „Wir haben uns damals gegenseitig weh getan“, soll wohl die heutige Zauberformel für irgendwie anders weiter machen sein.

Doch die Geister…Das gilt besonders für ältere NAK-Mitglieder. Die rücken einfach nicht davon ab, dass die evangelische und die katholische Kirche doch noch irgendwie des Teufels sind. Das hat man ihnen schließlich Jahrzehnte lang eingeredet.

Das ist nicht das einzige Problem dieser Glaubensgemeinschaft, die auch andere heiße Eisen nicht gern anpackt: Anfang des vorigen Jahrhunderts war sie glühende Anhängerin des Kaisers, dann willfähriges Werkzeug von Hitler, schließlich Günstling der SED. Ein gutes halbes Jahr vor dem endgültigen Zusammenbruch des Systems reiste der damalige Kirchenpräsident in die DDR und zeigte sich beeindruckt davon, wie geordnet es jenseits der Elbe zugehe. Viel gemerkt haben kann der nicht…

Dann schlägt sich die Neuapostolische Kirche auch noch mit der Alterspyramide herum und große Missionserfolge beispielsweise in Afrika gehören längst der Vergangenheit an. Für junge Leute hat man die Zügel gelockert und die Fohlen galoppieren nun mal dort mal hier hin. Da helfen auch keine Krisenzeiten mehr, auf dem Religionsmarkt gibt es inzwischen derart viele Angebote, die heiß begehrten stehen in anderen Regalen.

Alles hat eben seine Zeit…

18. Oktober 2009
Zeugen Jehovas machen eine Sozialstudie

1994 haben die Zeugen Jehovas an einer Sozialstudie teilgenommen: Die Fragen haben nicht gleich alle Anhänger verstanden, deswegen bekamen sie ein Schreiben mit Erläuterungen der aktuellen Kritik von außen. Danach dürfte jeder Anhänger die richtige Antworten gegeben haben...

Das Schreiben



15. Oktober 2009
Die Zeugen machen jünger

In der November-Ausgabe der internen Schrift „Unser Königreichsdienst“ habe ich wieder einmal gelesen: Die Zeugen Jehovas sollen jünger machen, und zwar immer mehr. Haben sie bei einem Hausbesuch das Feuer der ewigen Jugend entfacht, rufen sie nicht etwa die Feuerwehr, sie kommen vielmehr häufiger als sonst, damit nicht erlischt, was brennt.

Dazu braucht man allerdings den richtigen Geist, heißt es an anderer Stelle. Soll wohl bedeuten: Marketingkonzept muss sein. Entfachend wirken da die Zeitschriften „Erwachet!“ und „Wachtturm“. Je jünger die Zeugen Jehovas werden, desto mehr behalten sie davon. Meines Erachtens aber müssten diese Zeitschriften umbenannt werden, damit die Botschaft noch feuriger rüberkommt. Ich schlage vor „Erblühet!“ statt „Erwachet!“, „Jungbrunnen“ statt „Wachtturm“.

Auch so mancher Sprachgebrauch müsste auf den Scheiterhaufen möglicher Misserfolge. Warum „böses System der Dinge?“ Warum die Dinge nicht bei einem Namen nennen! Also: Alterungsprozess. Krankheit. Gehbehinderung. Sehschwäche. Vergesslichkeit. Falten.

Richard Gere hat an seinem 60. Geburtstag gesagt, dass er gern älter werde, weil dann das Leben bunter sei: Der kennt offensichtlich die Zeitschriften der Zeugen Jehovas nicht. Die sind noch bunter. Fürwahr! Mit dem Teufel ginge es zu, wenn er das nicht schon sehr bald begriffe.

Dann wird auch Richard Gere erkannt haben: Königreichssäle sind Wellnessoasen, als Zeuge Jehova von Tür zu Tür gehen, ist besser als Nordic Walking.

Nur ein Vorbehalt glimmt noch in mir: Die Zeugen Jehovas Klammern! In jedem Absatz ihrer Schriften mindestens einmal. Da schreiben sie dann was rein. 1. Mose 2 : 7 zum Beispiel. Das irritiert mich als Fußballfan. Wie kann Mose 2 : 7 verlieren, wenn er gar keinen Gegner hat? Noch verwirrender finde ich Prediger 3 : 18-21. Also raus mit der Sprache: Wie viele Gegentore hat dieser Prediger kassiert? 18? 19? 20? 21?

Auf jeden Fall: Als Trainer würde ich sowohl Mose als auch Prediger nach dem Schlusspfiff Feuer machen! Das macht jünger…

23. August 2009
Dem Kaiser geben, was Peter Hahne in "Bild am Sonntag" nicht versteht?

Wie unfair, Peter Hahne, sich „Gedanken am Sonntag“ machen „Über Steuern für die Kirche und die Klage eines Gläubigen“ und kein einziges stichhaltiges Argument vortragen, wenn es darum geht: „Kann denn Steuernsparen Sünde sein? Ein Professor für Kirchenrecht ist der Meinung, dass man auch ohne Kirchensteuer katholisch bleiben kann.“ Dazu teilt der Kolumnist mit: „Geht nicht, sagt die Kirche. Geht in Ordnung, entschied jetzt das Freiburger Verwaltungsgericht. Man könne weiterhin Kirchenmitglied bleiben, auch wenn man die Steuer verweigert.“

Ein kluges Urteil, finde ich und kann deshalb Peter Hahne keinen einzigen seiner weiteren Sätze durchgehen lassen. Nicht diesen: „Ein Präzedenzfall mit weit reichenden Folgen für die Religionsgemeinschaften in Deutschland.“ Denn: Hierzulande gibt es bereits viele Glaubensgemeinschaften, die noch nie Kirchensteuern verlangt haben. Die bekommen von ihren Mitgliedern Spenden. Wie sie das schaffen, gehört nicht zum Thema.

Nicht diesen: „Jetzt könnte jeder daherkommen und sagen: Ich will zwar evangelisch oder katholisch bleiben, zahlen will ich aber nicht. Eine merkwürdige Logik, denn zu jeder Mitgliedschaft im Sportverein, der politischen Partei oder der freiwilligen Feuerwehr gehört nun mal der Mitgliedsbeitrag.“ Denn: Wenn Kirche nicht mehr ist als ein Sportverein, eine Partei oder die freiwillige Feuerwehr, dann schickt alle Pastoren und Pfarrer in den Ruhestand!

Der Kolumnist der „Bild am Sonntag“ jedoch setzt unverdrossen seine Wanderung durch das Tal der Ahnungslosen fort und merkt an, dass sich die Kirchen als „Dienstleister unserer gesamten Gesellschaft verstehen“ und Notfallseelsorge, Seniorenarbeit, Kindergärten und Jugendclubs anbieten, deshalb müssten eigentlich alle „Bürger zur finanziellen Unterstützung der Kirchen verpflichtet sein“. In Spanien und in Italien sei das so. Aber, aber, Peter Hahne, wir sind doch auch nicht weit davon entfernt! Die Dienstleistungen der Kirchen werden bis zu 90 Prozent aus Steuermitteln finanziert!

Abschließend findet Peter Hahne zwar auch nicht alles gut, wofür Kirchen Geld ausgeben, aber seine Kolumne retten kann er nicht mehr, weil er wohl alles, was er während seines Theologiestudiums gelernt haben muss, vergessen hat. Erstens: Jesus hat weder die katholische noch die evangelische Kirche gegründet. Zweitens: Erkennt die katholische Kirche bis heute die evangelische Kirche nicht als Kirche an. Drittens: Gehört man per Taufe zum Leib Christi. Viertens: Sollte dieser Kolumnist noch einmal die Bibel zurate ziehen, wenn er auch noch schreibt: „Es liegt also an Gottes Bodenpersonal, ob die Bürger bereit sind, ihren Obolus nach dem Gebot von Jesus Christus zu entrichten: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist.“ Denn fünftens, sechstens und siebtens: Ist es dabei weder um irgendeine Kirche gegangen noch um Geld für Gott noch darum, dass irgendwann Kirchensteuern erhoben werden sollen.

Jesus ist eine Falle gestellt worden, in die er nicht getappt ist. Er ließ sich eine Münze geben, die das Abbild des Kaisers zeigte, der sich nicht nur als Mensch, sondern auch als Gott verehren ließ und erteilte diesem Herrscherkult eine Absage. Steuerfragen waren nicht seine Sache - und so scheiterten jene, die dachten, wenn Jesus Steuerzahlungen an den Kaiser ablehnt, schwärzen wir ihn bei der Obrigkeit an, stimmt er Steuerzahlungen zu, ist er nicht der Messias.

14. August 2009
Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch: Jetzt sind es nur noch 2,7 Sterne

Nun sind es nur noch 2,7 Sterne für mein Buch „Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch - Therapie mit goldenem Kelch„ - das erinnert mich an Merkwürdigkeiten nach dem Erscheinen meiner Bücher über die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche vor 20 Jahren.

Die Fakten: Lulu ist ein Internet-Verlag, ein Dach für Eigenverlage. Als Autor meldet man sich dort mit seinen persönlichen Daten an, lädt eine Buch-Datei herunter, entscheidet sich für ein Format, sucht einen Umschlag aus und nimmt über das Honorar, das man gern pro Exemplar hätte, Einfluss auf den Buchpreis. Auch Käufer müssen sich bei Lulu mit ihren persönlichen Daten anmelden.

Mein Buch über die Drogentherapie-Einrichtung in dem Lüneburger Stadtteil Wilschenbruch ist seit vier Wochen im Netz. Angeklickt wurden die Basisinformationen bislang 210 Mal, wobei meine Zugriffe nicht gezählt werden. Im Auftrag von Betroffenen habe ich ein Dutzend Exemplare bestellt, die meisten haben sich bei Lulu also als Käufer gar nicht angemeldet. Das tat nur ein Betroffener, der das Buch aber auch von mir bekam.

Außerdem gab es gleich nach dem Erscheinen ein Download, vor zwei Tagen eine Bestellung des Prints. Da die Bücher in den USA gedruckt werden, dauert es eine gute Woche, bis man das bestellte Exemplar in den Händen hält.

Nur registrierte Käufer können bei Lulu Bücher bewerten - sechs Sterne sind die Bestnote, ein Stern ist die schlechteste Bewertung. Mein Buch kommt inzwischen auf drei Stimmen: eine 6 (die stammt von mir) und zweimal die 1. Macht knapp 2,7 Sterne.

Bleibt festzuhalten: Bislang vier Lulu-Nutzer können mein Buch bewerten (und zwar jeder nur einmal): jener Betroffene, der „Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch - Therapie mit goldenem Kelch“ von mir bekommen und auch bereits gelesen haben dürfte, jener Leser, der meine Datei heruntergeladen hat, jener Käufer, der mein Buch vor zwei Tagen bestellt hat, aber noch gar nicht bekommen haben kann, und ich als Autor. Woher aber stammen die drei Stimmen? Hat da etwa schon jemand einen Stern verteilt, obwohl er noch gar nicht zu den Lesern gehört?

Betroffene dürften kein Interesse an einer schlechten Bewertung meines Buches haben, sie lesen zudem täglich mein blog über diese Einrichtung, melden sich bei mir und hoffen, dass ich nicht klein beigebe.

Und was war vor 20 Jahren? Da meldeten sich bei mir aufgeregte Käufer meiner beiden Bücher über die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche und beschwerten sich darüber, dass mein Wormser Verlag Bestellungen nicht ausgeführt habe. Hatte er aber. Die Bücher waren auf dem Postweg abhanden gekommen. Rund 200 Bücher wurden schlicht gestohlen. Man ließ sie verschwinden.

Als ich damals den Chef der Neuapostolischen Kirche (NAK) schriftlich befragte, ob er eine Erklärung für das Verschwinden meiner Bücher habe, überließ Richard Fehr die Antwort seiner Anwaltskanzlei aus Zürich. Die lautete, man wisse nicht, was ich eigentlich wolle. Was ich wollte, war Schadenersatz. Richard Fehr ließ abwinken, und ich begriff: Wenn es um Geld geht, haben fast alle zugenähte Taschen.

Klar: Ich könnte jetzt auch die Jugendhilfe Lüneburg als Betreiberin der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch befragen. Die Antwort könnte ähnlich ausfallen wie seinerzeit die NAK-Antwort aus Zürich. Könnte. Würde aber wohl nicht. Der Geschäftsführer dieser Einrichtung antwortet mir meinen bisherigen Erfahrungen zufolge gar nicht!

Die Wilschenbruch-Seiten

6. August 2009
Baptisten-Eltern scheitern auch in Karlsruhe

Die Eltern sind streng religiös und gehören einer baptistischen Gemeinde an, die Söhne sind 10 und 11 Jahre alt, sie besuchen eine Grundschule, die im Februar 2007 ein Theaterprojekt über sexuellen Missbrauch auf die Bühne gebracht hat und Karneval ohne Kostümzwang feierte, während als Alternativen Schwimm- und Turnunterricht angeboten wurden. Die Eltern schickten ihre Kinder nicht zur Schule, geißelten Karneval als “katholisches Fest” der Zügellosigkeit und lehnten “freie Sexualität” ab. Das Amtsgericht in Paderborn und das Oberlandesgericht in Hamm verhängten ein Bußgeld von 80 Euro, weil es sich um Pflichtveranstaltungen gehandelt habe, die Rechte der Eltern seien nicht verletzt worden. Das sahen Mutter und Vater aber immer noch anders. Sie schalteten das Bundesverfassungsgericht ein und scheiterten erneut.

Die Karlsruher Richter lehnten eine Entscheidung über die Beschwerde ab und unterzogen die Gerichtsentscheidungen einer näheren Betrachtung. Die Urteile seien in Ordnung, die Schulpflicht habe in diesem Fall Vorrang vor religiösen Überzeugungen. Bei dem Theaterprojekt sei es um Aufklärung gegangen, Karneval könne nicht als “katholisches Fest” bezeichnet werden.

Zudem hätten die Gerichte “einfaches Recht” angewendet, da könne sich Karlsruhe nicht einmischen, denn: “ Nur bei einer Verletzung spezifischen Verfassungsrechts kann das Bundesverfassungsgericht auf Verfassungsbeschwerde hin eingreifen.” Eine Grundrechtsverletzung hätten die Eltern nicht deutlich gemacht.

Bei einer Abwägung zwischen Erziehungsauftrag des Staates und Erziehungsrecht der Eltern sei das Ergebnis: Aus dem Lot geraten ist nichts. Eltern hätten zwar Anspruch auf “Toleranz und Neutralität”, doch weder mit dem Theaterprojekt noch mit der Karnevalsfeier sei Unzulässiges geschehen. Unzumutbare Gewissens- und Glaubenskonflikte habe niemand heraufbeschworen.

Der Vorwurf der Eltern, das Theaterprojekt “spreche Kindern eine ´freie Sexualität´ zu“, halte einer Überprüfung nicht stand. Daher gelte: “Unter diesen Umständen besteht kein Anhalt dafür, dass die Fachgerichte die Glaubensfreiheit und das Recht der Beschwerdeführer auf Erziehung ihrer Kinder in religiöser und weltanschaulicher Hinsicht in ihrer Wirkkraft und Tragweite verkannt haben könnten.”

Abschließend stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass im Schulalltag das Aufeinanderprallen von religiösen Überzeugungen einer Minderheit und einer “damit in Widerspruch stehenden Tradition einer anders geprägten Mehrheit” als zumutbar einzustufen ist.

5. August 2009
(K)ein Guru auf dem Wohnungsmarkt

Richtig atmen führt irgendwann zur Erleuchtung, zwischendurch auch zu einem Gouverneursposten in einer Weltregierung – und schließlich sogar auf den Immobilienmarkt? Das will Helmut H. G. aus Bad Orb herausgefunden haben. Er sagt: ”Der Guru Sri Sri Ravi Shankar steckt hinter Anjas Erster Property.” Firmensitz ist Frankfurt am Main. In Bad Orb gehören diesem Unternehmen mindestens 15 Wohnhäuser, in Wilhelmshaven 52.

Verwaltet werden die Immobilien von der Treureal GmbH mit Sitz in Mannheim, die bundesweit agiert. Beschwerden über diesen Verwalter kommen nicht nur aus Wilhelmshaven und Bad Orb, sondern auch aus Hamburg, aus Bremen, auch in Nordrhein-Westfalen gibt es eine Familie, die sich über Wasser im Keller und Schimmel in der Wohnung beklagt. Dagegen getan werde nichts. Ein Hilferuf kommt aus Sachsen-Anhalt.

Steinreich mit Transzendentaler Meditation

Rückblende: Maharishi Mahesch Yogi lehrt ab 1957 die Transzendentale Meditation, wird damit steinreich, seine Lehre von dem jedem inne wohnenden Energiereservoir verbreitet sich rund um den Globus bei allen, die ihren angeblich unermesslichen Vorrat an Intelligenz und Glück ausschöpfen wollen. Eines Tages gehören auch “Pilzköpfe” aus London dazu. Die Beatles machen diesen indischen Guru weltberühmt.

Zu den Schülern von Maharishi Mahesch Yogi hat Ravi Shankar gehört. Auch er ist Inder, erfreute sich angeblich des Wohlwollens von Altkanzler Helmut Schmidt und wurde ebenso angeblich 2005 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Die Schmidt-Meldung war eine Ente, die Nobelpreis-Meldung wollte das zuständige Komitee weder dementieren noch bestätigen.

Die Ernennung zum Gouverneur in der Weltregierung seines einstigen Meisters hat der 53-Jährige in seinem Lebenslauf bislang verschwiegen. Möglicher Grund: Ravi Shankar brach mit der Transzendentalen Meditation, schwang sich selbst zum “Friedensbringer” auf und erwarb im Schwarzwald ein marodes Hotel für die Verbreitung seiner Ideen.

Mehr gekauft als nur Hotel?

Aber: Hat dieser Guru noch mehr gekauft als jenes Hotel? Wenn stimmt, was Helmut H. G. aus Bad Orb während seiner Recherchen bei einer juristischen Auseinandersetzung herausgefunden haben will, lautet die Antwort: ja. Denn Anjas Erste Property schlägt in vielen Orten auf dem Häusermarkt zu. Wie bereits erwähnt in Wilhelmshaven. Mit dem neuen Eigentümer sind Mieterinnen und Mietern fristlose Kündigungen in die Wohnungen geflattert. Viele dieser Kündigungen sind geräuschlos wieder zurück genommen worden.

Wie groß die Zahl der Property-Wohnungen ist, in denen sich Schimmel ausbreitet, könnte ein Erleuchteter durchaus wissen, der ansonsten immer wieder die Nähe zu Prominenten sucht. Das hat der 53-Jährige von seinem Meister gelernt. Die Verwaltung seiner Häuser überlässt Ravi Shankar zumindest an der Nordsee und im Spessart Treureal – über dieses Unternehmen sagt ein Mieter aus Wilhelmshaven: “Die reagieren nicht einmal auf Einschreiben.” Auf Mietkürzungen auch nicht. Das Motto scheine zu lauten: “Hauptsache, es muss kein Geld in die Renovierung der Häuser gesteckt werden.”

Und wenn man die Wohnung verlässt? Kann man Jahre auf eine ordentliche Nebenkostenabrechnung warten. Berichtet jemand aus Sachsen-Anhalt. Verläuft ein Strafantrag im Sande. Berichtet jemand aus Bremen. Haben Mieter Angst vor einer Zwangsräumung. Berichtet jemand aus Hamburg. Wie soll man da noch richtig atmen?

Drei Firmen – kein Telefoneintrag?

Jener Guru jedenfalls kann das. Aber: Ist Ravi Shankar, dem seit dem 2. November 2005 Anjas Erste Property in Frankfurt gehört, dieser Erleuchtete aus Indien? Der ist schließlich auch schon einmal mit einem Musiker gleichen Namens verwechselt worden. Jetzt wieder? Helmut H. G. hat dazu das Unternehmensportal “Firmenwissen” befragt.

Der Property-Manager wohnt demnach in London. Hat der Guru etwa mehrere Wohnsitze? Ein Anruf genügt. Am Apparat ist eine fröhliche Mitarbeiterin, die laut lachend gedanklich abwinkt: “Ein Erleuchteter ist unser Chef nicht.” Aber rührig. Er besitzt in Deutschland mehrere Firmen. Sie haben alle die gleiche Adresse. Gibt man bei der Rückwärtssuche die von “Firmenwissen” angegebene Telefonnummer ein, bekommt man keinen Eintrag und bei den Kennzahlen, die dieses Unternehmensportal nennt, beginnt das große Grübeln: “Stammkapital 25 000 Euro, Mitarbeiterzahl: 1 (Stand 2009)”.

31. Juli 2009
Warum erhebt Staatsanwalt Anklage?

„Das Internet macht es den Menschen leicht, ungerechtfertigte Vorwürfe gegen andere zu erheben. Die Anonymität schützt sie“, sagt Matthias Lange, Geschäftsführer der Jugendhilfe Lüneburg, am 12. Juni 2009 in einem Artikel der „Lüneburger Rundschau“. „Rechtsstreiten“ sehe man gelassen entgegen.

Das klingt so, als werde die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch, die sich seit 1993 unter dem Dach der Jugendhilfe Lüneburg befindet, von ehemaligen Patientinnen und Patienten vor Gericht gezerrt. Jeweilige Beklagte oder Angeklagte wäre also die von Professor Dr. Ruthard Stachowske geleitete Gemeinschaft. So weit ist es aber noch nicht.

Vor Gericht in Lüneburg steht am 3. August 2009, 12 Uhr, ein Ehemaliger, der sich nach einem Beitrag des Evangelischen Kirchenfunks, ausgestrahlt am 24. Oktober 2007 auf radio ffn, kritisch im Internet geäußert hat. Nicht anonym. Mit seinem Namen. Nun lautet die Anklage: „Verleumdung“.

Erst der Anfang?

Doch dieser Prozess soll erst der Anfang sein. Das Team des Professors hat umfangreiches Material gesammelt, die Staatsanwaltschaft von Lüneburg beschäftigt sich damit. Möglicherweise intensiv. Denn: Der Anspruch der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch ist eine „familienorientierte stationäre Drogentherapie“. Die Wirklichkeit soll sein: Mütter werden schnell von ihren Kindern getrennt, betreuen statt dessen die Kinder anderer Mütter. Teammitglieder, die dem Professor nicht treu ergeben sind, werden unter Druck gesetzt.

Den Prozess hat der Angeklagte mehrfach öffentlich provoziert, er ist nach seinen Angaben so gelassen wie das angeblich Matthias Lange ebenfalls ist. Diesen Geschäftsführer kann man als Redakteur zu Vorwürfen durchaus befragen. Wie ich das als Redakteur am 16. Juli 2009 getan habe. Wissen wollte ich beispielsweise, ob Professor Dr. Ruthard Stachowske seinem Team gegenüber meine Seiten http://familiensteller.blogspot.com als „Dreckseiten“ bezeichnet hat, die man aus dem google-Blickfeld klicken müsse. Eine Antwort habe ich nicht bekommen.

Drogenabhängige Familiensysteme

Zu Wort kommen auf meinen Seiten Betroffene, gewürdigt werden Ausführungen des Professors, in denen er Familienprobleme darauf zurück führt, dass sich „Täter- und Opfergenerationen“ des Zweiten Weltkrieges aufeinander eingelassen haben, in denen er Familiensysteme gelegentlich linear analysiert (Großmutter hat Drogen genommen, deswegen hat Mutter Drogen genommen, deshalb ist die Enkelin bei mir in Drogentherapie).

Auch die „Beweismittel“, die vom Team des Professors zusammengetragen worden sind für diesen und möglicherweise auch für weitere Prozesse, sind eine Betrachtung wert. Was wäre, wenn: Dazu Niederschriften von Schutzbefohlenen gehören, die so lange umgeschrieben worden sind, bis sie dem Professor gefielen? Belohnung dafür: Ein paar Augenblicke mit dem eigenen Kind? Berichten mehrere Mütter, die sich allmählich aus dem Schutz der Anonymität herauswagen.

Durchaus eigenartig ist auch, wie mich dieser Professor zu einer näheren Beschäftigung mit diesem Thema gebracht hat. So: Er schaltete einen Anwalt ein und drohte mir am 28. Mai 2009 mit „vehementer“ Verfolgung seiner Interessen. Anlass waren zwei kritische Kommentare über die Arbeit des Lüneburger Jugendamtes und über die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch.

Damit weckte Ruthard Stachowske mein Interesse. Schnell passten journalistische Mosaiksteine zusammen, die mir von Betroffenen am Telefon oder schriftlich geliefert worden sind. Ein Mosaiksteinchen stammt auch vom am 3. August 2009 Angeklagten. Er berichtet, dass ihm als Mann aus Dachau (= Täter) eine Beziehung mit einer „Zigeunerin“ (= Opfer) negativ angelastet worden sei.

Passt zur oben erwähnten Weltkriegs-Theorie des Professors, die sich nach seiner eigenen Einschätzung wissenschaftlicher Anerkennung erfreut – wie sein Institut, in dem gelehrt wird, ein Hund attackiere per Biss das „Energiefeld“ eines Menschen. Das müsse erst wieder vernarben.

Befragt man als Redakteur dazu Experten, die sich auf dem gleichen therapeutischen Feld tummeln, bekommt man – wie vom Geschäftsführer der Jugendhilfe Lüneburg – keine Antwort!

Könnte spannend werden

Der Prozess am 3. August 2009 vor dem Lüneburger Amtsgericht könnte also einen spannenden Verlauf nehmen, auf http://familiensteller.blogspot.com wird darüber berichtet. Einige werden sicherlich auch im Gerichtssaal vorbei schauen, die Verhandlung verfolgen und gespannt darauf sein, wie eine Lüneburger Richterin derlei bewertet.

Mein Hund sitzt übrigens während der Verhandlung in meinem Auto und stellt somit für kein einziges „Energiefeld“ eine Bedrohung dar. Übrigens: auch sonst nicht.

Doch: Spannend ist am Montag noch mehr. Wie begründet der Staatsanwalt die Anklage? Ermittlungsverfahren dürfen nur bei "zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkten für das Vorliegen einer Straftat" eingeleitet werden. Die Neuapostolische Kirche (NAK) hat es einmal so versucht. Sie behauptete, ich hätte in meinem Buch "Kauft nicht bei Ex-Neuapostolischen" (immer noch zu beziehen über http://stores.lulu.com/hwilmers) den Eindruck erweckt, die NAK behandele ihre Mitglieder wie Hitler die Juden behandelt hat.

Diesen Vorwurf fand ich dermaßen unverschämt, dass ich es auf einen Prozess ankommen lassen wollte. Ist mir nicht gelungen. Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt, die NAK bekam den Hinweis, man könne zivilrechtlich gegen mich vorgehen. Hat sie nicht getan. Das Verleumdungs-Eisen war dieser Glaubensgemeinschaft wohl zu heiß geworden, denn bei einem Prozess hätte ich in aller Öffentlichkeit geschildert, was der Gegenseite so alles eingefallen war, um mich als Kritiker kalt zu stellen.

22. Juli 2009
Zeugen Jehovas: Kinder zählen Tage bis zum nächsten Kongress

Blitze zucken aus einem schwarzen Himmel, eine Menschenschlange auf der Flucht in die Sicherheit vor dem Unwetter, ganz vorn ein Ehepaar mit lachendem Kind, Blümchenkleid, dahinter eine Grauhaarige, die gestützt wird, noch etwas skeptisch, unter den Blitzen ein Paar, das nach hinten winkt - Beeilung - sonst ist es um euch geschehen, wie es um die Zurückgebliebenen geschehen ist, darunter weiß auf schwarz die Frage „Wie kann man das Ende der Welt überleben?“

So hat die Wachtturmgesellschaft in diesem Jahr für die Kongresse der Zeugen Jehovas in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hamburg und München geworben. In München ist ein Redakteur dabei gewesen. Der schreibt: „Klingt wie auswendig gelernt.“

Klingt nicht nur so. Kann man der jüngsten sekteninternen Informationsschrift „Unser Königsreichsdienst“ entnehmen. Gepaukt wird. Auch ab 10. August 2009. Die Dienstanweisung lautet: „10 Minuten - Was wir im August anbieten. Lass ein Angebot vorführen, das für euer Gebiet passend ist. Zeige auch, wie man mithilfe der entsprechenden Publikationen Bibelstudien einrichten kann. 10 Minuten - Das Königreich erklären…10 Minuten - Das Tagessonderkongressprogramm 2010...“

Das wird so ablaufen und so bereiten sich die Zeugen Jehovas darauf vor: „Sobald das Datum für den Tagessonderkongress in der Versammlung bekannt gegeben wird, sollten wir Begeisterung dafür wecken. Damit sich die Kinder auf den Kongress freuen können, tragen einige Eltern das Datum im Kalender ein und stellen eine Liste der Dinge auf, die mitgenommen werden sollen. Mit den Kindern zählen sie immer wieder die verbleibenden Tage.“

Auch sonst zählt die Wachtturmgesellschaft auf die Kinder: „Jetzt fängt die Schule wieder an und auf euch Kinder und Jugendliche werden wieder neue Herausforderungen und Probleme zukommen. Ihr werdet aber auch neue Gelegenheiten haben, ´für die Wahrheit Zeugnis abzulegen´.“

Die ergeben sich so: „Eure vorbildliche Kleidung, eure Sprache, eure guten Leistungen und euer respektvolles Verhalten gegenüber Mitschülern und Lehrern werden anderen auffallen. Sie erkennen daran, dass ihr einen Sinn im Leben seht, und fragen euch vielleicht, warum ihr so anders seid. Und schon habt ihr eine schöne Möglichkeit, über euren Glauben zu reden.“

Der sich nur um eine Frage dreht: „Wie kann man das Ende der Welt überleben?“ Wertvolle Tipps dazu findet man laut Wachtturmgesellschaft in dem Buch „Fragen junger Leute - praktische Antworten“. Meine Meinung: Ist eine Selbstbauanleitung für ein geistiges Gefängnis. Kinder wollen eigentlich eins: die Welt erobern, Dinge ausprobieren, ihren Lebensweg erkunden.

Die Kinder der Zeugen Jehovas dagegen zählen die Tage bis zum nächsten Kongress und aus dem Satz von Jesus „Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder…“ wird „Wenn die Kinder nicht werden, wie die Wachtturmgesellschaft das will...“.

16. Juni 2009
Aus religiösen Gründen: Tochter soll nicht zur Schule/Eltern verlieren vor Gericht

Die 4. Kammer des Göttinger Verwaltungsgerichtes hat mit Urteil vom 10. Juni 2009 eine Klage abgewiesen, mit der die Eltern eines Kindes im schulpflichtigen Alter eine Befreiung von der Schulpflicht für ihre Tochter anstrebten (4 A 113/07).

Die etwa 10-jährige Tochter der Kläger besuchte bisher weder eine öffentliche noch eine private Schule; sie erhielt ausschließlich Privatunterricht. Im Jahre 2007 beantragten die Eltern des Kindes, ihre Tochter von der Schulpflicht zu befreien. Sie begründeten ihren Antrag im Wesentlichen damit, sie wollten ihre Tochter vor Lehrinhalten und Übungen bewahren, die ihrem Religionsverständnis widersprächen.

Mit ihrem Religionsverständnis seien insbesondere die Evolutionslehre, die Herabsetzung der elterlichen Autorität, die Sexualerziehung, alle Arten von Geschichten über Hexen und Zauberei sowie esoterische Übungen nicht vereinbar. Gegen die Ablehnung dieses Antrags durch die beklagte Landesschulbehörde richtete sich die von Eltern des Kindes angestrengte Klage vor dem Verwaltungsgericht Göttingen.

Das Gericht wies die Klage mit Urteil vom 10. Juni 2009 ab. Ein Ausnahmefall, der nach den Bestimmungen des Niedersächsischen Schulgesetzes in den ersten sechs Schuljahrgängen eine Befreiung von der Schulpflicht ermögliche, liege nicht vor. Dem verfassungsrechtlich verbürgten Recht der Eltern, ihre Kinder zu pflegen und zu erziehen, stehe der staatliche Erziehungsauftrag gegenüber. Dieser würde unterlaufen, stünde der Schulbesuch zur freien Verfügung der Eltern. Auch die religiösen Überzeugungen der Kläger begründeten eine Ausnahme nicht.

Unter Bezugnahme auf Entscheidungen des Bundesverfassungs- und Bundesverwaltungsgerichts führte die Kammer aus, das Niedersächsiche Schulgesetz sehe hinsichtlich der Sexualerziehung Regelungen vor, die unter Einbeziehung der Eltern sicherstellten, dass eine Indoktrinierung der Schüler auf diesem Gebiet nicht erfolge. Neutralität und Toleranz blieben gewahrt. Das Neutralitätsgebot gewährleiste zudem, dass neben der Evolutionslehre auch andere Vorstellungen über die Entstehung des Lebens unterrichtet würden. Der bloße Erwerb des Wissens über die Evolutionstheorie beeinträchtigte die Religionsfreiheit nicht. Okkulte oder esoterische Praktiken und Lehrinhalte vermochte das Gericht an niedersächsischen Schulen entgegen den Klägern nicht ansatzweise zu erkennen. Zusammenfassend konstatierte das Gericht, mit dem elterlichen Sorgerecht sei kein Recht auf "Herausnahme" eines Kindes aus der Gesellschaft verbunden.

Gegen die Entscheidung können die Kläger einen Antrag auf Zulassung der Berufung beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg stellen.

12. Juni 2009
Suchen Sie in Hamburg mal eine Familie Papadopulos!

Datum/Uhrzeit Status Beschreibung
31.07.08 15:24 Sendung in Filiale/Agentur eingeliefert Der Kunde hat die Sendung in der Filiale/Agentur eingeliefert.

01.08.08 19:48 Einlieferungs-Paketzentrum Die Sendung wurde im Einlieferungs-Paketzentrum bearbeitet.

01.08.08 23:55 Zustell-Paketzentrum Die Sendung wurde im Zustell-Paketzentrum bearbeitet.

02.08.08 20:00 Zustellung Aus betrieblichen Gründen konnte die Sendung heute leider nicht zugestellt werden. Sie wird am nächstfolgenden Werktag ausgeliefert.

04.08.08 07:26 Zustellbasis Die Sendung wurde in der Zustellbasis bearbeitet.

04.08.08 10:07 Zustellung Die Sendung wurde ausgeliefert.

Das ist laut DHL im Internet der Sendestatus eines Paketes mit Beweismitteln, das ich am 31. Juli 2008 an meine Hamburger Anwältin im Verfahren Zeugen Jehovas gegen Heinz-Peter Tjaden geschickt habe. Inzwischen scheint festzustehen: Das Paket ist verschwunden. Doch ganz sicher ist das nicht.

Die Geschichte vom DHL-Hasen und vom DHL-Igel muss wahr sein, denn bald wird sie nicht nur von mir erzählt: Der Paketversand teilt mir am 14. Mai 2009 schriftlich mit, meine Sendung sei in der Oberbaumbrücke von einer Frau oder einem Herrn Papadopulos entgegengenommen worden. Ersatzansprüche meinerseits müssten deshalb abgelehnt werden.

Diese Mitteilung erstaunt mich, denn Schadenersatzforderungen habe ich noch gar nicht gestellt. Könnte ich nun aber versuchen. Ich erledige das im Internet.

22. Mai 2009: Ein DHL-Mitarbeiter ruft mich an, entschuldigt sich dafür, dass alles so lange gedauert habe und will mir eine Schadensmeldung schicken. Auf jeden Fall solle ich meine Bankverbindung angeben. „Dann wird es noch zwei Wochen dauern“, sagt er. Die Schadensmeldung bekomme ich am nächsten Tag, fülle sie aus und füge eine Liste des Paketinhaltes bei.


11. Juni 2009: Fast drei Wochen sind seit diesem Anruf vergangen. Ich erkundige mich per mail nach den Stand der Dinge.

12. Juni 2009: Die DHL bittet mich schriftlich um „Eine Kopie Ihrer ursprünglichen Rechnung an den Empfänger, oder einen anderen Nachweis über den Wert des Inhalts.“

Da ich das längst erledigt habe, rufe ich die DHL an. Dem Mitarbeiter reicht das Vorliegende aber nicht. Ich soll eine Eidesstattliche Versicherung abgeben und auflisten, seit wann ich welches Beweismittel besitze und wie ich an dieses Beweismittel gekommen bin.
Für einen Teil der Sendung wäre das leicht zu machen, für andere Beweismittel nicht. Oder weiß jemand noch, wo und wann er ein Buch erstanden hat, das in den vergangenen 20 Jahren auch schon in so manchem Umzugskarton gelegen hat?

Außerdem handelt es sich bei dem Paketinhalt weitgehend um interne Schriften der Zeugen Jehovas, deren Wert niemand taxieren kann. Einiges habe ich während des Verfahrens von jemandem aus Süddeutschland bekommen. Der möchte aber anonym bleiben.

Ich beende das Gespräch mit dem DHL-Mitarbeiter mit der Ankündigung: „Ich schreibe einen Artikel.“ Ist hiermit geschehen. Nicht einmal das Paketporto ist mir erstattet worden, auch nicht die Kosten für das Verpackungsmaterial. Service sieht anders aus.

An dieser Stelle noch eine Anmerkung des DHL-Mitarbeiters vom 22. Mai 2009 nach meinem Hinweis, dass nach Angaben einer Mitarbeiterin meiner Anwältin aus Hamburg niemand in der Kanzlei arbeite, der oder die Papadopulos heißt: „Wir werden nachforschen, ob es in dem Haus jemanden mit diesem Namen gibt.“ Ob das geschehen ist, teilt die DHL ebenfalls bis heute nicht mit.

Ich versichere hiermit an Eides Statt: Ich habe am 31. Juli 2008 per DHL ein Paket abgeschickt. Wie hoch man den Wert ansetzt, ist Ermessenssache. Für einen Redakteur, der sich mit dem Thema Sekten beschäftigt, ist er sicherlich höher anzusetzen als für einen Paketversand. In solchen Fällen trifft man sich meistens irgendwo in der Mitte, statt einen Kunden so lange mit Schriftverkehr zu beschäftigen, bis er sich bei nächster Gelegenheit für einen anderen Paketversand entscheidet!

Bleibt noch ein Anruf bei der Auskunft. Bei 11 880 findet die Mitarbeiterin in Hamburg elf Papadopulos, vier ohne Straßennamen. Sie gibt mir zwei Handy- und zwei Festnetznummern. Der erste Handybesitzer wohnt nicht einmal in der Nähe der Kanzlei meiner Anwältin, der zweite sagt: „Das ist ungefähr so, als wenn sie in Deutschland eine Familie Müller suchen.“ Außerdem wohne er inzwischen in Griechenland. Die Hamburger Familie mit der ersten Festnetznummer lebt schon fast in Schleswig-Holstein, unter der zweiten Festnetznummer meldet sich niemand.

Berücksichtigt man alle möglichen Schreibweisen dieses Familiennamens, erzielt man bei www.telefonbuch.de acht Treffer. Einen in der Oberbaumbrücke, in der sich die Kanzlei meiner Anwältin befindet, landet man nicht.

27. Mai 2009
Betr. Zeugen Jehovas und Neuapostolische Kirche: Auch die Bibel lesen bildet!

Zwei Artikel aus meiner Feder sorgen auf www.sajonara.de gerade für Diskussionen. Das ist gut so. So soll es auch sein. In dem einem geht es um die Zeugen Jehovas und eine Stellungnahme der Jungen Union (JU) aus Karlsruhe zu den Bestrebungen dieser Gruppe, in allen Bundesländern Körperschaftsrechte zu bekommen, die mit Privilegien verbunden sind. In dem anderen geht es um die Neuapostolische Kirche, die in Düsseldorf zum ersten Mal einen Europa-Jugendtag veranstaltet hat und Körperschaftsrechte schon seit langer Zeit besitzt.

Nun schreibt jemand, der sich „Philosoph“ nennt, zu dem Artikel über die Zeugen Jehovas: „Schließlich haben alle bislang befassten Gerichte (BVerfG, BVerwG, OVG Berlin etc.) Verstöße der ZJ gegen Recht und Gesetz verneint - die JU Karlsruhe hingegen scheint exklusiv die ´wirklich wahre Wahrheit´ zu kennen.

Schließlich wird von der JU behauptet, die ZJ würden ihren Mitgliedern den Zugang zu kritischer Literatur verwehren. Ich frage mich gerade, wie das im Zeitalter des Internet überhaupt möglich sein soll?“

Für diesen Kommentator gilt irgendwie der Satz von Wolf Biermann, dass man mit der Wahrheit auch lügen kann. Man muss nur genug verschweigen. So verschweigt dieser „Philosoph“, dass die angeführten Gerichte keine systematischen Verstöße der - und das wäre die korrekte Formulierung - Wachtturmgesellschaft gegen deutsches Recht und Gesetz festgestellt haben. Die Betonung lag also auf systematisch. Außerdem ist die Anerkennung in Berlin unter Vorbehalt gestellt worden. Sie kann also jederzeit wieder auf dem Prüfstand landen.

Zudem gibt es interne Schriften der Wachtturmgesellschaft, in denen ausdrücklich steht, dass der „treue und verständige Sklave“ (so nennt sich die Führung dieser Gruppe) das Lesen kritischer Betrachtungen nicht duldet! Erscheint etwas Kritisches, wird das sofort an einen Anwalt dieser Gruppe weiter geleitet, der fast immer juristische Schritte einleitet. So ist es auch mir ergangen. Für den Gerichtserfolg hat dieser Anwalt sogar Fälschungen verwendet. Das habe ich bewiesen. Dass die Wachtturmgesellschaft im Internet-Zeitalter nicht mehr alles und jeden kontrollieren kann, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Zum Artikel über den Europa-Jugendtag gibt es mehr Kommentare als zu dem über die Junge Union und die Zeugen Jehovas, die von Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche ebenfalls nur anonym abgegeben werden. Sie laufen darauf hinaus, dass man bestimmte Würdigungen weder hören noch lesen will. Gelesen werden sie trotzdem. Und schon gilt irgendwie der Dichterspruch: „Mein Spiegel zeigt euch den Schmutz und ihr schimpft auf den Spiegel.“

Das ist für einen Journalisten nichts, worüber er sich wundert. Kann man den Wahrheitsgehalt von Informationen nicht leugnen, muss man sich den Informanten vornehmen. Das haben sie bei mir auf jede erdenkliche Art und Weise versucht. Der lächerlichste Versuch sah so aus: Nach einer Krisensitzung im hohen Norden wurde ausgestreut, ich sei zum dritten Mal verheiratet. Das teilte mir ein Teilnehmer an dieser Sitzung mit, der von Gewissensbissen geplagt wurde. Ich schrieb daraufhin an den Kirchenpräsidenten, man möge bei dem geplanten Vorgehen gegen mich doch bitte auf diese Behauptung verzichten. Schließlich sei inzwischen auch meine dritte Ehe geschieden. Das Gesicht des Lesers meiner Zeilen hätte ich gern gesehen!

Dass mein Privatleben thematisiert werden sollte (ohne mich zu fragen, denn dann hätte ich den Krisensitzungsteilnehmern verklickert, dass ich meine Ehefrauen auch heute noch für die bezauberndsten weiblichen Geschöpfe halte, die ein Mann wie ich kennen lernen kann), wirkte auf mich geradezu lächerlich und irgendwie für ein gewisses Spießbürgertum auch bezeichnend, doch was sonst noch kam, hatte nichts Lächerliches mehr.

So rief mich eines Tages eines weibliches NAK-Mitglied aus Süddeutschland an und fragte mich, ob ich noch bei Verstand sei. Dann zitierte sie aus Schriften, die angeblich von mir stammten und auf dem Postweg nicht nur bei ihr gelandet waren. Ich ermittelte den ersten Empfänger. Es handelte sich um einen Amtsträger der Neuapostolischen Kirche, der in Norddeutschland wohnte. Ich rief ihn an und bat ihn um Zusendung dieser Schriften. Das lehnte er ab und teilte mir außerdem mit, dass er diese Texte bereits an eine Zentrale der Neuapostolischen Kirche weitergeleitet hatte. Also schrieb ich an den Chef dieser Zentrale und bekam zur Antwort, dass man mir diese Schriften, die in meinem Namen verfasst worden waren, aber gar nicht von mir stammten, nicht zur Verfügung stellen werde.

Später erfuhr ich, dass es sich um eine Massensendung gehandelt hatte, die einen Amtsträger der Neuapostolischen Kirche in Nordrhein-Westfalen dazu veranlasst hatte, während einer internen Veranstaltung zu behaupten, jetzt habe man mich entlarvt, während der internationale Chef der Neuapostolischen Kirche in meinen Wohnort eilte und dort verkündete: „Das Wort Kritik steht nirgendwo in der Bibel. Also hat sie bei uns nichts zu suchen.“

Ich besorgte mir daraufhin eine Bibel, fand dort weder das Wort „Mercedes“ (beliebtes Fortbewegungsmittel höherer Amtsträger der Neuapostolischen Kirche) noch das Wort „Spitzengehälter“, auch die Wörter „Luxushotel“ und „Flugzeug“ kamen dort einfach nicht vor. Dann schlug ich noch nach, welche Gaben der Heilige Geist hervorbringt - und schlug die Bibel wieder zu. Ich muss schon sagen: Lesen bildet!

17. Mai 2009
T-Shirts für NAK-Europa-Jugendtag in Düsseldorf

Die Veranstalter rechnen mit 35 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die Neuapostolische Kirche (NAK) lädt vom 21. bis 24. Mai zu einem Europa-Jugendtag nach Düsseldorf ein. Gegründet worden ist diese Glaubensgemeinschaft im Jahre 1896. An der Spitze steht immer ein Mann, der sich „Stammapostel“ nennt. Dieses Amt soll dem Amt entsprechen, dass Petrus angeblich in einer so genannten „Urkirche“ inne gehabt hat.

Auf dem Programm des Europa-Jugendtages stehen Workshops, Vorträge, Musik und Podiumsdiskussionen. Letztere könnten ein wenig spannend werden, denn zurzeit steckt die NAK einen neuen Kurs ab, weiß aber noch nicht, welchen. Auf jeden Fall will man die Sekten-Ecke verlassen - nur die Richtung steht noch nicht fest.

Von Werbung versteht die NAK ebenfalls ein wenig - der Wilhelmshavener Redakteur Heinz-Peter Tjaden aber auch. Er hat sich für diesen Europa-Jugendtag ein paar freche Sprüche einfallen lassen. Einer lautet „Ich bin der Herr, dein Gott. Stammapostel darfst du aber neben mir haben“. Ein anderer: „Prüfet nicht so viel und die NAK behaltet“. Gedruckt werden diese Sprüche auf T-Shirts, die hier angeboten werden

11. Mai 2009
Rette sich wer kann vor Harmagedon!

Ein Riss geht durch viele Familien, Freundschaften zerbrechen und soziale Kontakte werden immer nur in einem Licht betrachtet - das alles interessiert Vater Staat nicht und so beschenkt er auch jene Kinder, die sich vom Gemeinwesen absondern. Wie jetzt die Zeugen Jehovas. Erst in Berlin. Dann in Hessen. Jetzt in Hamburg. Und schon bald in Baden-Württemberg. Ein Bundesland nach dem anderen verleiht dieser Gemeinschaft Körperschaftsrechte. Mit einem Achselzucken. So sei das nun einmal in einem Staat, der sich in religiöse Dinge nicht einmischen will und darf.

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24. April 2009
Guildo Horn hat euch - Hellseherinnen haben mich lieb

„Guildo hat euch lieb“ trällerte Guildo Horn vor elf Jahren ins europäische Schlager-Mikrophon und verdiente damit eine Menge Geld. Ich in diesem Jahr mehr. Das bekomme ich fast schon täglich schriftlich, beigefügt wird von jedem Medium aus dem In- und Ausland ein Talisman. Eine Schweizerin ist für mich sogar nach Lourdes gefahren, um dort den Glückbringer, den sie mir zukommen ließ, segnen zu lassen. Ein anderer Talisman wurde von einer Hellseherin derart magnetisiert, dass seitdem mein Handy nicht mehr funktioniert. Ist von T-mobile. Ich kenne also den wahren Grund für das Schweigen der Simser, das in dieser Woche Schlagzeilen gemacht hat.

Doch so einfach wie kurz nachgedacht funktioniert´s nicht mit dem angekündigten Reichtum. Antworten müsste ich schon und jeweils einen Betrag um die 100 Euro überweisen. Das verstehe ich nicht. Denn jedes Medium gibt mir eine Geld-zurück-Garantie. Wie heute eine gewisse Maria Sarah, die ihre hellseherische Zeit an einem „Brunnen der Geldwünsche“ verbringt. Daraus fischt sie: Wasserperlen. Auf meiner steht: „Sie erhalten am kommenden 15. Mai mehr als 547 000 Euro.„ In ihrem fünfseitigen Brief verrät mir diese Frau aus Zürich auch noch, dass sie vor zehn Tagen einen „wahrsagenden Freund“ an Gevatter Tod verloren hat. Ob das für den nun Toten überraschend kam, teilt mir Maria Sarah allerdings nicht mit, dafür grinst sie mir auf einem grauhaarigen Schwarzweiß-Foto entgegen. Für etwas Buntes hat´s eben nicht gereicht.

Bunt geworden ist es mir mit diesen meist weiblichen Leuten vor Jahren, als ich für mein Buch „Für die Hellseherin wird es dunkel“ recherchierte und niemand auf diesen meinen Vorschlag einging: Bin ich erst reich, zahle ich das verlangte Voraus-Honorar nachträglich sozusagen aus der Portokasse. Sogar persönlich vorbei kommen würde ich: in Lourdes, am „Brunnen der Geldwünsche“ und bei dem Magneten, der mein Handy kaputt gemacht hat.

Ich lach mich kaputt, wenn ich mir vorstelle, dass es Zeitgenossinnen und Zeitgenossen geben muss, die auf solche Ankündigungen hereinfallen. Es muss welche geben, denn woher sonst bekommen diese Medien das Geld für Schreibautomaten, Papier, Briefumschläge und Porto her? Fürs Rückporto reicht es allerdings bislang bei keiner Hellseherin.

Vielleicht deswegen schickt mir beispielsweise Maria Sarah nicht nur ein „feierliches Annahmeformular“ für die über 547 000 Euro, sondern auch eine Verzichtserklärung. Die lautet: „Ich weiß, dass Sie heute die Macht haben, einen unglaublichen Reichtum in mein Leben zu bringen. Doch ich möchte jetzt nicht die 547 345 Euro nutzen! Ich befreie Sie deshalb also von Ihrem Schwur, den Sie Ihrem Freund, dem Wahrsager, gegeben haben.“

Dann sackt sie das Geld wohl selbst ein…

9. April 2009
Alle drei Brüder sind aus der Neuapostolischen Kirche ausgetreten?

"Weiter geht Heinz Peter Tjaden dann auf sein eigentliches Problem ein. Unsere Familie ist neuapostolisch, wir drei Brüder sind aus dieser Gemeinschaft ausgetreten und seine beiden Schwestern sind immer noch neuapostolisch." Auch diesen Satz (von einem meiner Brüder auf www.pressemitteilung.ws veröffentlicht und über meine Seiten www.2sechs3acht4.de aufrufbar) werden inzwischen ehemalige und aktuelle Sektenmitglieder gelesen haben, denn der Beitrag des BASU-Fraktionsvorsitzenden ist in einem Kommentar auf www.readers-edition.de verlinkt worden. Einige werden sich die Hände reiben, andere zusammen zucken.

Aber: Die Behauptung, dass unsere Familie neuapostolisch sei und dass "wir drei Brüder" aus dieser Gemeinschaft ausgetreten sind, ist falsch. Es ist zwar zutreffend, dass auch ich von meinen Eltern Sonntag für Sonntag, Donnerstag für Donnerstag mit in diese Kirche genommen worden bin. Doch schon vor der Konfirmation wollte ich eigentlich das Handtuch werfen. Diese Sekte wurde mir immer suspekter. Man bat mich aber, den Schein zu wahren. Tat ich. Dann ging ich nicht mehr hin. Da meine Eltern nie fanatische Anhänger dieser Gemeinschaft waren, nahmen sie das hin.

Doch die Sekte ließ nicht locker. Sogar noch, als ich in Mainz studierte, wurde ich gegen meinen Willen belästigt. Ich verbat mir das und wurde schließlich zum Austritt aufgefordert. An einem vorlesungsfreien Tag (10. Februar 1974, also in einem Monat, in dem die Meenzer närrisch zu werden pflegen) ging ich zum Standesamt und schilderte mein Problem. Der Beamte sagte mir, dass man aus der Neuapostolischen Kirche gar nicht offiziell austreten könne, weil man ja auch nicht offiziell eintrete. Dennoch machte er sich schlau und hielt mich schon bald für jemanden, der sich nach der Karnevalssitzung im Mainzer Schloss verirrt hatte. "Sie sind doch evangelisch", sagte der Beamte. "Sie sind evangelisch getauft." Das war mir bis dahin verschwiegen worden.

Ich muss sagen: Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nun würde mit Belästigungen wohl endlich Schluss sein. So war es auch. Ich teilte der Zentrale der Neuapostolische Kirche mit, wozu ich aufgefordert worden war und wie das Ergebnis aussah. Ich bin evangelisch! Doch die Belästigungen begannen aufs Neue, als sich der Evangelische Kirchenfunk auf radio ffn mit dem Thema Sekten beschäftigen wollte. Da ich eine entsprechende Erzählung geschrieben hatte, womit ich auch meine üblen Erfahrungen endlich verarbeitet hatte, bat er mich um ein paar Sätze, wenn es ginge, über die Neuapostolische Kirche. Das passt, sagte ich. Es waren drei Sätze, in denen ich darauf hinwies, dass die Neuapostolische Kirche bislang mit jedem Diktator gut zurecht gekommen ist, auch mit Hitler.

Zwei Tage später rief mich dieser Redakteur an und bat um mein Erscheinen im Sender. Er sei nun von Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche genug auf das Wüsteste beschimpft worden. Ich solle mir das doch einmal anhören. Machte ich. Hinter meinem Rücken übten bereits Amtsträger der Neuapostolischen Kirche Druck auf meine Verlegerin aus. Sie sollte mich entlassen.

Das weckte nicht nur das Interesse meines evangelischen Kollegen, sondern auch meins. Ich begann mit der Recherche, denn für dieses Vorgehen gegen mich musste es Gründe geben. Gab es. Zuhauf. In der Geschichte dieser Glaubensgemeinschaft gibt es derart viele dunkle Kapitel, dass für eine Schilderung wahrscheinlich auch eine Bücherei in einem Hochhaus nicht ausreichen würde, um alle möglichen Bücher darüber zu lagern.

Nach dem Erscheinen des ersten Buches erreichten mich unzählige Hilferufe, einmal bin ich sofort los gefahren, um einen Selbstmord zu verhindern. Es gelang mir. Menschen weinten am Telefon, sagten, dass sie mit der Angst, die ihnen eingeimpft worden war, nicht fertig werden. Über 2000 Menschen habe ich inzwischen beraten. Kostenlos.

2004 kehrte ich von Hannover nach Wilhelmshaven zurück und besuchte fast täglich meine Eltern. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit - und mein Hund freut sich über jeden Auslauf. Meine Mutter wird auch häufig von einem älteren Mitglied der Neuapostolischen Kirche besucht. Wir haben schon gemeinsam im Garten meiner Eltern, nach dem Tod meines Vaters im Dezember 2008, im Garten meiner Mutter angepackt, geplaudert und Tee getrunken. Eins allerdings kann er nicht lassen: Jedes Mal lädt er mich in die Neuapostolische Kirche ein. Denn auch er hat nicht gewusst, dass ich evangelisch bin. Eines Tages wies ich ihn ganz freundlich darauf hin und sagte, dass ich keinen Grund sehen würde, meine Taufe in einer evangelischen Kirche irgendwie rückgängig zu machen.

Das sagte ich im Beisein meiner Mutter, es war sonst niemand da. Aber die Nachricht verbreitete sich in Windeseile. Peter sagt: Er ist evangelisch. Einer meiner Neffen kam geradezu angeflogen und fragte ganz aufgeregt: "Stimmt das? Du bist evangelisch?" Das fand er dermaßen toll - ich übrigens auch. Ich konnte es in seinem Gesicht ablesen: Die von ihm in anderen Gesprächen geschilderte Abneigung gegen Besuche der Neuapostolischen Kirche war noch größer geworden. Ich riet ihm, wie ich seinerzeit einfach erst einmal durchzuhalten. Sonst gebe es nur eins: Stress.

So ist es gekommen...Und ich verstehe schon, dass es für Teile der Familie nun nur noch einen Ausweg gibt: mich unglaubwürdig zu machen. Jetzt sogar öffentlich in einem Beitrag, in dem nicht viel mehr stimmt als mein Name.

4. April 2009
Ein NAK-Chor singt in einem Konzentrationslager

Beim Stöbern im Internet stößt man immer wieder auf Meldungen, die einen einigermaßen Informierten ins Grübeln bringen. Beispiel: Da meldet jüngst die Zeitschrift der Neuapostolischen Kirche (NAK) „Unsere Familie“, ein Chor dieser Glaubensgemeinschaft habe zur Vorbereitung eines „Entschlafenengottesdienstes“ in einem Konzentrationslager gesungen. Solche Meldungen gibt es seit einiger Zeit online, denn auch diese Zeitschrift hat inzwischen einen Internet-Auftritt.

Doch: Was ist eigentlich ein „Entschlafenengottesdienst“ der NAK? Kurze Erklärung: Diese Glaubensgemeinschaft nimmt auch Tote in ihre Reihen auf. Dafür gibt es laut NAK-Lehre Ämter im Jenseits. Über den Erfolg einer solchen Arbeit kann natürlich niemand etwas sagen, weil sie gar nicht möglich ist. Wäre sie jedoch möglich, müsste man sich zwangsläufig fragen, ob die Angehörigen der angeblich missionierten Toten informiert werden. Geht auch nicht. Denn in der NAK kann niemand sagen, wie die Toten heißen, die angeblich im Jenseits Mitglieder der Glaubensgemeinschaft geworden sind.

Nun singt der Chor aber in einem Konzentrationslager. In solchen Lagern sind Millionen Juden ermordet worden. Folgt man dem NAK-Glaubenspfad, können auch diese Ermordeten neuapostolisch werden. Will man da etwa nachholen, was zu Lebzeiten dieser Juden schier unmöglich gewesen ist? Denn: Zu Zeiten des Hitlerfaschismus konnten Regimegegner nicht NAK-Mitglied werden. Es gab die strikte Anweisung: Bestehen bei jemandem, der dieser Glaubensgemeinschaft angehören möchte, auch nur leise Zweifel an seiner politischen Linientreue, ist die Einwilligung der Faschisten erforderlich.

Würden sich die Toten noch darum kümmern, was auf Erden geschieht, könnte es also durchaus vorkommen, dass sich eine empörte Stimme aus dem Jenseits meldet - wenn ein NAK-Chor an einer Stätte singt, an der jemand ermordet werden konnte, weil auch diese Glaubensgemeinschaft Hitler-Kurs gesteuert hat.

Solche Überlegungen führen zu einem einzigen Schluss: Auch die NAK-“Entschlafenengottesdienste“ sind Irrlehre. Und: Bis heute ist das Thema, welche Rolle die Neuapostolische Kirche zwischen 1933 und 1945 gespielt hat, von dieser Glaubensgemeinschaft tabuisiert worden.

19. März 2009
Der Papst in Afrika: Wir sind kein Kondom!

Ledig - fast 82 - Papst - und auch noch katholisch: Kein Zweifel, eine höchst explosive Mischung, wenn im Gewande ein Deutscher steckt. Kaum sind die Pius-Wellen ein wenig geglättet, sorgt Kardinal Ratzinger für die nächste Wut-Welle. Nicht jenseits von, sondern in Afrika schürzt er die Lippen zu Warnungen vor Kondomen.

Eigentlich drängt sich da die Frage auf, ob die Vatikan-Bank in der Finanzkrise besonders gelitten hat, weil sie sich in der virtuellen Welt der Gummiindustrie herumtrieb - aber lassen wir das. Was dieser Kardinal sagt, ergibt schon seit einiger Zeit keinen Sinn mehr. Er selbst führt das neuerdings darauf zurück, dass man ihn falsch informiert. Und fürwahr: Wenn es um Sex geht, gibt es in seiner unmittelbaren Nähe keine Experten.

Dort gilt: No sex, no fun, no doubt. Merke: Schon Jesus hat gewusst, dass nicht wichtig ist, was in den Mund hineingeht, sondern was aus dem Mund herauskommt. Wieder einmal ist es Wasser auf die Mühlen rechter religiöser Kreise, die vielerorts zur wachsenden politischen Gefahr werden.

No democracy und no holy ghost. Wenn sich Sean Connery nicht aus dem Filmgeschäft zurück gezogen hätte, würde der möglicherweise gern die Hauptrolle in einem neuen Film übernehmen. Titel: „James Bond jagt Dr. No - Teil II“. Aber auch so manche Ursula tut inzwischen etwas anderes. Bleibt ein Trost: Niemand muss katholisch werden oder bleiben.

Rückblende: Vor seiner ersten Afrika-Reise hat Kardinal Ratzinger gesagt: „"Ich denke an die Opfer von Hunger, Krankheit, Unrecht, Bürgerkrieg und jede Form der Gewalt, die sich unglücklicherweise fortsetzt.“ Das war wohl als Drohung gemeint. Oder um mit „Bild“ zu titeln: „Wir sind kein Kondom!“

8. März 2009
Versteht NAK-Chef die Bibel nicht?

„Wie verstehen wir die Heilige Schrift?“ ist die Frage, die der internationale Chef der Neuapostolischen Kirche (NAK) am 5. März 2009 in der Zeitschrift „Unsere Familie“ in den Raum stellt. Anders als viele seiner Vorgänger äußert er sich nicht negativ über die Evolutionstheorie, die Bedeutung der Johannes-Offenbarung, die über Jahrzehnte Quelle zentraler Aussagen dieser Glaubensgemeinschaft gewesen ist, spielt er herunter. Und rüttelt damit an einem weiteren Pfeiler.

Außerdem: Manche Geschichten aus dem Alten Testament versteht der 61-Jährige offenbar gar nicht. Denn: Die meisten von ihnen sind für ihn „sicher symbolisch oder metaphorisch zu verstehen“. Völlig unvorstellbar ist für Wilhelm Leber, dass „Gott mit dem Teufel eine Konferenz abhält“.

So steht es allerdings im Buch Hiob. Dieser Hiob, ein wohlhabender und gottesfürchtiger Bauer, wird Thema einer Engelsversammlung. Gott und Satan schließen eine Wette. Satan darf diesem Bauern alles nehmen, sogar schwer krank machen darf er ihn schließlich. Hiobs Glaube gerät deshalb zwar ins Wanken, aber dann bleibt er Gott doch treu. Satan hat die Wette verloren. Hiob wird von Gott reich belohnt.

Der Bericht über die Engelsversammlung wird so eingeleitet: „„....da kamen die Gottessöhne, um vor den Herrn hinzutreten, unter ihnen kam auch der Satan.“ (Hiob, 1,6). Bedeutet: Satan gehört zu den Gottessöhnen. Das entspricht der jüdischen Vorstellungswelt, in der es eine Spaltung von Gut und Böse nicht gibt. Die gibt es allerdings in der Vorstellungswelt der Neuapostolischen Kirche. Deshalb versteht Wilhelm Leber diese Geschichte wohl auch nicht.

Davon inspiriert worden ist jedoch wohl Goethe („Faust“) und möglicherweise sogar Chris de Burg („Spanish Train“). Das Ergebnis: Meisterwerke der Literatur und der Musik…

Über Wilhelm Lebers Beitrag vom 5. März 2009 kann man das nicht behaupten.

7. März 2009
Drei Fragen an die Generation Benedikt

Nathanael Liminski gehört zur „Generation Benedikt“. Dieses Netzwerk junger Leute ist 2005 beim Weltjugendtag der katholischen Kirche in Köln entstanden. Heinz-Peter Tjaden stellte einem Netzwerkmitglied drei Fragen zu aktuellen Themen, die auch in der katholischen Kirche für Zündstoff sorgen.

Halten auch Sie Harry Potter für Satanismus?
Nathanael Liminski: Ich halte Harry Potter nicht für Satanismus. Meine kleinen Geschwister und mein Schwager haben es im Gegenteil mit Gewinn gelesen.

Ich bin kein ehemaliges Heimkind, beschäftige mich nur als Redakteur damit: Warum eiert die Caritas bei der Entschädigungsfrage immer noch so herum?
Nathanael Liminski: Ich weiß nicht, weshalb die Caritas sich bei der Entschädigungsfrage so zurückhaltend verhält.

Entschuldigt sich Ihre Kirche immer erst, wenn die meisten schon tot sind, ergo: Wie erklären Sie sich das weitgehende Versagen Ihrer Kirche, wenn es wirklich brennt und es nicht nur darum geht, dass der Papst einen diplomatischen Fehler gemacht hat?
Nathanael Liminski: Die Kirche hat vieles dafür getan, dass unsere heutige Gesellschaft so zivilisiert und menschlich ist, wie viele Humanisten immer wieder betonen. Für die Fehler, die in einer menschlichen Organisation unumgänglich sind, hat sich Papst Johannes Paul II. 2000 in Jerusalem entschuldigt. Ich kenne keine andere Weltreligion, die das getan hat. Vielleicht schreiben Sie deren Vertreter auch eine Mail.

2. März 2009
Berliner Formaljuristen sorgen für Scientology-Teilerfolg

Formaljuristen sind wohl dieser Auffassung: Das deutsche Grundgesetz ist eine Aneinanderreihung von Buchstaben, die aus unerfindlichen Gründen nicht nur Wörter, sondern auch einen Sinn ergeben, der von einem Geist erfüllt ist: Der Schutz des Einzelnen vor jeder Willkür, die Achtung des Lebens als höchstes Gut, körperliche und geistige Unversehrtheit eingeschlossen.

Deshalb beeilen sie sich sogar bei Eilanträgen der Scientology Church in Berlin. Heute hat das dortige Verwaltungsgericht entschieden: „Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin muss ein vor der Zentrale der ´Scientology Kirche e.V.´ befindliches Warnplakat vorerst entfernen, weil damit in unzulässiger Weise in das Recht der Gruppierung auf freie Ausübung ihrer Weltanschauung nach Art. 4 Abs. 1 GG eingegriffen wird.“

So steht es in einer Pressemitteilung, die auf den Seiten des Berliner Verwaltungsgerichtes veröffentlicht worden ist. Im weiteren Verlauf dieser formaljuristischen Verlautbarung wird das Wort Kirchengebäude zwar in Anführungszeichen gesetzt, aber das Plakat muss wieder weg, das laut Pressemitteilung so ausgesehen hat: „Unter einem Stopp-Schild und der Überschrift ´Die BVV zu den Aktivitäten von Scientology im Bezirk´ war der Text eines Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung vom 24. Januar 2007 abgedruckt. Ferner enthielt das Plakat einen Hinweis auf die bei der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung angesiedelte Leitstelle für Fragen zu Sekten sowie auf das Bürgertelefon der Berliner Polizei, an das man sich beim Verdacht einer Straftat wenden könne.“

Spannend wäre eine ausführliche Antwort auf diese Frage: Wie definiert das Berliner Verwaltungsgericht „Weltanschauung“? Statt dessen weisen die Richter darauf hin, dass es andere Möglichkeiten gebe, die Bürgerinnen und Bürger vor „unzulässigen Werbeversuchen“ zu schützen. Ergo: Solch ein Plakat stellt nicht nur einen Eingriff in die Rechte der Scientology Church dar, es ist auch noch überflüssig.

Letzteres gilt auch für den von L. Ron Hubbard gegründeten Psychoverein. Doch das darf in einem Land der Formaljuristen eben nicht jeder plakatieren. Aber wie das so ist in einem Rechts(mittel)staat: Gegen die Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichtes kann Beschwerde eingelegt werden.

14. Februar 2009
Erst Hippies mit Gratful Dead - dann Männer in schwarzen Anzügen

In den 1960er-Jahren ist ein bunter Bus durch die USA gefahren, an das Publikum wurde LSD verteilt, die Band „Grateful Dead“ begleitete die Hippies auf ihrem Trip in die Bewusstseinserweiterung. Erst viel später wurden die Leichen gezählt, weil nun niemand mehr bestreiten konnte, dass man auch dann nicht fliegen kann, wenn man es sich im Rausch einbildet.

40 Jahre später erscheint in einer deutschen Zeitschrift dieser Satz: „(Ich hatte) das Empfinden, dass wir im Himmel sind. Nicht hier auf Erden.“ So überwinde man das eigene Ich. Dieses Ziel müsse erreicht werden. Also wieder: Bewusstseinserweiterung?

Allerdings ist der Mann, der das im April 2005 in Buenos Aires gesagt hat, nicht mit einem bunten Bus gekommen, eine Band brachte er auch nicht mit, LSD hatte er auch nicht dabei. Dieser Mann hat in der Neuapostolischen Kirche (NAK) das zweithöchste Amt inne, kommt aus Spanien (zitiert nach „Unsere Familie - Die Zeitschrift der Neuapostolischen Kirche“, 5. Juni 2005) und trägt einen schwarzen Anzug.

Was dieser Amtsträger an jenem Tag propagiert hat, kann man durchaus als Versuch bezeichnen, Persönlichkeiten zu zerstören. Denn was ist denn wichtiger als das eigene Ich, wenn man sich in dieser Welt einen Platz erobern und gerade durch das Leben gehen will?

Für einige Menschen, die sich derartiges anhören und versuchen, sich danach zu richten, sind die Folgen verheerend: Irgendwann finden sie sich allein nicht mehr zurecht, sie müssen sich an den NAK-Strohhalm klammern und hoffen, dass sie tatsächlich irgendwann in einer besseren Welt, also im Himmel ankommen.

Bis dahin allerdings dürfen diese NAK-Mitglieder nicht einmal über ihr Einkommen frei verfügen. Das ist ihnen am 7. Mai 2006 in Dieburg wieder einmal von einem Mann beigebracht worden, der in der Neuapostolischen Kirche das höchste Amt inne hat. Er sagte: „Den Herrn an die erste Stelle stellen, auch im Opfer, das bringt Segen, das bringt Gewinn.“ („Unsere Familie“, 20. Juni 2006) Mit Opfer sind gemeint: Spenden für die NAK.

Was folgt: „Und bist du nicht willig…“ Wie in dieser Geschichte, die in einer Familie spielt, in der nicht alle NAK-Mitglieder sind. Einer der Onkel gehört einer Amtskirche an. Doch die Mutter des Neffen hat so große Probleme mit ihrem Sohn, dass sie trotzdem ihren Bruder um Hilfe bitte. Das macht er gern. Der Neffe genießt auch eins: Wenn er bei seinem Onkel ist, führen auch Radtouren an jeder Kirche vorbei.

Eines Abends sitzt dieser Neffe neben seinem Onkel auf dem Sofa und sagt völlig unvermittelt: „In unserer Kirche fühle ich mich wie in einem muffigen Keller. Auch mein Freund glaubt nicht, was die sagen.“ Er berichtet von weiteren Gesprächen, die er mit Altersgenossen aus der NAK führt. Sein Onkel antwortet: „Wenn ich das deiner Mutter erzähle, gibt es doch nur Stress.“ Der Neffe nickt.

Irgendwie durchgesickert ist das aber doch. Fortan sieht der Onkel seinen Neffen nicht mehr. „Ich habe zu viel zu tun“, sagt der Kleine bei einem Handy-Anruf. Außerdem werde in der Familie schon geredet - und zwar über den Onkel. Dieses Gerede nimmt eines Tages überhand, dass sich der Onkel an seine Schwester wendet und sich weitere Verleumdungen verbittet.

Da hat dieser Onkel von seinem Neffen diese SMS bekommen: „Ich will dich nicht verlieren…“

Gäbe es doch in dieser Welt mehr bunte Busse. Allerdings: ohne LSD und so ein Zeug…

11. Februar 2009
Neuapostolische Kirche: Wenn sich ein Funktionär entschuldigt...

„Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer.“ Das sagt am 1. Januar 2009 jemand, der immer noch den Eindruck erweckt, er gehöre zu den wenigen, die im Namen Gottes sprechen. Veröffentlicht worden ist dieser Satz Ende Januar 2009 von einem Mitglied der Neuapostolischen Kirche aus Gotha, der ausdrücklich darauf hinweist, dass es sich bei seinem Internetauftritt nicht um einen offiziellen handelt.

Wieder einmal geht es angeblich um die Vergangenheit dieser Glaubensgemeinschaft, auf die besagter Redner „mal unseren Blick ein wenig“ richten will. Die nächsten Sätze lauten: „Es hat dort Zeiten gegeben, da sind Menschen von uns gegangen, Schwestern und Brüder. Ich sage es ganz klar, aber ohne Vorwurf, auch aufgrund von Fehlverhalten leitender Amtsträger.“

Wilfried Klingler heißt dieser Redner und hat das zweithöchste Amt in der Neuapostolischen Kirche inne. Seit dem 21. Juni 2002 ist er für Thüringen und Sachsen zuständig. Außerdem unterstehen ihm die Bezirke Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Der 59-Jährige stammt aus Hannover. Dort sind wir uns einmal über den Weg gelaufen. Ich als Autor, er hat als Funktionär dieser Glaubensgemeinschaft.

Dieser Begegnung ging ein Interview mit dem Evangelischen Kirchenfunk voraus, das an einem Novembersonntag des Jahres 1988 ausgestrahlt wurde. Der Redakteur hielt mich für einen Experten, weil ich zwar evangelisch getauft worden bin, aber als Kind einer neuapostolischen Familie die Gottesdienste dieser Glaubensgemeinschaft besuchen musste. Nach Ausstrahlung der Sendung wurden mein Kollege und ich von Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche wüst beschimpft, außerdem hatten wir schnell einen Strafantrag am Hals. Die Staatsanwaltschaft in Hannover kam jedoch schnell zu dem Ergebnis, dass an meinen Aussagen nichts auszusetzen war.

Damit endete die Kampagne aber nicht, denn ich hatte wegen dieser Vorkommnisse geschichtliches Interesse an dieser Glaubensgemeinschaft entwickelt, die nach dem Interview sogar versuchte, bei der evangelischen Kirche Druck auf den Redakteur des Evangelischen Kirchenfunkes auszuüben. Darüber informierte uns der Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Kirche und beruhigte uns: „Wir haben denen gesagt, dass wir niemals Einfluss nehmen werden auf Sendungen des Evangelischen Kirchenfunks.“

Bei meinen Recherchen erfuhr ich, wie eng die Neuapostolische Kirche mit dem Kaiserreich, mit den Nationalsozialisten und mit der SED-Diktatur zusammengearbeitet hatte. Nun wurden sie noch wütender. Meine Versuche, die Führung der Neuapostolischen Kirche einzuschalten, damit man mich endlich in Ruhe ließ, scheiterten. Wenn ich eine Antwort bekam, fiel sie spöttisch aus. Heute ist man dazu übergegangen, Fragen meinerseits gar nicht mehr zu beantworten. Den materiellen Schaden, der ganz nebenbei angerichtet wurde, erstatteten sie mir auch nicht.

Inzwischen ist Wilfried Klingler dazu übergegangen und preist seine Glaubensgemeinschaft als „offene Gemeinde“ an. Das tat er auch Neujahr 2009 und doch fiel ihm zur Vergangenheit der Neuapostolischen Kirche nur ein: „Wo man Äußerlichkeiten zum Dogma erhoben hat, wo man praktisch dem Einen oder Anderen den Weg gewiesen hat.“ Das ist schon wieder Hohn und Spott, denn meistens ist es nicht um Äußerlichkeiten gegangen, sondern ums Eingemachte. Interne Machtkämpfe wurden mit einer derartigen Brutalität geführt, dass Einige nicht mehr ein noch aus wussten. Ein paar krochen sogar zu den jeweiligen Chefs der Neuapostolischen Kirche und flehten um Gnade.

Zu Zeiten des Hitlerfaschismus haben sie von allen, die auch nur im Verdacht standen, nicht mit Hitler und seiner Verbrecherregierung einverstanden zu sein, Bescheinigungen verlangt, dass die Nationalsozialisten gegen eine Mitgliedschaft in der Neuapostolischen Kirche nichts einzuwenden hatten. Juden mussten gleich draußen bleiben. Dafür hat sich diese Glaubensgemeinschaft bis heute nicht offiziell entschuldigt. Ein Funktionär der Neuapostolischen Kirche schrieb mir sogar vor Jahren, dass er die damalige Führung immer noch dafür bewundere, wie unbeschadet sie die Glaubensgemeinschaft durch die damaligen schrecklichen Jahre gebracht hätte.

Weiß man das, wundert man sich auch nicht über diese Anmerkung von Wilfried Klingler vom 1. Januar 2009: „…ich stehe mit Bewunderung vor denen, die trotz innerer Zwänge geblieben sind.“ Diesen Zwang gibt es allerdings heute noch - und die Zahl derjenigen, die ihren Hut nehmen und sich endlich solche Reden nicht mehr anhören möchten, wächst.

Womit wir bei des Pudels Kern wären: Die Führungsspitze der Neuapostolischen Kirche weiß einfach nicht mehr, was sie tun soll, um diesen Aderlass zu stoppen. Der führt nämlich auch zu finanziellen Problemen. Erstens verdienen die Funktionäre dieser Glaubensgemeinschaft sehr gut, zweitens kann sie sich Gebäude, die meistens fast leer stehen, nicht mehr leisten.

6. Februar 2009
Zeugen Jehovas sollen Logo weghämmern

Hämmern vor dem Ende dieser Welt und dem unmittelbar bevorstehenden Beginn des Paradieses, in dem die Zeugen Jehovas neben Löwen lagernd leben werden, ohne dass ein Arzt kommen muss: Weg mit den stilisierten Wachttürmen als Erkennungszeichen der Glaubensgemeinschaft, wo immer sie auch auftauchen. Das fordert die Sektenzentrale in der internen Schrift „Königreichsdienst“ für alle Versammlungsstätten dieser Organisation und für alle Privatpersonen gleich mit, falls diese den stilisierten Wachtturm auf ihren Briefbögen verwenden.

Das klingt erst einmal wie ein Witz und im Internet rätseln schon einige über den tieferen Sinn dieser Anordnung, die auf April 2009 datiert, aber jetzt schon verbreitet wird. Dazu muss man allerdings wissen: Gefordert wird das von der Wachtturmgesellschaft. Das ist sozusagen die Druckerei und Schaltzentrale der Glaubensgemeinschaft, die sich Zeugen Jehovas nennt.

In der Begründung findet sich zwar kein stichhaltiges Argument dafür, warum das Erkennungszeichen verschwinden soll, zumal auch noch geraten wird, stilisierte Wachttürme, die schnell zu entfernen sind, auch schnell zu entfernen, während etwas zähere Logos länger an Gebäuden der Zeugen Jehovas prangen dürfen.

Was die Wachtturmgesellschaft denjenigen Männern und Frauen sagen will, die viel Zeit in diesen Häusern verbringen, wenn sie bei weiterer Benutzung des stilisierten Wachtturms von möglicher Verwirrung hinsichtlich der rechtlichen Verbindung zu Rechtskörperschaften der Organisation schreibt, versteht wahrscheinlich nicht einmal ein Fachchinese.

Fragen werden die Anhängerinnen und Anhänger dieser Glaubensgemeinschaft aber nicht lange. Sie werden tun, was die Wachtturmgesellschaft anordnet. Und die Logos weghämmern…

Obwohl: Sie sollten hellhörig werden und sich ihre eigene Lehre einmal anschauen. Demnach kommen nur 144 000 in den Himmel, wenn Jesus erst mit seinem Heer auf dieser Erde ein Blutbad angerichtet hat. Wer will da schon anschließend alles wieder sauber machen? Wenn dann allerdings auch noch nur noch an jedem Gebäude der Chefs vom Ganzen der stilisierte Wachtturm hängt oder irgendwie anders befestigt ist, geht Jesus nach dem Gemetzel doch erst einmal dorthin und nimmt die dort Anwesenden mit. Das ist doch wohl logo - oder? Der Rest hat dann das irdische Nachsehen und muss sehen, wie er das Blut wieder wegbekommt…

Eine weitere Möglichkeit, warum der stilisierte Wachtturm verschwinden soll, könnte sein: Wir kennen das doch alle. Kaum stehen die Zeugen Jehovas mit den neuesten Ausgaben ihrer Zeitschriften in der Fußgängerpassage, werden ihnen diese auch schon aus den Händen gerissen. Manche warten schon frühmorgens auf das Erscheinen dieser Zeitschriftenverteiler - und wenn sie trotzdem keine Ausgabe ergattern können? Dann erinnern sie sich vielleicht an die Gebäude mit dem Wachtturm-Logo und stürmen diese auf der Suche nach den reich bebilderten Magazinen, während die dort Anwesenden gerade den jüngsten „Wachtturm“ auswendig lernen wollen, in dem so kluge Fragen gestellt werden, wie eine auch lauten könnte: „Ein Flugzeug fällt auf Ihr Haus, wäre es da nicht besser, sie würden mit uns in einem anderen Stadtteil von Haus zu Haus gehen?“

Bleiben noch die Briefbögen der Zeugen Jehovas. Warum soll das Logo auch dort nicht mehr verwendet werden? Ein Erklärungsversuch: Stellen Sie sich doch einmal vor, Sie haben einen Neffen, der ihnen schriftlich mit stilisiertem Wachtturm mitteilt: „Ich habe uns einen Kuchen besorgt und komme am Samstag vorbei. Sonst ist er nicht mehr frisch und schmeckt nicht mehr.“ Dann würden Sie doch meinen, es handele sich um eine verschlüsselte Botschaft. „Kuchen“ würden Sie sogleich mit Erde übersetzen, „nicht mehr frisch“ mit „das Ende ist nahe“ und „Samstag“ wäre für Sie der Tag dieses Endes. Aus der Tatsache, dass Ihr Neffe dennoch vorbeikommt, müssten Sie mit Entsetzen schließen: Er ist nicht bei den Zeugen Jehovas, wenn das Paradies beginnt, er ist bei mir und der Vernichtung geweiht.

Das muss doch nun wirklich vermieden werden! Möglich ist aber auch immer noch: Es handelt sich um einen April-Scherz.

5. Februar 2009
Neuapostolische Kirche: Blinde Flecken bei allen streng Gläubigen

„Gegen die blinden Flecken seiner eigenen Familiengeschichte im stark religiös geprägten Milieu der Neuapostolischen Kirche zieht der Münchner HFF-Student Jens Junker mit ´Alias´ zu Felde. Mit 21 Jahren erfährt der Filmemacher, dass er wahrscheinlich nicht bei seinem leiblichen Vater aufgewachsen ist. Er begibt sich nicht nur auf die Suche nach seinem Erzeuger, sondern auch nach den Rissen in der kleinbürgerlichen Familienstruktur, die durch den verdrängten Ehebruch entstanden sind. Ein ungemein persönlicher, aufrichtiger und berührender Film fernab aller Nabelschau. Der hartgesottene Filmkritiker gesteht an dieser Stelle gern, Rotz und Wasser geheult zu haben“, heißt es im Berliner „Tagesspiegel“ vom 3. Februar 2009.

Blinde Flecken in der eigenen Familiengeschichte? Gehören die etwa zu den Biographien von Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche (NAK), die um 1896 entstanden und inzwischen wieder einmal in einer schweren Krise gelandet ist? Die Antwort für streng gläubige NAK-Mitglieder kann nur lauten: ja! Die weniger streng Gläubigen dagegen würden sicherlich nicht einmal stutzig werden, wenn die neuapostolische Lehre unvermittelt auf die evangelische oder katholische Lehre umgestellt werden würde. Für die ist nur wichtig: Die obersten Chefs müssen sich Apostel nennen. Die sind nach NAK-Auffassung erforderlich für eine Kirche.

Wirklich schwer haben es nur die streng Gläubigen. Sie müssen ausblenden und verdrängen, sie müssen vergessen und weghören. Beispielsweise bei Familienfeiern. Wenn dort ein ehemaliger NAK-Priester im Kreise älterer Leute sitzt und bei Diskussionen über die aktuelle Fußball-Weltmeisterschaft unvermittelt diese Bemerkung fallen lässt: „Das Endspiel von Bern habe ich schon im Fernsehen gesehen.“

Dieses Spiel hat bekanntlich 1954 stattgefunden. Damals wurde die NAK nicht nur von einem weit über 80-Jährigen geleitet, der verkündete auch noch, er werde nicht sterben. Streng verboten - weil Teufelszeug - waren seinerzeit fast überall Kino, Theater, Rummelplatzbesuche - und Fernsehen. Jener ehemalige Priester hat das seinerzeit immer wieder gepredigt, er saß dabei, wenn den Gemeindemitgliedern diese Verbote geradezu eingehämmert wurden. Und hielt sich offenbar selbst nicht daran.

Der heutige Chef der NAK hat einen Doktortitel. Als Kind hörte er diese Verbote und wird mitbekommen haben, dass Kinder, die den Wunsch äußerten, Abitur zu machen, als Zweifler gebrandmarkt wurden. Denn was wollte jemand noch mit einer höheren Bildung, wenn der Chef der NAK schon so alt war? Dann konnte es bis zum Weltuntergang doch nun wirklich nicht mehr weit sein. Der heutige Chef der NAK scheint davon nicht so ganz überzeugt gewesen zu sein. Er hat eine Lücke im Glaubensgebäude genutzt: Ausdrücklich verboten war eine höhere Schulbildung nicht.

Drittes Beispiel: In unzähligen Predigten haben Chefs der NAK davor gewarnt, materielle Reichtümer zu sammeln. Bei Betrachtung ihrer Kontoauszüge müssen sie über diese Warnungen ein wenig geschmunzelt haben. Einige von ihnen verdienten als leitende Angestellte der NAK sechsstellige Summen im Jahr. Das sind streng gehütete Geheimnisse in dieser Glaubensgemeinschaft. Aber in welchen Fahrzeugen sie anreisen, sehen eigentlich viele. Gedanken darüber machen darf sich kein NAK-Mitglied.

2. Februar 2009
Eine Frau muss Kardinal Ratzinger ablösen

Hat auch bei Ihnen gestern Abend der Teufel auf der Sofalehne gehockt? Roch es in Ihrer sonst so guten Stube ein wenig nach Schwefel, als Harry Potter zu Beginn des dritten Schuljahrs die schlechte Nachricht bekam, dass Sirius Black aus dem Gefängnis ausgebrochen ist?

Dann haben Sie die Warnungen eines Mitarbeiters von Kardinal Ratzinger in den magischen Wind geschlagen. Der stuft die fantastischen Geschichten von Joanne K. Rowling als „satanisch“ ein. Ob Sie den gestrigen Fernsehabend wieder gut machen können, sobald der Papst das nächste Mal seinen von allen Sünden befreienden Segen erteilt, ist noch eine offene katholische Frage.

Gehören Sie etwa auch zu den Zeitgenossen, die spätestens im Geschichtsunterricht gelernt haben, dass Hitler und seine Verbrecherbande mehrere Million Juden vergast haben?

Dann haben Sie die Erkenntnisse eines zweiten Mitarbeiters von Kardinal Ratzinger noch nicht begriffen. Der weiß, wie man Menschen umbringt. So jedenfalls nicht: mit zu niedrigen Schornsteinen und undichten Türen.

Kardinal Ratzinger behauptet übrigens, er sei inzwischen Papst Benedikt XVI. geworden. Das kann nur ein Irrtum sein. Schon vor Jahrzehnten hat der hannoversche Kabarettist Dietrich Kittner davor gewarnt, dass Günter Wallraff sich eines Tages als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche verkleiden könnte, um so an das Tageslicht zu bringen, was hinter den Mauern des Vatikans so alles möglich ist.

Wären die katholische Kirche und die Zeugen Jehovas politische Parteien, stünde längst die Frage im Raum, ob die obersten Katholiken die Wachtturmgesellschaft rechts überholen wollen. Das auf jeden Fall könnte auch in jedem „Wachtturm“ stehen: Die Zerstörung von Abtreibungskliniken bei einem Hurrikan ist ein „göttliches Zeichen“. Auch das hat der katholische Harry-Potter-Gegner behauptet.

Als Ausweg bleibt vielleicht: Eine Frau wird Päpstin und leitet die katholische Kirche mit weiblicher Klugheit. Die Kleider, die Kardinal Ratzinger zurzeit trägt, werden ihr schon passen. Zu groß können sie ja nicht mehr sein…

26. Januar 2009
Scientology: Will Bezirksamt intergalaktischen Krieg verlieren?

Das ist doch so clear wie die Dianetik-Brühe, die Preclears in der Sauna aus den Poren fließt, wenn sie alle Schlechtigkeiten ausschwitzen, die sie mit wieder trockener Haut nicht mehr von der Organisation des L. Ron Hubbard trennen: Wenn jemand - wie jetzt in Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf geschehen - in Thetan-Sichtweite auf einem Plakat vor Scientology warnt, gefällt das den Clears nicht, die auf die Deutschlandzentrale dieser Brücke-zur-Freiheit-Firma zustreben.

Falls nun die Rechtsanwälte von Scientology - wie einer Sprecherin zufolge angeblich auch geschehen - die Plakatkleber des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf auffordern, diesen „Ausdruck von Willkür und Menschenrechtsverletzung“ unverzüglich wieder von der Litfasssäule verschwinden zu lassen, stören sie sich sicherlich nicht nur an dem Standort, sondern auch am Text, der da lautet: „Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf erkennt in dem verstärkten Engagement von Scientology im Bezirk eine mögliche Gefährdung für die demokratische Gesellschaft und die Ausübung individueller Freiheitsrechte.“

Diese Dianetik-Juristen glauben (und gehören deshalb zu einer Religionsgemeinschaft!): Wer so weit gekommen ist, wie jene, die dieses Plakat lesen können, will sich nicht mehr warnen lassen, der will in die Deutschlandzentrale von Scientology und sich weiter entwickeln, denn auch in der Otto-Suhr-Allee müssen die Truppen gesammelt werden, die sich in einem intergalaktischen Krieg feindlich gesinnten Außerirdischen in den Weg stellen. Motto: „Yes, we can!“

Clear ist auch: Nur wenige können das von sich behaupten, deswegen hat Scientology ein umfangreiches Programm entwickelt, das bis heute noch niemand bewältig hat, denn mit dem Ausfüllen eines Fragebogens, mit Sitzungen, bei denen man ein Erlebnis so lange auskotzt, bis man dieses Erlebnis verarbeitet hat, und mit Saunagängen ist es noch lange nicht ge(the-)tan. Das wäre auch zu billig!

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an Plakate, die vor Jahrzehnten geklebt worden sind. „Es war schon immer ein bisschen teurer, einen besonderen Geschmack zu haben“ stand drauf. Solche Hinweise - leicht abgewandelt - gehören vor die Deutschland-Zentrale von Scientology. Möglich wäre: „Noch ein paar Schritte - dann könnte es teuer werden!“

18. Januar 2008
Zeugen Jehovas und Neuapostolische Kirche: Keine Clubs der toten Dichter

„Die machen einfach weiter“, hat der evangelische Sektenexperte Kurt Hutten bereits 1960 festgestellt. Damit meinte er die Neuapostolische Kirche, die am 6. Juli 1960 Abschied nehmen musste von einem Präsidenten, der fast neun Jahre lang öffentlich behauptet hatte, er werde nicht sterben, weil Jesus zu seinen Lebzeiten wieder komme. Der bereits Mitte der 1950er-Jahre vorgesehene Nachfolger trat binnen 24 Stunden sein Amt an und hielt die Behauptung seines Vorgängers unter seinem Namen wach. Selbstmorde wurden verschwiegen, um am Leben gebliebene Verzweifelte kümmerten sich die evangelische Kirche und andere Organsiationen. 15 Jahre lang war dieser Präsident im Amt. Dann trat er „aus mehreren Gründen“ zurück. „Die machen einfach weiter“, galt auch anschließend, wie in jenem Jahr ebenfalls für die Zeugen Jehovas. Das Ende dieser und der Beginn einer neuen Welt war auch für sie gerade wieder einmal ausgefallen. Selbstmorde wurden verschwiegen, um am Leben gebliebene Verzweifelte kümmerteb sich die evangelische Kirche und andere Organisationen.

Verblüffend ist das schon: Zwei Glaubensgemeinschaften, die davon ausgehen, dass sie auf der sicheren Seite sind, sobald über diese Erde Katastrophen ungeahnten Ausmaßes hereinbrechen, wobei sie die Johannes-Offenbarung dermaßen missverstehen, dass man mit einer Analyse Bibliotheken füllen könnte, erleben 1975 - also im gleichen Jahr - das nächste Desaster, weil Katastrophen ausbleiben.

Dennoch existieren die Neuapostolische Kirche und die Zeugen Jehovas auch heute noch. In der einen Glaubensgemeinschaft ist das Durcheinander inzwischen so groß, dass sie nicht einmal mehr pünktlich ein Büchlein herausgeben kann, in dem die wichtigsten Glaubensfragen beantwortet werden, in der anderen Glaubensgemeinschaft sind Grundsatzdiskussionen bis heute undenkbar.

Warum eigentlich verlieren solche Gruppen nicht auch intern irgendwann jede Glaubwürdigkeit? Die Antwort ist einfach: Um Glaubwürdigkeit geht es den meisten Mitgliedern gar nicht. Sie verhalten sich wie Kinder, die zwar wissen, dass der reiche Onkel nicht gern verraten würde, wie er reich geworden ist, aber Geschenke bringt er demnächst mit, sagen die Eltern.

Dazu gehört: Der reiche Onkel ist auch ein Erwachsener, also: eine Autorität für Kinder bis zu einem gewissen Alter, aus dem viele Mitglieder besagter Glaubensgemeinschaften geistig nie herauskommen. Sie leiden unter einer lebenslangen Denk-Blockade und schützen sich mit ihr.

Diese Kontrolle des eigenen Bewusstseins ist Kennzeichen beider Glaubensgemeinschaften. Dafür gibt es vorgetanzte Argumentationsmuster. Eins sieht so aus: Uns gibt es schon lange, das ist ein Zeichen für den Segen Gottes. Darüber müssten Neuapostolische und Zeugen Jehovas nur eine Minute nachdenken - und schon wäre dieses Muster hin. Denn: Beide Glaubensgemeinschaften sind seit Beginn ihrer Existenz von einem schnellen Ende dieser Welt ausgegangen, Bestand von langer Dauer gehört also gar nicht zu den Überzeugungen dieser beiden Gruppen.

500 000 Menschen in Deutschland leben so - und wollen ihren Kindern beibringen und beibringen lassen, auch so zu leben. Eins kommt gar nicht in Frage: Wie in dem Film „Club der toten Dichter“ auf den Tisch steigen und so den Blickwinkel ändern. Das wäre für beide Glaubensgemeinschaften dermaßen gefährlich, dass es ihr Ende bedeuten würde. Hinzu kommt: Für viele verbietet sich dergleichen von selbst. Das ist der Kitt, der den totalen Zusammenbruch solcher Gruppen verhindert.

14. Januar 2009
Betr. Zeugen Jehovas: Merkwürdiges nach einem Prozess

„Seine herausragende Fähigkeit bestand darin, zwielichtige oder schäbige Charaktere facettenreich und ausdrucksstark zu interpretieren.“ Steht im Internet über einen Schauspieler. Der Name tut nichts zur Sache. Aber irgendwie doch. Benutzt worden ist dieser Schauspieler-Name von einem bislang Unbekannten gegenüber einer Anwaltskanzlei.

Wenn jemand am Computer sitzt und der Großbuchstabe Z auf dem Monitor erscheint, dauert es nicht mehr lange, bis ihm ein Anwalt der Zeugen Jehovas über die Schulter schaut und jedes Wort auf die juristische Waage legt. Keine christliche Glaubensgemeinschaft klagt so oft wie diese. Jedes Forum wird überwacht, jede Silbe notiert.

So ist es auch einem schnell Beklagten gegangen, der seinen juristischen Vertreter vor einem von den Zeugen Jehovas angestrengten Prozess mit Informationen versorgte. Einige bekam er von Dritten, die anriefen, mailten oder Briefe schrieben. Es meldeten sich angebliche ehemalige Amtsträger, vermeintlich Eingeweihte, die an hohen Stellen dieser Glaubensgemeinschaft gesessen haben wollen, es gab sogar solche, die den direkten Kontakt mit dem juristischen Vertreter des Beklagten suchten und sich so in der Kanzlei bekannt machten als mögliche Zeugen.

Seriös waren nicht alle - und der Prozess ging vorüber wie alles auf dieser Welt. Also bekam der nicht mehr Beklagte einen Anruf von seinem juristischen Vertreter, der mitteilte: „Sie bekommen Ihr Material zurück. Es wird in den nächsten Tagen verschickt.“

Doch diese Unterlagen kamen bei dem nicht mehr Beklagten nicht an. Deswegen erkundigte er sich bei seinem juristischen Vertreter nach dem Verbleib der Dokumente und bekam zur Antwort: „Die haben wir an Herrn (es folgt der Name des oben erwähnten Schauspielers) geschickt.“ Das sei schon einige Monate her. Außerdem: „Er hat behauptet, dass die Unterlagen von ihm stammen. Deswegen fanden wir nichts dabei, ihm das Material zu schicken.“

Allerdings und bereits erwähnt: Die dem juristischen Vertreter zur Verfügung gestellten Informationen stammten aus verschiedenen Quellen - und sind allesamt an Herrn (es folgt der Name des oben erwähnten Schauspielers) geschickt worden. Der sie ohne Widerworte entgegennahm.

Nun fragt sich der Verfasser, der diese Geschichte immer noch nicht so ganz glauben kann: Gibt es auch andere von den Zeugen Jehovas Verklagte, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben? „Es könnte ein Buch daraus werden“, sagt der Wilhelmshavener, der schon andere geschrieben hat.

11. Januar 2009
Es steht ein Scheiß im Internet...

Beim Stöbern im Internet kann man sich ein Schmunzeln manchmal nicht verkneifen - sogar wenn man Literaturlisten entdeckt - wie die auf den seit einiger Zeit nicht mehr gepflegten Seiten NAK-info, auf denen eine kritische Auseinandersetzung mit der Neuapostolischen Kirche stattgefunden hat. In dieser Liste gibt es fürwahr eine Rubrik „medienwirksame populistische Bücher“. Dort tauchen fast alle meine Bücher auf, die ich jemals allein oder mit anderen über diese Glaubensgemeinschaft geschrieben habe.

Die Broschüre „Menschen rinnen wie Sand durch die Finger“ bekommt sogar den Vermerk, dass sich der Mitautor Hans Winter „inhaltlich“ von derselben „distanziert“ habe. Worum geht es in diesem Buch eigentlich? Darum: Um die vielen Abspaltungn von der Neuapostolischen Kirche und um psychologische Fragen. Jedes Wort ist in Abstimmung mit Hans Winter geschrieben worden, das Kapitel über die Abspaltungen stammt weitgehend von ihm selbst. Und von dem selbst Geschriebenen hat er sich später distanziert?

Das kommt mir irgendwie bekannt vor: Beschrieben habe ich in diesem Buch auch eine Abspaltung, die von einem angeblichen wiedergeborenen Erzengel am Starnberger See gegründet worden ist. Er genehmigte damals meine Ausführungen und äußerte lediglich zwei Änderungswünsche, die ich berücksichtigte. Später behauptete dieser Erzengel, der sich inzwischen zu der langen Reihe der falschen Weltuntergangspropheten gesellt hatte, dass er ahnungslos gewesen sei. Dann distanzierte er sich ebenfalls.

Es steht gelegentlich ein Scheiß im Internet…Keine Bange: Morgen werde ich mich von diesem Satz distanzieren! Und mein jüngstes Buch, erschienen bei http://stores.lulu.com/hwilmers, löschen...

Hier können Sie selbst schauen

1. Januar 2009
Von optimistischen Zeugen Jehovas an den Wohnungstüren

Bei Widerstand sollen sich die Zeugen Jehovas nicht beirren lassen, steht in der internen Schrift „Unser Königreichsdienst“ als Richtschnur für Januar 2009. Schließlich sei es die Aufgabe der Anhänger, „ununterbrochen zu predigen und Jünger zu machen“, weil: „Der Tag Jehovas nähert sich mit Riesenschritten.“

Verschwiegen wird auch in diesem Mitteilungsblatt, dass unter dem Dach der Wachtturmgesellschaft viele Rechtsanwälte sitzen, die „Widerstand“ nicht per Predigt, sondern mit Klageschriften brechen sollen. Ob auch für diese Juristen gilt, was im folgenden Erfolgsrezept in „Unser Königreichsdienst“ gepriesen wird, sei dahingestellt: „Warum es gut ist, den Menschen im Gebiet optimistisch zu begegnen.“

In dieser Glaubensgemeinschaft wird nichts dem Dienst-Zufall überlassen. Mit vorgetanzten Fragen ziehen die Anhänger von Haustür zu Haustür. Im Januar 2009 lauten sie für die „Wachtturm“-Werbung: „Was meinen Sie, was Gott davon hält, dass die Umwelt so zerstört wird?“ und für die „Erwachet!“-Werbung: „Viele Menschen, denen etwas Schlimmes zustößt, halten das für eine Strafe Gottes. Würden Sie das auch so sehen?“

In beiden Werbe-Fällen sollen die Zeugen Jehovas nach der Fragestellung die Reaktion des Gegenübers abwarten. Dann ist auf Artikel in diesen beiden Zeitschriften zu verweisen. Die frohe Botschaft hat zu lauten: „Bald wird alles anders.“ Könnte stimmen, denn: Demnächst muss diese Glaubensgemeinschaft wieder einmal ein paar Pfeiler ihres Lehrgebäudes entfernen. 1914 als wichtigstes Jahr für die angeblichen Pläne Gottes beispielsweise.

29. Dezember 2008
NAK hat sich radikal gewandelt?

"In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich unsere Kirche radikal gewandelt und geöffnet", sagt Krauß, "wir waren alle froh, als die Kirchenleitung diesen Weg eingeschlagen hat. Er hat uns nicht geschadet." So zitieren die „Stuttgarter Nachrichten“ eine neuapostolische Familie in der Ausgabe vom 29. Dezember 2008.

„Radikal“ bedeutet bekanntlich, etwas an der Wurzel packen. Eine solche Wandlung kann ich bei der Neuapostolischen Kirche (NAK) nicht entdecken. Richtiger wäre es, von einem vorsichtigen Reformkurs zu sprechen, der in den 1990er-Jahren eingeschlagen worden ist. Dafür sorgte Druck von außen.

Der damalige neuapostolische Kirchenpräsident Richard Fehr aus Zürich startete in seine Amtszeit wie seine Vorgänger. So sagte er, dass Kritik in der von ihm geleiteten Glaubensgemeinschaft nichts zu suchen habe, schließlich stehe dieses Wort nicht in der Bibel.

Auf Bücher, die ich seinerzeit über die Neuapostolische Kirche veröffentlicht habe, reagierte die NAK mit Strafanzeigen, mit Druck auf meine Verlegerin und mit Verleumdungskampagnen. Richard Fehr machte in einem Brief spöttische Anmerkungen.

Das hat sich geändert: Stelle ich heute Fragen an die NAK-Leitung, bekomme ich keine oder nachweislich falsche Antworten. Offensichtlich ist, dass die gegenwärtige Führung nicht mehr so recht weiß, wohin der Weg führen soll.

So sollte in diesem Jahr ein neuer Katechismus erscheinen. Daraus ist nichts geworden. In Vorträgen macht sich die NAK auf die Suche nach Antworten. Eine lautet: „Auch nicht alles, was Jesus und die Apostel gelebt und gelehrt haben, hat heute noch Bestand für den Christen. Auch diese Männer lebten in einem vorgegebenen Kulturkreis mit Zwängen, aus denen man sich nicht plötzlich lösen kann.“

Die Bezeichnung „Mann“ für Jesus wird in den Ohren von Christen sicherlich merkwürdig klingen. Außerdem ist diese Formulierung typisch für die gegenwärtige Situation: Man sagt, dass nicht mehr alles stimme, aber was nun stimmen soll, darüber gibt es offensichtlich Meinungsverschiedenheiten bis in die Führungsspitze.

26. Dezember 2008
EuroPride 09: Christliche Fundamentalisten als Familienlobby

Nicht nur die Scientologen verbergen sich hinter vielen Tarnorganisationen, christliche Fundamentalisten können das auch. In der Schweiz geben sie sich dafür den Namen „Familienlobby“ und kopieren flugs ein Logo gegen Aids zu einem Logo gegen die geplante EuroPride 09 in Zürich. Begleitend gibt es einen Internet-Auftritt mit der scheinheiligen Versicherung: „Natürlich soll jeder Mensch seinen Lebensstil selber wählen dürfen.“ Dann ist aber Ende mit tolerant, denn angeblich droht allerlei Schlimmes. Dies zum Beispiel: „Sie verführt junge Menschen, die ihre sexuelle Identität suchen, zu falschen Annahmen und untergräbt ihre Möglichkeit, sich im Rahmen einer Familie zu verwirklichen.“ Die nächste Warnung klingt nach Papst Weihnachten 2008: „Sie arbeitet an der Zerstörung der traditionellen Familie.“

Demonstriert werden soll in Zürich für die Menschenrechte von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen. Entstanden ist die Pride-Bewegung nach einer Polizei-Razzia in einer New Yorker Szenebar im Jahre 1969. Seither werden in jungen Leuten falsche Annahmen geweckt? Welche denn? Zur Beantwortung dieser Fragen kommt die „Familienlobby“ statistisch daher. Schwule und Lesben sind demnach kreuzunglücklich. Das darf man durchaus wörtlich nehmen. Christliche Fundamentalisten verfolgen nämlich solche Ziele. Mit der Bibel sind sie dermaßen schlagfertig, dass jede und jeder früher oder später Kopfschmerzen bekommen muss, falls er sein Gehirn zum Denken gebraucht.

So lange nämlich die eine Sexualität besser sein soll als die andere, müssen Vorurteile zur Untermauerung unhaltbarer Thesen her. Dabei können sich christliche Fundamentalisten noch nicht einmal darauf einigen, wie Sexualität denn zu sein hat. Der Papst würde sagen: Auf jeden Fall erst in der Ehe. Andere sagen sogar: gar nicht. Licht aus, Kind produzieren und das Ergebnis eines Tages zur Schule schicken, ist deren Sexual-Logik, die nicht mehr aus dem Bauch kommen darf, sondern nur noch einem Ziel untergeordnet werden darf: der Fortpflanzung.

Wohin derlei Gedankengut führt, wissen wir aus der Geschichte. Darum sei den Organisatoren von EuroPride09 zugerufen: Nun demonstriert man schön - fröhlich! Eines Tages werdet ihr auch das nicht mehr müssen. Wie wir Männer, die Frauen mögen. Für uns bleibt das so, bis die erste Frau Papst wird. Dann werden wir neu diskutieren. Aber erst dann!

24. Dezember 2008
Homosexualität: Skandalöse Äußerungen des Papstes

Er ist 81, war nie verheiratet, hat keine Kinder: Er ist Papst und macht die katholische Kirche zur verfassungswidrigen Organisation. Denn laut Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist die Würde des Menschen nicht nur unantastbar, jeder Mensch hat auch das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Dieses Recht will dieser Junggeselle Homosexuellen immer noch nehmen.

„Schwule sind schockiert“ titeln die Zeitungen zum Jahresrückblick des Oberhauptes der katholischen Kirche vor der Kurie. Schockiert sind aber nicht nur Homosexuelle, die der 81-Jährige als „Gefahr für die Menschheit“ diffamiert haben soll. Dieser Mann ist übrigens schon auf dieser Welt gewesen, als Hitler Homosexuelle verfolgte. Nichts daraus gelernt?

Gefordert haben soll der Papst eine „Ökologie des Menschen“. Vorher hat er sich dem Vernehmen nach mit dem Umweltschutz beschäftigt und den notwendigen Schutz der Regenwälder gefordert. Ebenso wichtig soll für ihn der Schutz vor Homosexualität sein. Da hält man den Atem an, muss seinen Gedanken freien Lauf verbieten.

Aus der Geschichte wissen wir: Wer Angriffe auf die eine Minderheit zulässt, bekommt sie auch schnell für andere. Wenn diese Spirale sich erst dreht, kann niemand mehr sie aufhalten. Aber irgendwie haben wir hoffentlich auch Glück: Der Einfluss der katholischen Kirche ist in Europa dermaßen gesunken, dass von dieser Organisation in der Vergangenheit begangene Verbrechen heute nicht mehr möglich zu sein scheinen. Doch der Eindruck kann leider auch täuschen. Gerade in Krisenzeiten beginnt die Suche nach Sündenböcken und wenn es dem Papst gelingt, die Homosexuellen zu Sündenböcken zu machen, kommen Steine ins Rollen, mit denen nicht nur gleichgeschlechtlich Liebende gesteinigt werden können.

Er ist 81, war nie verheiratet, hat keine Kinder und leitet eine Kirche, die ihre Daseinsberechtigung aus der Behauptung bezieht, Paulus und Petrus seien in Rom gewesen. Das ist unter Historikern höchst umstritten. Deshalb kommt es dem Papst auf weitere umstrittene Äußerungen nicht an?

23. November 2008
Michael Jackson jetzt Mikaeel

Wenn er Zeuge Jehovas geblieben wäre, würde er immer noch glauben, dass aus dieser schlechten Welt bald eine neue prächtige Welt entsteht, doch darauf verlässt sich dieser 50-Jährige nicht mehr: Michael Jackson will die Zeit nutzen. Das berichtet das englische Massenblatt „The Sun“, die Schlagzeile lautet: „The way you Mecca me feel“. Und ab sofort heiße er Mikaeel.

Islamische Überzeugungsarbeit sollen der kanadische Songschreiber David Wharnsby und der Produzent Phillip Bubal geleistet haben. Dafür unterbrachen sie wohl hin und wieder die Arbeit an Jackos neuem Album. Thema waren also nicht ohne Unterlass mögliche Platzierungen in den Charts, sondern das zukünftige Leben des Popstars als „besserer Mensch“. Auf diese Diskussionen war der 50-Jährige bestens vorbereitet, denn Michael Jacksons älterer Bruder Jermaine konvertierte schon 1989 zum Islam.

Mitentscheidend waren zudem möglicherweise die sanfte Glaubens-Tour, die Jacko als Kind bei den Zeugen Jehovas nicht kennen gelernt hat (so manches Mal soll es in seinem Elternhaus Prügel gesetzt haben) und der morgen beginnende Prozess in London. Für jetzt Mikaeel geht es schließlich um sieben Millionen Dollar. Die fordert von ihm der Prinz von Bahrain. Der behauptet: Dieses Geld ist bestimmt gewesen für Lieder von mir, für eine Autobiografie und für ein Musical über mich. Der Konvertit entgegnet: Die Millionen waren ein Geschenk.

Michael Jackson will übrigens persönlich vor Gericht erscheinen. Da ist der Koran unter dem Arm sicherlich wirkungsvoller als jeder „Wachtturm“ der Zeugen Jehovas. Nicht in London sein wird Jusuf Islam, den einige immer noch unter dem Namen Cat Stevens kennen. Der allerdings ist der „Sun“ zufolge in Los Angeles bei der Konvertitenfeier dabei gewesen.

19. November 2008
Gesprächskreise in der NAK: Angsthasenglaube

„Seit einigen Jahren bemüht sich die Neuapostolische Kirche jedoch um eine behutsame Öffnung und Wandlung. Mittlerweile wurde der Exklusivitätsanspruch in einigen Punkten relativiert.“ So steht es im „Kölner Stadtanzeiger“ vom 24. Oktober 2008. Doch der Weg zu einer Freikirche ist damit längst noch nicht frei, das Motto lautet: „Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück“, denn: Eine Glaubensgemeinschaft, die ihren Mitgliedern über Jahrzehnte versichert hat, dass nur sie vor den Katastrophen schützt, die der Menschheit angeblich bevorstehen, kann nicht von einem Tag auf den anderen alle Mauern einreißen. Schon Risse im Lehrgebäude führen zu Mitgliederschwund, der in der Neuapostolischen Kirche (NAK) inzwischen solche Folgen zeitigt: Gebäude stehen leer und werden verkauft, Gemeinden werden zusammengelegt, auf der Insel Rügen gibt es für die drei dort bestehenden Gemeinden keinen Amtsträger mehr.

Andererseits gibt es NAK-Mitglieder, die sich mit ihrem Glauben beschäftigen und deshalb Gesprächskreise bilden wollen. Diesem Wunsch wird im Oktober-Monatsrundschreiben 2008 für alle Amtsträger in Norddeutschland nachgegeben. Allerdings werden dafür von der Kirchenleitung Bedingungen genannt, mit denen innerkirchliche Kritik im Keime erstickt wird. Diese Gesprächskreise sollen nicht nur von Amtsträgern geleitet werden, ausgeschlossen sein soll auch: „Destruktive Kritik an unserem Glauben, an unseren Gottesdiensten, den Ämtern und der Kirche darf nicht Inhalt von Gesprächskreisen sein. Sie sollen Glauben und Erkenntnis fördern und kein Forum zersetzender Gedanken sein.“

Als Literatur werden NAK-Schriften und Artikel aus der neuapostolischen Zeitschrift „Unsere Familie“ empfohlen. Die Bibel wird mit keinem Wort erwähnt. Unter dem Stichwort „Abgrenzung“ betont die Kirchenleitung ausdrücklich: „Die in anderen Religionsgemeinschaften praktizierten Konzepte, die als ´Hauskreise´, ´Bibelstunden´ und ´Gebetskreise´ bezeichnet werden, sollen nicht übernommen werden, weil sie dem Charakter einer von Aposteln geleiteten Kirche widersprechen.“ Punkt - erläutert wird das nicht.

Dieses NAK-Ziel dagegen wird klar definiert: „Der Leiter des Gesprächskreises ist dafür verantwortlich, dass sich ein Gesprächskreis nicht zu einem Kritikforum entwickelt und dadurch die Teilnehmer in ihrer Glaubensüberzeugung verunsichert werden.“ Besteht diese Gefahr doch, ist dies zu tun: „Bei auftretenden Unsicherheiten und nicht zu beantwortenden Fragen hat er sich an höhere Amtsträger zu wenden.“

Das ist eine Entsprechung zu dem, was Bundesligafans Angsthasenfußball nennen: Angsthasenglauben.

31. Oktober 2008
Offener Brief an Landesbischöfin Käßmann

Als Redakteur, der sich seit gut einem Jahr mit dem Schicksal ehemaliger Heimkinder in den 1950er- bis 1970er-Jahren in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen beschäftigt, habe ich mich im September 2008 über die Nachricht gefreut, dass sich die evangelische Landeskirche in Niedersachsen intensiv dieses Themas angenommen hat. Außerdem schaltete die niedersächsische Sozialministerin eine Hotline. Hinzu kam die Meldung, dass der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages nach intensiver Beratung Wiedergutmachungs-Vorschläge machen werde.

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21. Oktober 2008
Tagebuch der Anne Frank ein Fall für den Staatsanwalt?

Strafantrag - der nächste. Ein römisch-katholischer Pater will die Justiz nicht nur gegen eine Fotosatire von „Welt online“ mobil machen, jetzt soll auch gegen das „Tagebuch der Anne Frank“ vorgegangen werden. Der Kirchenmann aus Dorsten arbeitet wieder einmal daran. Dazu schreibt er in einem Kommentar: „Dass das ´Tagebuch´ hinsichtlich der (auch homo-)sexuellen Passagen zensiert wurde, sollte eigentlich bekannt sein; ansonsten suche man nach ´anne frank lesbian´. Bezüglich Homosexualität konsultiere man das Neue Testament sowie die kirchliche Lehre.“

Daher weht also der religiöse Gegenwind: Die Lehre der katholischen Kirche wird für allgemeingültig erklärt - und soll jetzt auch noch an die Stelle des Strafgesetzbuches (StGB) treten? Einspruch! Der § 175 StGB, mit dem Homosexualität unter Strafe gestellt worden ist, wurde 1994 hoffentlich für alle Zeiten abgeschafft.

1986 heißt es in einem Schreiben an die katholischen Bischöfe: „Sie (gemeint ist die katholische Kirche) ist sich bewusst, dass die Ansicht, homosexuelles Tun sei dem geschlechtlichen Ausdruck ehelicher Liebe gleichwertig oder zumindest in gleicher Weise annehmbar, sich direkt auf die Auffassung auswirkt, welche die Gesellschaft von Natur und Rechten der Familie hat, und diese ernsthaft in Gefahr bringt.“

Das klingt nicht nur reichlich geschraubt, diese Stellungnahme beweist auch, dass die katholische Kirche immer mehr unter Druck gerät, denn endlich bekennen sich Frauen, die Frauen lieben, und Männer, die Männer lieben, dazu und sagen: „…und das ist gut so.“ Von katholischen Seelsorgern lassen sie sich also nicht mehr wie Kranke behandeln, die entweder geheilt werden oder sich damit abfinden müssen, dass ihre Gefühle für minderwertig erklärt werden. Sie haben die Schmuddelecken verlassen - und lassen sich nicht mehr als irgendeine Gefahr abstempeln.

Auch mit katholischer Lehre können sie nicht wieder zurückgetrieben werden, denn zum Christentum gehören nicht nur Katholiken. Protestantische Kirchen sind offener, obwohl auch dort die Bibel durchaus gelesen wird. Es ist also möglich, das Neue Testament zu kennen und dennoch zu anderen Schlüssen zu kommen als der Papst in Rom, der gerade wieder die katholische Position zur Verhütung erneuert hat, die da lautet: Wenn Ehepaare vor dem Sex ausrechnen, ob dabei ein Kind gezeugt werden kann, ist das in Ordnung, wenn sie Mittel einsetzen, um nicht lange rechnen zu müssen, ist das nicht in Ordnung. Das kommt offenbar heraus, wenn sich Junggesellen mit der Ehe beschäftigen.

Stimmt: Auch Paulus ist ein Junggeselle gewesen, aber der hat sich zur Ehe und zur Ehescheidung immerhin so geäußert: „Solches aber sage ich aber aus Vernunft, nicht aus Gebot.“ Ein paar Kapitel weiter kommt er zu der Erkenntnis: „Da ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war.“ Sein Wort in das Ohr jenes Paters, der sich einmal klar machen sollte, welche Rolle Anne Frank für viele spielt, die sich gegen Diskriminierung, Rassismus und Vorurteile einsetzen.

Das Anne-Frank-Zentrum in Berlin

19. Oktober 2008
Strafantrag nach Fotosatire

Sie in einem Atemzug zu nennen, fällt schwer: John F. Kennedy, Prinzessin Diana, Uwe Barschel…Wird eine Prominente oder ein Prominenter aus dem Leben gerissen, machen sich Verschwörungstheoretiker an die Arbeit und vermischen Tatsächliches mit Vermeintlichem, Erlebtes mit Möglichem und Ungeklärtes mit Spekulativem. Fest steht: Der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider ist tot, 25 000 sind bei seiner Beerdigung gewesen. Angeblich nach einem Empfang verunglückte er tödlich. Die Gastgeberin versicherte sogleich, der 58-Jährige sei - wie immer - gut gelaunt gewesen, Alkoholisches habe er nicht zu sich genommen. Doch das ist ebenso angeblich nicht mehr wahr. Jetzt heißt es: Vor dem tödlichen Unfall ist Jörg Haider in einem Lokal für Homosexuelle gewesen. Dort habe er in Begleitung eines jungen Mannes eine Flasche Wodka geleert.

„Glasauge sei wachsam“ dachte sich deshalb „Welt online“ und veröffentlichte am Freitag unter der Überschrift „Fall Haider - Verschwörung oder doch nur Mord?“ eine Fotosatire mit acht Bildern. Sie in einem Atemzug nennen, fällt noch schwerer: Hitler, Haider und Jesus. „Welt online“ hat es getan und nimmt die Verschwörungstheoretiker so auf die Schippe: Die Rechtspopulisten Hitler und Haider seien gern Auto gefahren, wer sich in ein Auto setze, werde zur Zielscheibe für Attentäter. Das sei eine Theorie, an der etwas dran sei und gelte wohl auch für den 11. September, als sich ein Flugzeug verirrt habe (Bild 7) und für den „konservativen Rechtspopulisten“ Jesus (Bild 8), dessen Lieblingsforderung gelautet habe: kein Geschlechtsverkehr vor der Ehe. Die Schlussfolgerung lautet: „Als Testfahrer für ein neues Öko-Auto (100 Prozent Holz, keine Schadstoffbelastungen bei Himmelfahrten) wurde er in die Falle gelockt. Seinen Fehler bemerkte er erst, als er statt Sicherheitsgurten Nägel vorfand.“

Darauf hat jetzt ein Pater mit einem Strafantrag gegen den Axel-Springer-Verlag reagiert. Für ihn ist diese Fotosatire ein Verstoß gegen § 166 StGB (Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen). Darüber kann gestritten werden, zumal nicht einsichtig ist, warum der Satiriker ein Kreuz mit einem Öko-Auto und Jesus mit konservativen Rechtspopulisten vergleicht. Doch der Geistliche, der diesen Strafantrag gestellt hat, muss sich auch so einiges fragen lassen: Warum bezeichnet er Juden als „Gottesmörder“, das „Tagebuch der Anne Frank“ als „desorientiertes Machwerk“ und was eigentlich will er erreichen, wenn er von „Holocaust-Lügen“ spricht?

Würde ein Gericht diesem Pater Recht geben, würde man wieder einmal aus einem Bock einen Gärtner machen. Dann hätten wir den nächsten „konservativen Rechtspopulisten“ am Hals - da ertragen wir doch wohl lieber eine Fotosatire, die ab Bild 7 schwer verunglückt ist…

21. September 2008
Warum ist Erich von Däniken nicht Kellner geblieben?

Ufologe ist eigentlich kein Beruf, ausgeübt wird er aber von Erich von Däniken, der immer wieder den Sprung in die Schlagzeilen schafft. Dazu muss man schließlich auch nur einen Sprung haben…

Jetzt hat sich der Schweizer, der in den 1960er-Jahren den Tod seines Sohnes bei einer Brandkatastrophe erfunden hat, einem beliebten Sektenthema gewidmet. Denn: „Erinnerungen an die Zukunft“ ist nach seiner Meinung nicht mehr lange. Weil: Die Welt geht nach Auffassung des 73-Jährigen am 22. Dezember 2012 unter. Begründung: An diesem Tag stehe die Erde in einer Ebene mit dem Zentrum der Galaxis. So was komme nur alle 25 800 Jahre vor.

Vorsichtshalber beruft sich Erich von Däniken bei seiner Prophezeiung auch noch auf die Ur-Einwohner von Südamerika. Die glauben nach seinen Angaben, dass Ende Dezember 2012 die Götter der Maya wieder kommen.

Das kommt einem irgendwie bekannt vor. Jetzt muss dieser Ufologe nur noch Anhängerinnen und Anhänger um sich scharen, sich dies und das bei Religionsgemeinschaften zusammen stehlen (Diebstahl soll dem 73-Jährigen nicht fremd sein) und eine eigene Kirche gründen. Schon kann man ihm nichts mehr tun - und niemand darf noch die Frage stellen:

Warum ist dieser Mann nicht Kellner geblieben?

2. August 2008
Scientology und Tom Cruise: Millionenklage

Die Scientology Church hat in den USA eine Millionenklage am Hals, Kläger ist das ehemalige Scientology-Mitglied Peter Letterese, in der Klageschrift taucht auch ein prominenter Name auf: Tom Cruise.

250 Millionen Dollar soll der von L. Ron Hubbard gegründete Verein wegen “permanenter Verfolgung und Belästigung” berappen. Bei seiner Klage beruft sich das Ex-Mitglied auf das Racketeer Influenced and Corrupt Organization-Gesetz.

Dieses Bundesgesetz ist 1970 in Kraft getreten und stellt jede Verletzung der US-Gesetze gegen Spielsucht, Mord, Entführung, Brandstiftung, Raub, Bestechung, Erpressung, Unterschlagung, Terror, Drogenhandel, Geldwäsche, Diebstahl, Fälschung, Betrug, Sklaverei und Behinderung der Justiz unter Strafe. Angewendet werden soll es aus Klägersicht jetzt auch auf die Scientology-Church, die von Peter Letterese als “Verbrechersyndikat” eingestuft wird.

Keine kriminelle Vereinigung

Das wäre in Deutschland unmöglich, hier zu Lande darf man diesen Verein beispielsweise nicht als “kriminelle Vereinigung” bezeichnen, Weltanschauungsbeauftragte der Kirchen bedienten sich deswegen eines Tricks und wiesen darauf hin, dass der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm 1995 über die Scientology Church gesagt habe: “Im vergangenen Jahr habe ich Scientology als das bezeichnet, was sie wirklich ist, eine verbrecherische Geldwäsche-Organisation, die unter dem Deckmantel der Religion ihre verblendete Ideologie weltweit verbreiten will und dabei vor nichts zurückschreckt.”

Tom Cruise ins Klageboot holt der Kläger mit dem Hinweis, der 46-jährige Schauspieler unterstütze den derzeitigen Scientology-Chef David Miscavage als “rechte Hand für nationale und internationale PR sowie für Lobbyarbeit im In- und Ausland.” Außerdem habe Cruise diesem Verein mit Stiftungen und Spenden in Höhe von zweistelligen Millionenbeträgen geholfen.

Anruf bei Frau des Anwaltes

Von den Scientologen belästigt worden sein soll auch die Frau des Anwaltes von Peter Letterese. Bei der habe sich ein männliches Vereinsmitglied mit der Behauptung gemeldet: “Ich bin der Liebhaber Ihres Mannes.”

Das ist zwar nicht besonders originell, aber medienwirksam ist die Klage. Hätte Peter Letterese damit Erfolg, bestünde für die amerikanischen Gerichte Lawinengefahr, denn die “permanente Verfolgung und Belästigung” von Kritikern ist vielen Organisationen nicht fremd. Die Scientology Church hat übrigens versichert, dass ihr derlei Verhalten völlig fremd sei. Na, dann kann aus dieser Klage ja nichts werden…

20. Juni 2008
Eines Tages an einem fernen Platz:

Jesus betritt den Raum, wendet sich an die Anwesenden: Bevor mein Vater das Jüngste Gericht eröffnet, möchte ich mich noch mit ein paar Worten an Sie wenden. Denn mir sind einige Klagen zu Ohren gekommen. Da scheint mir eine Klarstellung dringend erforderlich zu sein.

Die Anwesenden (spitzen die Ohren)

Jesus: Wie Sie alle wissen, habe ich versprochen, wieder zu kommen. Damals fragte ich mich, ob ich bei meiner Rückkehr Glauben finden werde. Zugegeben: Glauben hätte ich vorgefunden.

Die Anwesenden (verstehen noch nicht so ganz)

Jesus: Doch irgendwie wurde ich immer an einer Rückkehr gehindert. Von den Zeugen Jehovas bekam ich zu hören, dass ich schon seit 1914 damit beschäftigt sei, den Himmel herzurichten. Zwischendurch behauptete die Neuapostolische Kirche, ich sei ihrem Präsidenten leibhaftig erschienen, also bereits für einige Minuten auf der Erde gewesen. Dagegen protestierten die Mormonen, die für mich einen Tempel in Salt Lake City gebaut haben, von wo aus ich die Erde regieren sollte.

Die Anwesenden (begreifen allmählich)

Jesus: Dann kam mir zu Ohren, dass hier bei meinem Vater und bei mir Leute unterwegs seien, die Mitglieder für ihre Glaubensgemeinschaften anwerben. Einen traf ich, der war gerade neuapostolisch geworden, während er in einem Tempel der Mormonen in diese Glaubensgemeinschaft aufgenommen wurde.

Die Anwesenden (schämen sich ein wenig für derlei Durcheinander)

Jesus: Hinzu kamen Prediger, die in meinem Namen auf Erden Wunder vollbrachten, sogar Tote erweckten sie wieder zum Leben.

Die Anwesenden (wie aus einem Mund): Was willst du uns damit sagen?

Jesus: Einerseits habt ihr mich überflüssig gemacht, andererseits zerrten aber einige so sehr an mir herum, dass ich nicht mehr gewusst hätte, wo ich hingehen sollte, wenn ich noch hätte gehen wollen. Als ich dann auch noch hörte, dass nur Rom für mich die richtige Adresse sein könnte, habe ich meine Rückkehrpläne aufgegeben. Ich bin schließlich auch einmal nur ein Mensch gewesen...

1. Juni 2008
Schöpfungswoche in Ingelheim: Die Zeugen Jehovas machen mit

Die Unterschiede sind fürwahr gewaltig, zu den Veranstaltern gehören nicht nur die evangelische und die katholische Kirche, sondern auch die Zeugen Jehovas. Die bauen auf dem Marktplatz einen Stand auf und wollen Beweise dafür liefern, dass es einen Schöpfer gibt, außerdem lädt diese Glaubensgemeinschaft, die sich sonst von der Außenwelt abschottet, zu Besuchen des Königsreichssaales und der Druckerei in Selters ein.

Gebildet wird in Ingelheim auch eine Gesprächsrunde, die sich mit der Frage beschäftigt, woran Zeitgenossen glauben, die nicht an die Schöpfung glauben - woran aber glauben Zeugen Jehovas?

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15. Mai 2008
Ist wirklich alles schon Schientology?

Ist denn wirklich alles bereits Schientology - wie Renate Hartwig vor vielen Jahren sich in einem Buch verschrieben hat und dafür Spott einer Wochenzeitung erntete, die bei dieser Gelegenheit vor Panikmache warnte, die nur den Blick verstelle für das, was diesen Psychoverein wirklich ausmache?

Renate Hartwig macht keine Aufklärungsarbeit mehr, dafür aber Ursula Caberta im Auftrag des Hamburger Senats. Die hat natürlich auch das Video gesehen, in dem der „CSI“- und „Cane“-Schauspieler Jason Beghe wütenden Abschied vom Hubbard-Club nimmt. Zwölf Jahre ist der 48-Jährige zahlender Kunde gewesen, jetzt wirft er den Scientologen „Abzocke“ vor und eine Praxis, die „zerstörerisch“ sei.

Gewaltiger Schaden

Das ist nun wirklich nichts Neues mehr. Dennoch ist Ursula Caberta aus dem Häuschen. Der Ausstieg dieses prominenten Mitgliedes sei ein „gewaltiger Schaden“ für den amerikanischen Psychoverein, der in Deutschland um die 5 000 Kundinnen und Kunden haben soll, die sich regelmäßig auf der „Brücke zur totalen Freiheit“ verlaufen und nicht mehr hin noch her wissen. Die Verwirrung ist inzwischen so groß, dass Vereinsmitglieder jüngst im Berliner Regierungsviertel Werbematerial mit Fragebogen verteilt haben. „Kauen Sie Fingernägel?“ lautete eine der Fragen.

Mit Jason Beghe, so Ursula Caberta gegenüber Spiegel online weiter, habe sich „ein Werbeträger, noch dazu einer des wichtigen US-Marktes“ gegen Scientology gewendet. Das habe besonderes Gewicht, berge jedoch auch Gefahren für den 48-Jährigen: „Er wird deswegen zum Feind erklärt.“ Stimmt. So lautet eine der vielen Anordnungen von L. Ron Hubbard.

Er bekommt keine Rollen mehr?

Ex-Kunden müssen sich auf einiges gefasst machen. Was das alles sein könnte, weiß die 58-Jährige: „Man darf ihn betrügen, belügen und vernichten.“ Damit sei zwar „nicht unbedingt die körperliche Vernichtung gemeint“, fügt Ursula Caberta hinzu, aber Scientology könne diesen Aussteiger fertigmachen und zwar so: „Indem er keine Rollen mehr bekommt.“

Jason Beghe demnächst arbeitslos - von allen Regisseuren, Drehbuchschreibern und Geldgebern in den USA geschnitten? Das kann nicht der Ernst dieser Hamburgerin sein - oder haben die Scientologen inzwischen alle Schalthebel der amerikanischen Filmindustrie besetzt? Gibt es demnächst einen Ausschuss für antiscientologische Umtriebe wie es zu Zeiten des US-Senators Joseph McCarthy einen Ausschuss für antiamerikanische Umtriebe gegeben hat, vor dem jeder erscheinen musste, der angeblich mit den Kommunisten sympathisierte?

Gibt es in den USA bereits wieder Gesinnungsschnüffelei und Hexenjagd - dieses Mal verantwortet von der Scientology Church, die zumindest in den Traumfabriken alles im Griff hat? Die Bilanz, die der Schauspieler in dem Video gezogen hat, reicht nicht? Gesagt hat der 48-Jährige beispielsweise, dass Scientology „sehr, sehr gefährlich für die spirituelle, psychische, geistige und emotionale Gesundheit und Entwicklung“ sei. Ursula Caberta muss noch hinzufügen: für die berufliche Entwicklung auch?

Mit solchen maßlosen Übertreibungen richtet die 58-Jährige mehr Schaden an als sie Nutzen bringen. Warum?

Die Video-Abrechnung von Jason Beghe

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12. Mai 2008
Der Papst über Sinngehalte des ehelichen Aktes

“In Humanae vitae geht es um die Treue zum Schöpferplan Gottes, für dessen Verwirklichung die Kirche das natürliche Sittengesetz auslegt; jeder eheliche Akt muß von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens hingeordnet sein.

Liebende Vereinigung von Mann und Frau und Fortpflanzung sind jene Sinngehalte des ehelichen Aktes, deren unlösbare Verknüpfung der Mensch nicht eigenmächtig auflösen darf.

Jede Handlung, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluß an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel, ist verwerflich”, so hat der Alt-Diozösanbischof Dr. Kurt Krenn am 25. Juli 1993 in einem Schreiben an die “Priester und Gläubigen” die siebte und letzte Enzyklika von Papst Paul VI aus dem Jahr 1968 in Erinnerung gerufen.

In diesen Tagen kramte auch Papst Benedikt XVI diesen Erlass wieder hervor und ermahnte junge Leute, Sex nicht als Droge zu empfinden. Auch angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bleibe die Lehre von ‘Humanae vitae’ aktuell und provoziere damit immer noch zum Nachdenken. Wenn das Haben wichtiger sei als das Sein, verliere das Leben an Wert.

Schriftstellerin ist entsetzt

Für Aufregung sorgt der deutsche Papst damit nicht mehr, die Medien haben Kurzmeldungen verbreitet und sind zur Tagesordnung übergegangen, während sich im April 2008 die Schriftstellerin Gabriele Kuby beim 3. Internationalen Kongress “Treffpunkt Weltkirche” in Augsburg entsetzt darüber gezeigt hat, dass sich die österreichische SPÖ-Abgeordnete Gisela Wurm auf europäischer Ebene für die staatliche Finanzierung von Verhütungsmitteln und für Verhütungsunterricht als Pflichtfach stark macht.

Auch solche Vorträge zeigen kaum noch öffentliche Wirkung, 1968 ist das noch anders gewesen. Papst Paul VI platzte mit seiner Enzyklika mitten in die sexuelle Revolution, Frauen hatten nichts mehr zu verlieren, auch nicht ihre Unschuld, Sex sollte heraus aus der Schmuddelecke und mitten hinein ins vergnügliche Leben, Abtreibungen sollten nicht mehr lebensgefährlich und dazu auch noch strafbar sein. Schon der sozialdemokratische Justizminister Gustav Radbruch hatte 1921 festgestellt: “Noch hat nie eine reiche Frau wegen § 218 vorm Kadi gestanden.”

Kein natürliches Sittengesetz

Das von Papst Paul VI proklamierte natürliche Sittengesetz war gar nicht so natürlich wie von diesem und anderen katholischen Kirchenoberhäuptern behauptet, es diente den Männern und schadete den Frauen, die mit wachsendem Körperbewusstsein feststellten, dass sie mit sich viel zu lange hatten machen lassen, was Männern in den Sinn kam.

Auch Sittengesetze sind dem Wandel unterzogen - und bis heute kam noch kein Papst auf die Idee, biblische Stammväter zu verdammen, weil sie mit Sklavinnen Kinder zeugten oder Inzest trieben.

Menschliches Leben entstand im Alten Testament nämlich nicht immer aus einem ehelichen Akt und beispielsweise für die Frau von Abraham war das Haben wichtiger als das Sein, als sie ihren Mann aufforderte, die Mutter seines ersten Sohnes in die Wüste zu schicken, denn nun hatten sie ein gemeinsames Kind, dessen Erbe nicht in Gefahr geraten sollte. Solch ein Verhalten könnte man durchaus als verwerflich einstufen…

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7. März 2008
Papst in ewiger katholischer Finsternis?

Die katholische Kirche hat immer noch Angst vor dem Teufel, denn - schreibt Andreas Englisch, Vatikan-Korrespondent seit 1987, in der “Bild”-Zeitung vom 7. März 2008: “Das Böse lauert immer und überall.” Doch der Papst lauert diesem Bericht zufolge zurück. Dabei soll es aber nicht bleiben, deswegen soll sich Benedikt XVI auf die Suche nach 3 000 neuen Teufelsaustreibern gemacht haben.

Damit wir bis dahin nicht mit dem Teufel auf Teufel komm raus allein sind, verrät Andreas Englisch vorsichtshalber, woran man erkennt, dass Nachbarn, Kollegen oder Freunde besessen sind. Expertenrat holt er sich bei Don Gabriele Nanni, der an der Universität Regina Apostulorum Exorzismus lehrt. Der weiß beispielsweise: “Besessene hassen alles Religiöse (Kruzifixe, Weihwasser, Bibeln). Die Nennung des Namen Jesu macht sie aggressiv.”

Sollte sich nun jemand mit diesem Wissen ausgestattet als Hobby-Teufelsaustreiber betätigen, könnte ihm allerdings auch das passieren: “Besessene plaudern Bosheiten über andere aus, die sie eigentlich nicht wissen können.”

Und schon wäre aus dem Exorzisten ein Besessener geworden. So wird das nichts mit der Stellenausschreibung eines offenbar abergläubischen Papstes, der sich als 80-Jähriger wie ein Kind benimmt, das sich im Dunkeln fürchtet. Wann geht Benedikt XVI. endlich ein Licht der Aufklärung auf - oder wandelt er in ewiger katholischer Finsternis?

14. Februar 2008
Gegner aus dem All - irdischer Verfassungsschutz

Es gibt “tatsächliche Anhaltspunkte” dafür, dass die Kläger beziehungsweise ihre Mitglieder nach wie vor “Bestrebungen verfolgen”, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind: Mit dieser Begründung hat der 5. Senat des Oberverwaltungsgerichtes von Nordrhein-Westfalen eine Klage der Scientology Church Deutschland und der Scientology Church Berlin abgewiesen. Die von dem amerikanischen Science-fiction-Autor L. Ron Hubbard gegründete Organisation darf nach diesem Urteil weiter vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet werden.

Unter Beobachtung steht dieser Verein seit 1997, im März 2003 ging er juristisch dagegen vor. Doch mit der Behauptung, Scientology verfolge keine verfassungsfeindlichen Ziele, drangen die Hubbard-Anhänger vor dem Kölner Verwaltungsgericht nicht durch. Nun scheiterten sie auch mit der Berufung.

Immer wieder in den Schlagzeilen

Seit ein Video mit Tom Cruise aufgetaucht ist, machen die Scientologen wieder Schlagzeilen. Der Organisation, die in Deutschland zwischen 5.000 und 6.000 Anhängerinnen und Anhänger hat, kommt das keineswegs ungelegen.

Denn sie muss Widersacher haben, denn von was sollten Scientologen sonst die Welt befreien? Diese so genannte “Befreiung” nahm schon der Gründer “tödlich ernst”. So schrieb L. Ron Hubbard am 7. Februar 1965 in einem internen “Richtlinienbrief“: “Wir spielen nicht irgendein unbedeutendes Spiel in der Scientology. Es ist nicht nett oder etwas, was man in Ermangelung eines Besseren tut. Die gesamte qualvolle Zukunft dieses Planeten - jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes darauf - und Ihr eigenes Schicksal für die nächsten endlosen Billionen Jahre hängen davon ab, was Sie hier und jetzt mit und in der Scientology tun. Dies ist eine tödlich ernste Angelegenheit.”

Aus solchen und anderen Zitaten zog nun auch der Vorsitzende des fünften Senats den Schluss, dass Scientology Menschenrechte aushebeln will und eine Gesellschaft anstrebt, in der nur die Anhängerinnen und Anhänger von L. Ron Hubbard staatsbürgerliche Rechte genießen.

Gegner im All

Allerdings vermutete dieser Science-fiction-Autor seine Gegner weniger auf Erden als viel mehr im All. So teilte er am 11. Mai 1963 seinen Fans in einem Bulletin mit, er habe zwei Tage zuvor “abends um zehn Uhr und eine halbe Minute für 43 891 832 611 117 Jahre, 344 Tage, zehn Stunden, 20 Minuten und 40 Sekunden” im Weltraum verbracht.

Wer solche Ausflüge gemacht hat, kann aus irgendwie verständlichen Gründen mit irdischen Regierungsformen nicht mehr allzu viel anfangen. Also schrieb L. Ron Hubbard in einem weiteren internen “Richtlinienbrief” mit Datum vom 7. Februar 1965: “…ich sehe nicht, dass populäre Maßnahmen, Selbstverleugnung und Demokratie dem Menschen irgend etwas gebracht haben, außer, ihn weiter in den Schlamm zu ziehen.”

1986 ist L. Ron Hubbard gestorben und über 20 Jahre nach seinem Tod gibt es diese Organisation, die allerdings in Deutschland große Werbeprobleme hat, immer noch. Das verstehe, wer will...
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11. Februar 2008
150 Jahre Lourdes: Wunder-Spurt in die Pyrenäen

Sieben Wochen ohne - empfiehlt die evangelische Kirche nach den närrischen Tagen für die Fastenzeit. Dieses Jahr soll man als Lutheranerin oder Lutheraner so lange ohne Geiz auskommen. Das trifft sich gut, denn diese Zeit könnte man als vorübergehender Katholik für eine Reise nach Lourdes nutzen - und solche Ausflüge sind bekanntermaßen nicht ganz billig.

Sechs Millionen pilgern jedes Jahr zu diesem Ort in den Pyrenäen, wo angeblich vor genau 150 Jahren die Jungfrau Maria der 14-jährigen Bernadette Soubirous erschienen ist. Seitdem tut sich dort Wundersames und 63 Ereignisse angeblich unerklärlicher Art sind von der katholischen Kirche sogar anerkannt worden.

Dieses Jahr kommt noch ein Zuckerli hinzu.

Allen Katholikinnen und Katholiken, die sich 2008 auf den Weg machen zu jener Grotte, die ab 11. Februar 1858 der Legende nach für eine Müllerstochter Ungeahntes bereitgehalten hat, verspricht der deutsche Papst einen “vollkommenen Ablass” aller Sündenstrafen. Im Fegefeuer landen ist also vorübergehend out.

Mehr PR geht nicht

Bei solch einem Versprechen ist es wirklich kein Wunder, dass in diesem Jahr mehr als sechs Millionen Pilger in Lourdes erwartet werden, denn mehr PR geht nicht. Die 230 Hotels dürften ohne Unterlass ausgebucht sein.

Wenn allerdings irgendeine Sekte auf die Idee käme, Todkranke auf diese Weise auf eine beschwerliche Reise zu schicken, würden die Medien Sturm laufen und Betrug schreien - doch auch auf religiösem Gebiet wird seit Menschengedenken mit zweierlei Maß gemessen - da darf ein deutscher Papst ruhig auch einmal in einem wundersamen Jubiläumsjahr vermessen sein und die Werbetrommel rühren für einen Ort mit 15.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Glaubens-Doping

Ein bisschen Glaubens-Doping kann schließlich, wenn “katholische Kirche” auf dem Wundermittel steht, nicht schaden. Zu den Nebenwirkungen können wir immer noch unseren evangelischen Arzt oder unseren atheistischen Apotheker befragen. Fragen dürfen wir, denn auch für derlei Zweifel gilt der “vollkommene Ablass”, sonst wäre er ja nicht vollkommen, was überall einmal vorkommen kann, aber nicht bei einem deutschen Papst.

Eins jedoch vermisst man als kritischer Zeitgenosse bei den bisher katholisch anerkannten 63 Wundergeschichten: Die Geschichte eines Papstes, der angesichts einer schlimmen Krankheit nach Lourdes gepilgert ist, um gesund und munter nach Rom zurückzukehren.

Oder soll auch das in den 150 Jahren, die seit den angeblichen Marienerscheinungen vergangen sind, schon passiert sein? Für sachdienliche Hinweise wäre der Verfasser dieser Zeilen sehr - man kann ruhig sagen - mehr als dankbar…
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Bündnis für Kinder: Nicht immer ein klares Zeichen gegen Gewalt

“Herzlich willkommen beim Bündnis für Kinder. Gegen Gewalt. Wir wollen ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen und einen Beitrag zu einem gewaltfreien Aufwachsen junger Menschen in einer kinderfreundlichen Gesellschaft leisten”, ist ohne Zweifel ein Motto, das gut klingt. Vorstandsvorsitzender der Stiftung “Bündnis für Kinder” ist der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog.

Da alle Kinder ohne Gewalt aufwachsen sollten, habe ich an dieses Bündnis am 6. August 2007 diese Anfrage geschickt: “Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe ein Interview geführt mit einer Initiative, die sich für die Kinderrechte bei den Zeugen Jehovas einsetzt. Beim Stöbern im Netz finde ich nun unendlich viele Hinweise auf Gewalt gegen Kinder in dieser Glaubensgemeinschaft. Sie werden gezüchtigt, wenn sie in den Versammlungen nicht still sitzen, müssen ebenfalls still sitzend an dreitägigen Kongressen teilnehmen. Kinder, die wegen der Verweigerung von Bluttransfusionen gestorben sind, werden als Märtyrer eingestuft. Haben Sie sich mit dem Thema beschäftigt, wenn ja, zu welchen Erkenntnissen sind Sie gekommen?” Eine Antwort habe ich nicht bekommen.

Gewalt ist Privatsache?

Manchmal scheint eben immer noch zu gelten: “Gewalt ist Privatsache” - wie gestern im Zweiten Deutschen Fernsehen bei “Nachtschicht: Ich habe Angst”. Dieser Film über Kindesmisshandlungen bekam zu Recht die Bewertung “Buch, Team und Akteure sind spitze”.

Ins Drehbuch schrieb Lars Becker einen Dialog, der bewies, dass Gewalt gegen Kinder aus religiösen Gründen eine durchaus bekannte bundesdeutsche Tatsache ist. Allerdings wurde dieses Thema nur gestreift, und zwar bei einem Verhör, als eine Kommissarin einen brutalen Vater fragte, ob er einer Sekte angehöre.

Dieses Eisen ist offenbar so heiß, dass sich nicht nur das “Bündnis für Kinder” die Finger nicht verbrennen möchte - auch mehrere Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Kirche sind auf merkwürdige Weise in eine Schweigespirale geraten, als auch sie von mir mit diesem Thema konfrontiert wurden. Wochenlang hakte ich immer wieder nach, dann gab ich es auf.

Einige müssen draußen bleiben?

Wenn es um eine kinderfreundliche Gesellschaft geht, dann müssen einige Kinder eben draußen bleiben? Wie jener ehemalige Zeuge Jehova, der im Netz diese Anklage erhebt: “Das Besuchen der Zusammenkünfte war für mich jedes Mal eine gewaltige
Anstrengung. Vier-, fünf-, sechsjährig sah ich mich gezwungen, zwei Stunden hellwach dem Programm zu folgen. Es gab keine ´Ablenkung´ in Form von Malbüchern oder häufigeren Pausen. Einzig der Toilettengang barg eine gewisse Abwechslung, wenn er nicht zum Zwecke der Züchtigung gebraucht wurde. Ich habe von vielen ´Leidensgenossen´ erfahren, dass diese Toiletten oft zur ´intimen´ Züchtigung des aufsässigen Nachwuchses genutzt worden waren. Wo auch sonst hätte man sich den Blicken etwaiger Zuschauer besser entziehen können?”

Ist auch bei Gewalt gegen Kinder alles “Farm der Tiere”, sind also auch hier ein paar etwas gleicher als andere? Man stelle sich nur einmal den medienwirksamen Aufschrei vor, wenn dieser Bericht von einem ehemaligen Scientologen stammen würde…

Dann hätte ich sicherlich von jedem Weltanschauungsbeauftragten der evangelischen Kirche eine Antwort bekommen und vom “Bündnis für Kinder” wohl auch…
Veröffentlicht am 29. Januar 2008

Scientology: Tom Cruise redet wirres Zeug

Nun blickt er uns wieder von vielen Titelseiten an: der Schauspieler Tom Cruise. Seitdem jemand in Buchform behauptet hat, dass der 45-Jährige die rechte Hand des Psychovereinsvorsitzenden David Miscavige ist, wächst die Gefahr angeblich wieder und soll noch größer werden, wenn der Stauffenberg-Film ein Kassenschlager wird, denn das sei beste Werbung für Scientology.

Nun ist beim New Yorker Internetdienst Cawker.com ein vier Jahre altes Video aufgetaucht, das Tom Cruise bei einer wirren Rede zeigt, die bestens zur größenwahnsinnigen Ideologie des Vereinsgründers L. Ron Hubbard passt.

Experten wie Ursula Caberta und Thomas Gandow warten dann schon einmal auf den nächsten Anruf eines Redakteurs und stoßen Warnungen vor dem nahen Weltuntergang aus. Sogar mit Goebbels wird Tom Cruise verglichen. So nutzen sie bedenkenlos Vergleiche mit dem Hitlerfaschismus ab, bis die in einem wirklichen gefährlichen Falle zu nichts mehr taugen würden.

Es stimmt: Der Psychoverein, der in Deutschland um die 6 000 Mitglieder hat, stellt eine Gefahr dar, und zwar für alle, die in diese Vereinigung geraten und nur schwer wieder herauskommen.

In Kiste eingesperrt

In den Dianetik-Zentren glaubt man übrigens an einen gewissen Xenu. Der will diese Erde laut Scientology-Gründer Hubbard in den planetarischen Selbstmord treiben. Das ist vorerst verhindert worden, er wurde festgenommen und in eine elektrisch geladene Kiste eingesperrt, die in einem Berg versteckt ist.

Aber Anhänger hat Xenu immer noch und diese Anhänger meinen die Scientologen, wenn sie in Hochglanzbroschüren schreiben: „Der grundlegende Kampf der Menschen richtet sich nicht gegen den Menschen - das ist Irrsinn. Sein Kampf richtet sich hauptsächlich gegen jene Elemente, die ihn als Art unterdrücken und die seinen Drang nach höheren Zielen versperren.“ („Ursprung“, Magazin der Scientology Kirche Bayerns, Nummer 177, Seite 4)

Wirres Zeug kein Wunder

Wen wundert es da, dass Tom Cruise wirres Zeug redet, wen wundert es da, dass die Scientologen dieses Video unbedingt wieder aus dem Netz haben wollen? Es müsste überall gezeigt werden, auf jedem deutschen Fernsehkanal, in allen Schulen und in allen anderen Bildungseinrichtungen - und lasst den Goebbels, wo er ist…
Veröffentlicht am 20. Januar 2008

Wie hoch ist das "christliche Radikalisierungspotenzial"?

“Islamistisches Radikalisierungspotenzial” hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble in einer Studie über “Muslime in Deutschland” ausgemacht. 14 Prozent der hier Lebenden seien aus religiösen Gründen gewaltbereit oder der Demokratie übel gesonnen, fügt ein Sprecher des Ministeriums hinzu. Gleichzeitig nahm der Innenminister die Muslime in Deutschland in Schutz? Vor wem?

Ganz nüchtern kann man in diesem Zusammenhang erst einmal feststellen, dass 100 Prozent der Bundesinnenminister in Deutschland gewaltbereit sind. Dann müsste man fragen, welchen Richtungen des Islam die in vier Großstädten befragten 1000 Muslime angehören. Wie viele sind Schiiten, wie viele Sunniten, wie viele Alawiten?

Und schon wird es höchste Zeit, dass endlich jemand eine Studie “Christen in Deutschland” in Auftrag gibt, damit wir auch etwas erfahren über “christliches Radikalisierungspotenzial”. Aber: Der Aufschrei wäre schon vor der ersten Befragung so groß, dass jeder Wissenschaftler, der sich an eine solche Studie machen wollte, wohl nur noch einen Lehrstuhl im Ausland bekäme…

Niemand gewaltbereit

Von den befragten Alawiten dürfte niemand gewaltbereit sein, wenn es um die Verteidigung der eigenen Religion geht. Alawiten sind tolerant, akzeptieren jeden Glauben und lehnen religiöse Vorschriften ab. Eine entsprechende Richtung innerhalb des Christentums müsste man nicht nur lange suchen, sondern man würde sie auch nicht finden.

Seit Veröffentlichung der Studie “Muslime in Deutschland” wird einer der Autoren, Professor Peter Wetzels aus Hamburg, nicht müde in seinen Warnungen vor voreiligen Schlüssen.

Verwunderlich ist: Von Protesten gegen eine solche Untersuchung hat niemand von uns etwas gehört. Schiiten, Sunniten und Alawiten ließen sie offenbar klaglos über sich ergehen.

Wäre das auch so, wenn es um “Christen in Deutschland” ginge? Oder würde das geschehen? Nach der Vergabe des Forschungsauftrags gehen die Zeugen Jehovas erst einmal vor Gericht, denn die dienen bekanntlich oder vielmehr den meisten nicht bekanntlich seit 1914 einer unsichtbaren Regierung, die von Jehova geleitet wird. Aus diesem Grund verweigern sie sichtbaren Regierungen die Gefolgschaft. Wären also schon einmal 160.000 Christen, die der Demokratie ablehnend gegenüber stehen.

Sie verteufeln Bücher und Filme

Doch es gibt weitere nahezu zwei Millionen Deutsche, die nicht zur katholischen oder evangelischen Kirche gehören, die Sturm laufen gegen bestimmte Bücher und Filme, die jeden anderen Glauben verteufeln - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Auf wie viel Prozent Deutsche mit “christlichem Radikalisierungpotenzial” kame man da wohl?

Käme man eben nicht, weil es nicht so weit kommen dürfte, dass sich jemand an diese Studie macht. Strafanzeigen würde es hageln, wegen Volksverhetzung beispielsweise, wegen Verunglimpfung von christlichen Religionsgemeinschaften.

Den Satz “Wer junge Muslime auffordert oder dazu anleitet, Selbstmordattentate zu begehen, ist ein gottloser Krimineller” haben 90 Prozent der befragten Schiiten, Sunniten und Alawiten bejaht. Die Frage “Darf man junge Christen dazu anleiten oder auffordern, ihr Leben für Gott zu geben?” würden auch 90 Prozent der zu befragenden Christen verneinen. Kann man nur hoffen…
Veröffentlicht am 24. Dezember 2007Leserbrief an "Christ im Dialog"

Erst einmal diese Anmerkung, es gibt hier eine Umfrage, welcher Konfession man angehöre. Eine Möglichkeit ist "apostolisch". Da aber auch die evangelische und die katholische Kirche apostolisch sind, ergibt diese Antwortmöglichkeit für mich keinen Sinn.
Nun zu einem Satz aus dem Vortrag von Herr Drave, der Historiker ist:

"Kuhlen ist zur Apostelversammlung nach Frankfurt (23. Januar 1955) gefahren mit der Absicht, die Trennung abzuschließen. Da er nicht bereit war, dem Stammapostel zu folgen, trägt er auch die Verantwortung für seine Amtsenthebung und den Ausschluss aus der Neuapostolischen Kirche."

Wenn er das so gesagt hat, zeigt diese Äußerung erst einmal den autoritären Charakter der Neuapostolischen Kirche. Man hat zu folgen, sonst fliegt man...

Außerdem ist diese Behauptung, um eine belegbare Tatsache handelt es sich nicht, nachweislich falsch. Peter Kuhlen, der 1948 zum Nachfolger von Johann Gottfried Bischoff ernannt worden ist (hat das Herr Drave auch erwähnt?), bedauerte auch Jahre nach seinem Rauswurf noch, dass er der Meinung gewesen sei, man könne einen Kompromiss herbeiführen. Er hatte ja oft genug daneben gesessen oder selbst eine Predigt gehalten, wenn Bischoff seine These von seiner Unsterblichkeit vertrat. Widerworte gab es von Kuhlen bis zu seinem Rauswurf öffentlich nie...

Auch das bedauerte Peter Kuhlen später, weil es seiner Glaubwürdigkeit wenig dienlich war. Denn diese zögerliche Haltung machte ab 1955 erst die unglaubliche Verleumdungskampagne der Neuapostolischen Kirche gegen Kuhlen, Dehmel,die Güttingers und andere möglich.

Diese Verleumdungskampagne wird nun also fortgesetzt. Aber ist Anderes zu erwarten gewesen?

Als Redakteur - nicht als Historiker - habe ich alle Zeitschriften, alle erreichbaren Dokumente aus der Bischoff-Ära gelesen, mit Zeitzeugen gesprochen und das Buch "Kauft nicht bei Ex-Neuapostolischen" daraus gemacht, das man unter http://stores.lulu.com/hwilmers beziehen kann (als Download oder als Print).

Nach Weihnachten 1951 in Gießen gab es einfach kein Zurück mehr. Ich sprach darüber auch mit einem evangelischen Christen, der diese Rundfunkübertragung miterlebt hatte. Er berichtete mir, dass vielen Anwesenden die damals in die Welt der Neuapostolischen Kirche gesetzte Behauptung erst einmal nur peinlich war. Sie wurde bekanntlich eine Zeitlang auch wieder unter den Teppich gekehrt...
14. Dezember 2007

Innenminister planen Scientology-Verbot

„Sie steht in der Bundesrepublik Deutschland seit langem im Focus der staatlichen Behörden sowohl unter dem Gesichtspunkt der Aufklärung über Sekten als auch unter dem Gesichtspunkt der wehrhaften Demokratie gegenüber Bestrebungen, die mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sind“, hat Berlins Innensenator Ehrhard Körting schon im Mai 2007 geschrieben.

Nun gehen Körting und seine Länderkollegen noch einen Schritt weiter und planen ein Verbot dieser von dem amerikanischen Science-fiction-Autor L. Ron Hubbard vor über 50 Jahren gegründeten Organisation, die von einigen Kritikern als „Sekte“ eingestuft wird, von anderen als Psychoverein, der mit nutzlosen, möglicherweise auch für die Psyche gefährlichen Kursen Leuten das Geld aus der Tasche zieht. Vor einigen Wochen hat auch die Hamburger Scientology-Expertin Ursula Caberta ein Verbot gefordert.

Doch es gab auch immer andere Stimmen, wie die von Florian Pronold, der in einer Seminararbeit an der Regensburger Universität zu bedenken gab: „Das Gefährliche an Scientology ist ja nicht nur ihre Organisation, sondern die menschenverachtende, sozialdarvinistische Ideologie. Sie findet Anknüpfungspunkte in profitorientierten, marktliberalen Gedankengebäuden, die in weiten Teilen der Gesellschaft bereits verbreitet sind und gesellschaftlich-demokratische Einflussnahme ausschalten wollen. Eine solche Ideologie, kann man, wenn sie auf fruchtbaren Boden fällt, nicht mehr per Verbot aus der Welt schaffen.“

Nicht sehr bedeutend

Auf sehr fruchtbaren Boden fallen die abstrusen Ideen von L. Ron Hubbard und von seinen Nachfolgern allerdings nicht. Diese amerikanische Organisation ist in der Bundesrepublik Deutschland stets von geringer Bedeutung gewesen, allerdings tritt sie sehr aggressiv auf.

Zur Scientology-Tradition gehören scharfe Attacken gegen die Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater. In einer Broschüre mit dem Titel „Die Psychiatrie zerstört die Religion“ (erschienen um 1995) werden ganze Breitseiten gegen einzelne Vertreter wie Sigmund Freud (Er sprach „dem Menschen seine Spiritualität ab und erniedrigte ihn zu einem Tier, das nur auf Reize reagiert“) und gegen den gesamten Berufsstand abgefeuert: „Da Psychiater und Psychologen unverhältnismäßig häufiger als andere Zweige der Gesundheitsfürsorge-Industrie wegen krimineller Vergehen angeklagt werden, erweisen sie sich als überaus schädlicher und destruktiver Partner für die Religion.“

Einfache Welt

Für Scientologen ist die Welt ganz einfach. die einen sind auf dem richtigen Weg, also häufiger einmal im Dianetik-Zentrum, die anderen finden den Weg auch noch - oder es ist in jeder Hinsicht schlecht um sie bestellt. L. Ron Hubbard hat die Menschen schlicht in Höherwertige (= seine Anhänger) und in Minderwertige (= alle Nichtscientologen) unterschieden.

Ob man solch einem schlicht gestrickten Weltbild mit einem Verbot beikommt, sollten die Innenminister noch einmal intensiv diskutieren. Die Karte „Aufklärung“ ausspielen, scheint sinnvoller zu sein. Das Ideengebäude dieses Psychovereins ist nämlich leicht zum Einsturz zu bringen.
Veröffentlicht am 8. Dezember 2007

Giftmischer mit goldenem Kompass

Vorsicht! In deutschen Kinos werden Kinder ab heute vergiftet. Behauptet jedenfalls die katholische Kirche, die nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland Sturm läuft, weil ein Mädchen einen “goldenen Kompass” in die Hand nimmt, um die Welt vor dem Bösen zu retten. “Dazu gehören wir in diesem Film auch”, lautet der Aufschrei von katholischer Seite.

Die katholische Nachrichtenagentur titelt “Dieser Film ist Gift für die Kinder” und beruft sich dabei auf das soeben bei Ignatius Press erschienene Buch “Pied Piper of Atheism: Philip Pullman and Children´s Fantasy” (”Der Rattenfänger des Atheismus: Philipp Pullman und die Fantasie von Kindern”).

Als habe es sexuelle Übergriffe katholischer Geistlicher nie gegeben, als stimme es nicht, dass Opfer für ihr Schweigen Geld bekommen haben sollen, ist für bestimmte katholische Kreise die Fiktion offenbar noch gefährlicher als die Realität.

Ex-Nonne widmet sich Okkultismus

Heftige Kritik wird an einer Nebenfigur im “Goldenen Kompass” geübt. Dr. Mary Malone, ehemals katholische Nonne, widme sich nun Sex und Wissenschaft, später sogar dem Okkultismus.

Exorzisten gibt es in der katholischen Kirche also nicht mehr? Niemand treibt einem angeblich Besessenen mehr irgendwelche Teufel aus? Von dieser Form des Okkultismus hat sich die katholische Kirche mittlerweile verabschiedet?

Wenn dieser Film für Kinder gefährlich sein soll, muss doch wohl auch die Frage erlaubt sein: Wie gefährlich für die Kleinen ist eigentlich die Aussage des bekanntesten italienischen Exorzisten Pater Gabriele Amorth gewesen, Papst Johannes Paul II habe im Vatikan im Jahre 1982 einem Mädchen, das sich wie “ein krankes, vom Teufel besessenes” Wesen auf dem Boden wälzte, den Teufel ausgetrieben?

Und: Wie würden Kinder im Geschichtsunterricht darauf reagieren, wenn ihnen die Lehrerin oder der Lehrer erzählen würde, dass der 1958 verstorbene Papst Pius II versucht haben soll, von Rom aus Hitler vom Teufel zu befreien?

Lieber Uni besuchen

Ins Kino gehen sollen die Kinder also nicht, sondern später einmal an der päpstlichen Universität “Regina Apostolorum” studieren, die ein Exorzismus-Seminar anbietet, damit Priester und Theologiestudenten lernen, wie man “echte Fälle dämonischer Besessenheit” von “psychischen Störungen” unterscheiden lernt?

Wenn dann noch Kritiker daher kommen und sich darüber beklagen, dass sich Regisseur Chris Weitz von der Fantasy-Trilogie abgekoppelt habe, um mit seinem Film nicht zu viele Angriffsflächen zu bieten, dann fragt man sich: Hätte er sich an das geschriebene Wort gehalten, hätte dann der katholische Sturm der Entrüstung alle deutschen Kinos just am Nikolaustag von der Bildfläche gefegt?…
Veröffentlicht am 6. Dezember 2007

1. November 2007
Gott hat Eva Herman den Job aus der Hand geschlagen?

„Gott hat mir meinen Fernsehjob aus der Hand geschlagen. Das wird er vorsätzlich gemacht haben, weil ich jetzt Zeit für andere Dinge habe. Ich bekomme viel Kraft von oben. Ich bete viel und weiß, dass viele Menschen auch für mich beten. Das spüre ich.“

Nun legen wir eine Denkminute ein und lesen noch einmal, was Eva Herman bei einer Lesung in Plauen gesagt hat - und sie soll bloß nicht sagen, dass sie wieder falsch zitiert worden sei, denn sie hat es genau so gesagt. Dafür gibt es 350 Zeuginnen und Zeugen, denen sie ihr Arche-Noah-Prinzip verklickert hat.

Gott hat ihr also den Fernsehjob aus der Hand geschlagen. Das muss man sich wohl so vorstellen: Erst verführt Er sie zu unbedachten Sätzen über den Hitlerfaschismus und dann fällt Ihm ein, dass Er sich als Gott Israels alttestamentarisch dafür rächen muss, dass jemand etwas Gutes an Verbrechern findet, die sein Volk in die Gaskammern geschickt haben. Ergo: Sie hat es nicht anders verdient - und schon führt der religiöse Gedankenflug zu jenen Kindern, die gerade ihren letzten Atemzug machen, weil sie zum Hungertod verurteilt sind. Welche Fehler haben die denn gemacht, dass Eva Hermans Gott das zulässt? Oder ist Er zwar in der Lage, einer Fernsehjournalistin den Job aus der Hand zu schlagen, bei sterbenden Kindern jedoch sind ihm die allmächtigen Hände gebunden?

Ziemlich sicher ist: Bei Eva Herman hilft auch Beten nicht mehr. Man kann nur alle Buchhändlerinnen und Buchhändler, alle Veranstalterinnen und Veranstalter bitten, entweder auf Einladungen dieser Buchautorin zu verzichten oder aber bei Lesungen jemanden dazu zu setzen, der ihr Contra gibt, bis sich in den grauen Zellen von Eva Herman doch noch etwas tut.

Doch ihr weiterer Lebensweg scheint vorgezeichnet zu sein. Publizistische Endstation dürfte ein Buch mit dem Titel "Danke Adam für deine Rippe" sein, Untertitel: "Warum Frauen an der von Gott gegebenen Männerherrschaft nicht rütteln sollten".

Dieser Kommentar begann mit einer Denkminute und endet mit mehreren Denkminuten über die bisherigen Äußerungen dieser ehemaligen Fernsehjournalistin:

Autobahn, die erste zwischen Köln und Bonn, eingeweiht am 6. August 1932 vom Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, später erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Eva Herman, die vom NDR entlassene Moderatorin sagt bei Kerner: "Aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden. Und wir fahren heute drauf."

Hitler, Adolf, der bei der Reichspräsidentenwahl 1932 antritt und auf Wahlplakaten der NSDAP als "Frontsoldat" dem Wahlvolk schmackhaft gemacht werden soll, der am 30. Januar 1933 von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt und nicht ernst genommen wird: "Diese Regierung ist die kurioseste, die Deutshland je hatte" ("Frankfurter Zeitung"), setzt den Autobahnbau fort, am 3. Oktober 1935 wird das Autobahnteilstück Darmstadt-Mannheim-Heidelberg offiziell eingeweiht, am 19. Juni 1936 das Teilstück von Königsberg nach Elbing, bei einem Treffen am 30. Juni 1937 planen das faschistische Deutschland und das faschistische Italien eine Autobahn von Rom nach München, am 18. März 1938 wird das deutsche Autobahnbauprogramm auf Östereich ausgedehnt, am 26. April 1939 lehnt Polen den Bau einer exterritorialen Autobahn zwischen Pommern und Ostpreußen ab, Deutschland beendet die Gespräche, am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen und endet am 8. Mai 1945 mit der totalen Kapitulation, von den geplanten 6900 Autobahnkilometern sind rund 3800 Kilometer gebaut.

Mutter, die laut Eva Herman von 1933 bis 1945 hohes Ansehen genossen hat, bekommt am 16. Dezember 1938 das erste "Ehrenkreuz der deutschen Mutter" und wird abgelichtet mit drei Kindern, eins im Kinderwagen, die Tochter mit Hakenkreuz auf der Jacke, der Sohn als Hitlerjunge.

Frauen, die es laut Eva Herman von 1933 bis 1945 gut hatten, werden im "Lebensborn" der Faschisten, wenn sie "erbbiologisch wertvoll sind" , "ebenbürtigen" SS-Männern zum Zwecke der Zeugung von Nachwuchs zugeführt.

Schutzstaffel. (SS), die Leibgarde Hitlers wird zu einer verbrecherischen Organisation, die am 30. September 1939 in Polen für die ersten Massenerschießungen von Frauen, Kindern und Männern verantwortlich zeichnet und in den Konzentrationslagern ebenfalls zur Massenmörderin wird.


Deutsche Kirchen auf dem Immobilienmarkt

Schon vor über vier Jahren hat es einem Autor in einem Islam-Forum den "Atem verschlagen", als eine Sprecherin der evangelischen Landeskirche in Bielefeld erklärte, dass der Verkauf von Kirchen an jüdische und christliche Gemeinden erlaubt sei, der Verkauf an muslimische Gemeinden aber strengsten untersagt werde. "Es gibt eine entsprechende Empfehlung an unsere Gemeinden", bestätigte sie laut Artikel vom 10. Juli 2003.

Denn: Auch ein nicht mehr als Gotteshaus genutztes Kirchengebäude werde in der Bevölkerung noch als Kirche wahrgenommen. Werde sie an eine muslimische Gemeinde verkäuft, werde das von vielen nicht verstanden. Bei einem Verkauf beispielsweise an eine jüdische Gemeinde sei das anders: "Hier steht unser Glaube auf einer gemeinsamen Grundlage." (http://www.islam.de/1044.php)

Jetzt wird dieses Thema wieder hoch gekocht: Die Neuapostolische Kirche, mit 380 000 Mitgliedern die drittgrößte christliche Glaubensgemeinschaft in Deutschand, hat zwei ihrer Berliner Kirchen an muslimische Gemeinden verkauft. Darauf reagierten die evangelische und die katholische Kirche allerorten. So hieß es heute in der "Märkischen Allgemeinen: "Die evangelische und die katholische Kirche werden dem Kurs der kleinen neuapostolischen Kirche nicht folgen und kein Gotteshaus an Muslime verkaufen. Sprecher der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und des Erzbistums Berlin schlossen gestern eine Nutzung von Kirchengebäuden durch Muslime aus." (http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11037460/62249/)

Neun Gebäude der Neuapostolischen Kirche stehen in Berlin zum Verkauf, hat die "Berliner Zeitung" bereits am 11. April 2007 gemeldet. Dafür zuständig ist der Makler Klaus Kugele aus Baden-Württemberg, der seinerzeit versicherte: "Die Nachfrage ist gut." Hinblättern müssen Käufer pro Gebäude zwischen 450 000 und 1 000 000 Euro. "Aber", so der Makler, "das ist Verhandlungssache."
(http://www.pr-inside.com/de/viele-kirchen-in-berlin-zu-verkaufen-r90177.htm)

In zwei Fällen haben nun also zwei muslimische Gemeinden die Verhandlungssache bestens beherrscht und Bernd Szymanski, Superintendent der evangelischen Landeskirche für Neukölln fuhr der Schreck in die Glieder, als er davon erfuhr: "Ich bin erschrocken, als ich das gelesen habe." Es stimme zwar, dass es im nördlichen Neukölln eine schleichende Islamisierung gebe, aber christliche Kirchen an Muslime verkaufen, komme nicht in Frage, da sei es besser, Kirchen abzureißen. Man müsse sich nur einmal die Hagia Sofia anschauen, rät er im "Tagesspiegel".
(http://www.tagesspiegel.de/berlin/Kirche;art270,2395681)

Eine offizielle Reaktion der Neuapostolischen Kirche mit Weltsitz in Zürich hat es dazu noch nicht gegeben. Die aktuellste Meldung auf den internationalen Internet-Seiten dieser Glaubensgemeinschaft stammt vom 1. Oktober 2007. Auf den Internet-Seiten der Neuapostolischen Kirche Berlin-Brandenburg findet man ebenfalls noch keine Zeile zu diesen Verkäufen, dafür aber eine Mitteilung vom 1. Juni 2006, aus der man erfährt, dass "eine Neuordnung der Kirchenbezirke mit Zusammenlegungen von Gemeinden" geplant sei, denn: "Seit dem Zusammenwachsen der beiden Stadthälften Berlins zu Beginn der 90er Jahre suchen viele, besonders jüngere Familien ihren Wohnsitz im Umland der Großstadt. Diese Tendenz spürt auch die Kirche. Zusammenlegungen von Gemeinden sind unvermeidlich, zumal eine ungünstige demografische Struktur und die abnehmende Bevölkerungszahl in den Randgebieten des Bundeslandes Brandenburg ebenfalls gesehen werden müssen."
(http://www.nak.de/news.de/20060601-473-de.html)

Spannend wäre die NAK-Antwort auf jeden Fall, denn viele junge Leute sind mit dem Katechismus dieser Glaubensgemeinschaft unter dem Arm zum neuapostolischen Konfirmationsunterricht gegangen und fanden als Antwort auf die Frage 197 "Welche Ereignisse erkennen wir als von Gott zugelassene Gegenmaßnahme?" diese Antwort: "In der religiösen und politischen Bewegung des Islam band Gott eine scharfe Zuchtrute für die lau gewordenen christlichen Völker Asiens und Europas." Die Auswirkungen dieser "Gottesrute" waren laut Antwort 198: "Durch den Islam, der seine Lehre mit Feuer und Schwert verbreitete, wurde das Christentum aus Asien weitgehend verdrängt."

Für 2008 ist eine Neuauflage dieses NAK-Buches mit dem Titel "Fragen und Antworten" geplant. Angekündigt wurde sie im Februar vorigen Jahres, Auflagenhöhe: 115 000 Exemplare. Laut Neuapostolischer Kirche International sind von diesem Katechismus bislang rund 560 000 Exemplare erschienen, in keinem dieser Exemplare haben jemals die zitierten Antworten zum Islam gestanden, versichert der internationale Pressesprecher der Glaubensgemeinschaft, Peter Johanning, per mail vom 9. Oktober 2007 gegenüber Readers-edition-Autor Heinz-Peter Tjaden: "Mir ist nicht
bekannt, dass dieses Zitat jemals in ´Fragen und Antworten´ gestanden hat."

Manche Diskussionen und Antworten können einem fürwahr "den Atem verschlagen".

Siehe auch

Versuch eines mail-Dialoges mit dem Medienreferenten der NAK

Sehr geehrter Herr Johanning, erst schrieben Sie, dass nach Ihrem Kenntnisstand so was nie in "Fragen und Antworten" gestanden habe, jetzt legen Sie mir die jüngste Ausgabe ans Herz. Inzwischeh habe ich alle Infos, die ich brauche. In nicht überarbeiteten Ausgaben der Auflage 1981 gab es diese Einschätzungen des Islam noch, in der Ausgabe von 1992 wurde das entsprechende Kapitel zusammengestrichen, der Islam kam nur noch im Zusammenhang mit den Kreuzzügen vor. Meine Frage ging aber in eine ganz andere Richtung. Schließlich kann man auch Passagen aus einem Buch streichen, ohne seine Einstellung zu ändern...
Mit freundlichen Grüßen
Heinz-Peter Tjaden


----- Original Nachricht ----
Von: Peter Johanning </ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></></></></></></></></>
An: heinzpetertjaden@arcor.de
Datum: 09.10.2007 14:28
Betreff: Re: Re: Re: bitte um beantwortung

> Ich bitte Sie doch, die gültige Ausgabe zu nehmen und nicht die aus
> vergangenen Zeiten.
>
> Freundliche Grüße,

Sehr geehrter Herr Tjaden,

doch, die Fragen 197 und 198 stehen nach wie vor in "Fragen und Antworten". Sie lauten:

197: Welche Stellung nimmt der Mensch in diesem Bund ein?
198: Wer kann die Heilige Taufe empfangen?

Ausgabe 1992. Siehe auch

http://www.nak.org/nc/de/news/news-display/browse/45/article/12666/3/?cHash=aacd29a7fe&sword_list%5B0%5D=Fragen%20und%20Antworten
http://www.nak.org/de/news/publikationen/article/13869/

Mit freundlichen Grüßen,

Peter Johanning
Neuapostolische Kirche International


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: </ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></></></></></></></></></></></></>
An: </ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></></></></></></></></>
Gesendet: Dienstag, 9. Oktober 2007 12:22
Betreff: Aw: Re: bitte um beantwortung


Sehr geehrter Herr Johanning, die Frage 197 und die Frage 198 stehen also nicht mehr in "Fragen und Antworten"? Da wird der Islam als "göttliche Gegenmaßnahme" bezeichnet und als "Zuchtrute". Wann ist das wieder gestrichen worden? Daas es nie im NAK-Katechismus gestanden hat, können Sie nicht behaupten. Wann also sind diese Fragen wieder gestrichen worden? Mit freundlichen Grüßen Heinz-Peter Tjaden


----- Original Nachricht ----
Von: Peter Johanning </ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></ peter.johanning@nak.org=""></ peter.johanning@nak.org=""></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></ peter.johanning@nak.org=""></></></></></></></></></></></></></></></>
An: heinzpetertjaden@arcor.de
Datum: 09.10.2007 12:03
Betreff: Re: bitte um beantwortung

> Sehr geehrter Herr Tjaden,
>
> Ihre Frage kann ich uneinschränkt mit Ja beantworten. Mir auch nicht
> bekannt, dass dieses Zitat jemals in "Fragen und Antworten" gestanden
> hätte.
>
> Mit freundlichen Grüßen,
>
> Peter Johanning
> Neuapostolische Kirche International
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: </ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></></></></></ heinzpetertjaden@arcor.de=""></></></></></></></></></></></></></></></>
> An: </ peterjohanning@nak.org=""></ peterjohanning@nak.org=""></ peterjohanning@nak.org=""></></ peterjohanning@nak.org=""></ peterjohanning@nak.org=""></></ peterjohanning@nak.org=""></></></></ peterjohanning@nak.org=""></ peterjohanning@nak.org=""></></ peterjohanning@nak.org=""></></></></ peterjohanning@nak.org=""></></></></></></></></ peterjohanning@nak.org=""></ peterjohanning@nak.org=""></></ peterjohanning@nak.org=""></></></></ peterjohanning@nak.org=""></></></></></></></></ peterjohanning@nak.org=""></></></></></></></></></></></></></></></>
> Gesendet: Dienstag, 9. Oktober 2007 09:39
> Betreff: bitte um beantwortung
>
>
> Sehr geehrter Herr Johanning,
>
> die Berliner Medien und gestern auch die "Bild"-Zeitung berichten darüber,
> dass die Neuapostolische Kirche in Berlin zwei ihrer Gebäude an islamische
> Gemeinden verkauft habe. Dazu meine Frage: Ist die Antwort, dass es sich
> beim Islam um die "Geißel Gottes" handelt, inzwischen aus dem Katechismus
> Ihrer Kirche gestrichen worden?
>
> Vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage, da ich gerade an einem
> entsprechenden Artikel arbeite.
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Heinz-Peter Tjaden

Diese e-mail-Schreiberei endet um 16.20 Uhr so:

Sehr geehrter Herr Tjaden,

Ihre ursprüngliche Frage lautete "Ist die Antwort, dass es sich beim Islam um die "Geißel Gottes" handelt, inzwischen aus dem Katechismus Ihrer Kirche gestrichen worden?". Diese habe ich mit Ja beantwortet. Dass mir nicht bekannt war, dass anderslautende Formulierungen in F+A gestanden, stimmte bis heute Morgen. Ich habe das nicht gewusst. Für eine Beantwortung Ihrer Frage stützte ich mich natürlich auf die gültige Aussage von F+A aus 1992. Diese bitte ich zu beachten.

Mit freundlichen Grüßen,

Peter Johanning
Neuapostolische Kirche International

Sehr geehrter Herr Johanning, in diesem Dilemma habe ich schon oft gesteckt. Ich wusste oft mehr als NAK-Mitglieder. Deswegen war ja auch jeder Klageversuch der NAK zum Scheitern verurteilt. Dass ich sogar mehr weiß, als der Pressesprecher der NAK, hätte ich allerdings nicht erwartet. Mein Artikel ist im Netz, dass Sie diese Zitate bestätigen, dieser Hinweis fehlt da leider.
Mit freundlichen Grüßen Heinz-Peter Tjaden

e-mail der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) vom 10. Oktober 2007

Sehr geehrter Herr Tjaden,

Ihre kritische Nachfragen haben wohl mit dazu beigetragen, dass die NAK jetzt eine Pressemitteilung dazu verfasst hat. Natürlich ist die zivilreligiöse Wahrnehmung einer mittelalterlichen Kirche am Marktplatz eine andere als die eines funktionalen Zweckbaus einer christlichen Sondergemeinschaft. Andererseits erscheint es etwas gutgläubig, sich mit dem Verweis auf den "Kulturverein" zu rechtfertigen, sind doch im muslimischen Glauben Religion, Kultur und Politik aufs Engste miteinander verwoben.

Freundliche Grüße,
Michael Utsch

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Dieser e-mail-Wechsel ist wirklich verwunderlich - oder vielleicht aber auch nicht...